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Roseln mitten in Siebenbürgen

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Typisch <strong>Roseln</strong><br />

Roslerisch oi f<strong>in</strong>det sich am häufigsten <strong>in</strong> Großschenk (Schönberg, Werd), aber nicht<br />

immer <strong>in</strong> denselben Wörtern; Reps spricht nur <strong>in</strong> Schoiër (Scheune), doiër (teuer) oi,<br />

während Großschenk goit (geht), əlo<strong>in</strong> (alle<strong>in</strong>), Oich (Eiche) sagt.<br />

<strong>Roseln</strong> gehört außerdem zur Gruppe der ui­Mundarten, die westwärts <strong>in</strong> Agnetheln<br />

beg<strong>in</strong>nt, etwa bis Reps reicht und Birthälm mit e<strong>in</strong>schließt; es gilt also əsui (so), frui<br />

(froh), Lu<strong>in</strong> (Lohn), Uiwən (Ofen), duit (tot), Bruit (Brot).<br />

E<strong>in</strong> weiterer, außergewöhnlicher Zwielaut, iu für e<strong>in</strong> altes deutsches a, vere<strong>in</strong>igt „alte“<br />

und „neue“ Mundarten (und zwar aus Reps, Katzendorf, Schönberg, Großschenk, aber<br />

auch zum Teil Werd u. a.) besonders eng <strong>in</strong> Wörtern wie Schiuf (Schaf), Giur (Jahr),<br />

pliuģən (plagen), Schwiuger (Schwager), bliusen (blasen), Striuf (Strafe), wiur (wahr)<br />

(Reps). Im deutschen Siedlungsgebiet noch nicht aufgefunden werden.<br />

Roslerisch oa i <strong>in</strong> hoa i den (hüten), groa i n (grün), auch Stoa i l (Stühle), broa i dijen (brü[tig]en),<br />

goa i ken (jucken) f<strong>in</strong>det sich <strong>in</strong> Reps meist als oa wieder: hoaden (hüten), groan<br />

(grün), Stoal (Stuhl), auch froaer (früher), Foaß (Füße) u. a.<br />

Roslerisch eo für o steht im Großschenker Heolz (Holz), Weoch (Woche), Treog<br />

(Trog), Kleotz (Klotz). Wie das Roslerische zu eo für altes a gekommen ist, muss noch<br />

untersucht werden für Wörter wie Meon (Mann), keon (kann), Heond (Hand), meochen<br />

(machen), eolt (alt). Allerd<strong>in</strong>gs wird <strong>in</strong> Katzendorf abwechselnd bald eo, bald eu notiert:<br />

keun (kann), Meun (Mann), aber Meor (Mar, Morast), Neos (Nase).<br />

Roslerisch ai <strong>in</strong> Knaist (Kneist), schaißen (scheißen), Waimer (We<strong>in</strong>beere, Traube),<br />

ebenda Haiser (Häuser), ais (aus) könnte Agnetheln zugerechnet werden, tritt aber auch<br />

<strong>in</strong> Großschenk auf, so: draiwen (treiben) <strong>in</strong> Agnetheln und Großschenk, raißen (reißen)<br />

<strong>in</strong> Katzendorf, Agnetheln.<br />

Von den e<strong>in</strong>fachen Selbstlauten stimmen mit dem Rosler Ausgangsgebiet übere<strong>in</strong>:<br />

kem (kam) Agnetheln, Großschenk, Reps (<strong>in</strong> der Bedeutung kaum). Statt Men (Mann)<br />

wie <strong>in</strong> Großschenk spricht <strong>Roseln</strong> heute Meon. Für das Agnethler und Großschenker<br />

Lemt (Land) gebraucht <strong>Roseln</strong> Lūnt wie Reps, dies sagt aber Blem (Blume), <strong>Roseln</strong> Blēm.<br />

Zur Mundart um Reps passt Brēdər (Bruder), Kei (Kuh), nei (nun) sowie gut, tun, Rute,<br />

was dem Agnethler gəit, də<strong>in</strong>, Rəit entspricht.<br />

Das häufige Roslerische ū <strong>in</strong> Kūf (Kaff, Spreu), Schruģen (Schragen), zuhlen (zahlen),<br />

schūt (schade), ərūf (herab), schūwen (schaben, hacken), hūt (hat) ist dem Schenk­Kosder<br />

Kapitel ansche<strong>in</strong>end verloren gegangen; <strong>in</strong> Großschenk gab es am Dorfrand bloß<br />

e<strong>in</strong>e Familie, die ūwənt für Abend sagte. Dafür hat es das Rosler Nachbardorf Jakobsdorf<br />

durchgehend bewahrt.<br />

Mit dem Repser Gebiet geht roslerisch o i <strong>in</strong> no i n (neun), Bro i jem (Bräutigam), Bro i t<br />

(Braut), do i tsch (deutsch), ho i len (heulen) zusammen. Lotch neben Luetch (Leute) und<br />

do i tsch neben duətsch (deutsch) geben <strong>in</strong> <strong>Roseln</strong> wohl <strong>in</strong>dividuelle Varianten wieder.<br />

Was dem Rosler Herkunftsgebiet ansche<strong>in</strong>end fehlt, ist die ältere Aussprache des å als<br />

au <strong>in</strong>: vaur (vier), hau (hier), Kraum (Krieme, Sau), Begraufnes (Begräbnis, Friedhof),<br />

sowie für Daukel (Deckel), Zaukel (Sekler), aber auch für Frau (Frau), Dauch (Tuch).<br />

Damit ist das reiche vokalische Laut<strong>in</strong>ventar der Rosler Mundart zwar nicht erschöpft,<br />

aber wir wollen uns mit dem bisher Erläuterten begnügen und bloß noch auf<br />

den besonderen Wandel des e zu ī aufmerksam machen <strong>in</strong> Wörtern wie Knicht (Knecht),<br />

kwilen (quälen), Wich (Weg), <strong>in</strong> der alten Wortform Mīrtert (Mörtel) sowie im Taufnamen<br />

Mart<strong>in</strong>, der hier Mīrten lautet. Jakobsdorf kann diesbezüglich auch mit e<strong>in</strong>igen<br />

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