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Roseln mitten in Siebenbürgen

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Der Anfang vom Ende<br />

fasste sich mit Ehebewilligung der Angestellten, e<strong>in</strong> anderer mit der Anwendung von<br />

Kirchenzuchtmaßnahmen auf die Verweigerer des Volksbeitrages und e<strong>in</strong> dritter mit der<br />

Beschlussfähigkeit der kirchlichen Körperschaften. Zu dem Erlass, der letztlich Anlass<br />

der Sitzung war, betreffs Übergabe der Geme<strong>in</strong>desäle usw. an die Volksgruppe, bemerkte<br />

der Vorsitzende, dass die Volksgruppe „bei uns schon alles von sich aus <strong>in</strong> Benützung<br />

und Verwaltung genommen hat, weshalb sich Weiteres erübrigt“.<br />

Am 12. und 19. März folgten wieder Gedächtnisgottesdienste, zuerst für den am<br />

6. Januar 1944 gefallenen Thomas Albrich 117, dann für den vorher, am 25. Dezember<br />

1943 gefallenen He<strong>in</strong>rich Thome Nr. 27, schließlich am 21. Mai gleich für drei zugleich:<br />

für den am 21. Januar 1944 bei Narwa gefallenen Michael Zucker Nr. 61, für den am<br />

28. Januar 1944 ebenfalls bei Narwa gefallenen Johann Widmann Nr. 2, und für den<br />

am 15. Februar 1944 bei Donk<strong>in</strong>ow <strong>in</strong> Russland gefallenen Johann Sallmen Nr. 48. Zu<br />

diesem letzten folgte noch e<strong>in</strong> bis heute nicht zu klärendes Nachspiel, denn am 24. Februar<br />

1946 wendet sich die seit 1924 als Witwe lebende Mutter Sofia geb. Stirner durch<br />

Pfarrer Csallner an e<strong>in</strong>e Suchstelle, <strong>in</strong>dem sie folgendes berichtet:<br />

„Me<strong>in</strong> Sohn Johann Salmen, geb. 11.2.1925 <strong>in</strong> <strong>Roseln</strong>, hat bei der Waffen=SS gedient. Am<br />

26.4.1944 hat mir der Fürsorgeoffizier e<strong>in</strong> Schreiben der Dienststelle Feldpostnummer 39<br />

063 D zugeschickt, nach dem me<strong>in</strong> Sohn am 15.2.1944 den Heldentod gefunden habe.<br />

Anfang dieses Jahres hat mir aber e<strong>in</strong> Kamerad me<strong>in</strong>es Sohnes, Friedrich Schuller aus<br />

Magarei, erzählt, dass er ihn nach langer Trennung im November 1944 <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Lazarett<br />

<strong>in</strong> L<strong>in</strong>z wiedergetroffen habe. Ich war zuerst der Me<strong>in</strong>ung, dass mich Schuller nur trösten<br />

wolle, und hab ihn darum kreuz und quer nach so vielem gefragt und immer so treffende<br />

Antworten bekommen, dass ich annehmen muß, dass der Bericht der genannten Dienststelle<br />

auf e<strong>in</strong>em Irrtum beruht, u. me<strong>in</strong> Sohn im Januar 1945, wo Schuller sich von ihm<br />

getrennt zu haben angibt, noch gelebt hat.“<br />

Was e<strong>in</strong>e Mutter durchlebt, wenn zwei Jahre, nachdem sie sich mit dem Tod ihres Sohnes<br />

schon abgefunden hat, noch e<strong>in</strong>mal die Hoffnung auflebt, sie könne ihn doch e<strong>in</strong>es<br />

Tages wieder <strong>in</strong> die Arme schließen, kann wohl niemand wirklich nachempf<strong>in</strong>den.<br />

E<strong>in</strong>es weiteren Toten muss gedacht werden, für den damals ke<strong>in</strong> Gedenkgottesdienst<br />

gehalten wurde: Mart<strong>in</strong> Klockner, geboren am 2. August 1919, von Haus Nr. 90. Er<br />

wurde im Juli 1943 mit der SS­Aktion nach Deutschland e<strong>in</strong>gezogen. Dort wurde er<br />

Lokomotivführer und machte se<strong>in</strong>e Dienste gut. Auf e<strong>in</strong>er Fahrt nahm er e<strong>in</strong>en Anhalter<br />

mit, der als Spion befunden wurde – ob zu Recht oder Unrecht, bleibt dah<strong>in</strong>gestellt –<br />

und daher wurde er wegen Landesverrats zum Tode verurteilt. Er musste se<strong>in</strong> Grab ausheben,<br />

dann wurde er an die Wand gestellt, die Augen verbunden und erschossen, wie er<br />

im Abschiedsbrief an se<strong>in</strong>e Eltern selbst schrieb. Es war <strong>in</strong> der Zeit des Kornschneidens,<br />

als der Brief ankam, muss also im Jahr 1944 gewesen se<strong>in</strong>. Die Familie erhielt den Brief<br />

auf dem Weg zum Kornfeld. Nachdem sie ihn gelesen hatten, kehrte die Mutter <strong>in</strong> Tränen<br />

aufgelöst um, unfähig noch Korn zu schneiden oder auch nur zu b<strong>in</strong>den.<br />

Am 28. März 1944 waren wieder sieben Monate ohne Sitzung verstrichen, Pfarrer<br />

Lutsch wies darauf h<strong>in</strong>, dass er <strong>in</strong> der Zwischenzeit alle verwaltungsmäßigen Angelegenheiten<br />

mit dem Kurator besprochen hätte. Dann ist zu lesen:<br />

„Die vielen verwaltungsmäßigen Angelegenheiten s<strong>in</strong>d heute dem Presbyterium eben genommen.<br />

Damit ist es aber auch zugleich auf se<strong>in</strong>e eigentliche Aufgabe gewiesen: Wirklich<br />

Älteste <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er christlichen Geme<strong>in</strong>de zu se<strong>in</strong>, die <strong>in</strong> Wort und Haltung alle Geme<strong>in</strong>de­

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