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Roseln mitten in Siebenbürgen

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Das älteste Rosler Kirchenrechnungsbuch<br />

Wahl und immer dabei, daß <strong>in</strong> erster Reihe die beiden Richterstellen besetzt wurden,<br />

damit die Gesamtgeme<strong>in</strong>de gut beraten und geleitet würde; den Kirchenvätern stand<br />

ja immer noch als Berater und Helfer der Pfarrer zur Seite. Die Richter und Kirchenväter<br />

standen <strong>in</strong> ihrem Amtswalten treulich zu e<strong>in</strong>ander: Die letzteren halfen – nach<br />

den Aufzeichnungen im Rechnungsbuch – den Leitern der politischen Geme<strong>in</strong>de im<br />

Bedarfsfalle mit Vorschüssen aus ihrer Kasse aus und von jenen rühmt e<strong>in</strong> Pfarrer, daß<br />

sie geholfen hätten, die Kirche würdig herzustellen. Richter und Kirchenväter gehörten<br />

eben der gleichen Altschaft als Mitglieder an, die für das Wohl der ganzen Geme<strong>in</strong>de<br />

zu sorgen hatte. Diese enge Verbundenheit der kirchlichen und politischen Führung<br />

gab der Kirchengeme<strong>in</strong>de den festen Rückhalt und ihre unlösliche Verwurzelung <strong>in</strong><br />

dem Volksleben, der politischen Geme<strong>in</strong>de h<strong>in</strong>wieder e<strong>in</strong>en geistigen Inhalt, e<strong>in</strong> H<strong>in</strong>auswachsen<br />

über den Kreis der bloß äußern Lebensbelange. Soweit wir sehen können,<br />

haben die damaligen Führer <strong>Roseln</strong>s die Bedeutung dieser Verbundenheit erkannt und<br />

sie an ihrem Teile gewahrt.<br />

Die besondere Aufgabe der Kirchenväter war es, das Kirchengut jeder Art wohl zu<br />

besorgen, die der Kirche zufließenden E<strong>in</strong>nahmen zu verwalten und daraus die Ausgaben<br />

für die Erhaltung der kirchlichen Bauwerke, für Glocken und alles, was sonst<br />

zum äußern Bedarf des Gottesdienstes gehörte, zu bestreiten. Das gab ihrem Amt e<strong>in</strong>e<br />

besondere Würde und Weihe, die es trotz der ihm anhaftenden Verantwortung und des<br />

manchmal recht mühsamen und dabei unentgeltlich geleisteten Dienstes, 76 zu e<strong>in</strong>em<br />

gerne übernommenen Ehrenamt erhoben.– Freilich, <strong>in</strong> den Ziffern des Rechnungsbuches<br />

spiegelt sich die Bedeutung ihrer Amtswirksamkeit recht wenig. Die Summe ihrer<br />

Jahrese<strong>in</strong>nahmen bewegt sich im letzten Viertel des 16. Jahrhunderts meist im Zahlenraum<br />

von 1­10 <strong>in</strong> damaligen Gulden oder hebt sich doch nur wenig darüber h<strong>in</strong>aus;<br />

und die Ausgaben waren <strong>in</strong> der Regel noch ger<strong>in</strong>ger, so daß am Schluss des Jahres der<br />

Pfarrer, der die Aufzeichnungen wohl auf Grund mündlicher Angaben besorgte, noch<br />

e<strong>in</strong>en kle<strong>in</strong>en Barrest festellen konnte, den er dann den neugewählten Kirchenvätern<br />

als Grundstock für ihre Kassagebarung übergab. Zur rechten Beurteilung dieses uns<br />

so ger<strong>in</strong>gwertig ersche<strong>in</strong>enden Geldverkehrs müssen wir <strong>in</strong> Betracht ziehen, daß die<br />

Kaufkraft e<strong>in</strong>es Guldens damals e<strong>in</strong>e ungleich höhere war, als die des gleichnahmigen<br />

Geldstückes unserer Jüngstvergangenheit. Mit 1­2 Gulden konnte man schon belangreiche<br />

Bauherstellungen ausführen 77 u. 10 Gulden waren demnach e<strong>in</strong>e immerh<strong>in</strong><br />

beträchtliche Summe. Zudem bestand e<strong>in</strong> großer Teil der kirchlichen E<strong>in</strong>nahmen <strong>in</strong><br />

Fruchtabgaben, die nicht immer <strong>in</strong> ihrer Gänze zu Gelde gemacht wurden. Auch darf<br />

nicht übersehen werden, daß die junge evangelische Geme<strong>in</strong>de <strong>in</strong> das ungeschmälerte<br />

Erbe der vorbestandenen katholischen e<strong>in</strong>getreten war, vor allem <strong>in</strong> den Vollbesitz<br />

kirchlicher Bauwerke: Kirche, Turm und Kirchenburg, Pfarrhaus, Predigerwohnung<br />

und Schule, dazu e<strong>in</strong>es umfangreichen beweglichen Kirchengutes: <strong>in</strong>nere E<strong>in</strong>richtung<br />

der Kirche, Glocken, gottesdienstliche Geräte und Gefäße, soweit diese im evangelischen<br />

Gottesdienst noch Verwendung fanden. Waren somit diesbezügliche Neuanschaffungen<br />

selten notwendig, so waren auch größere Bauherstellungen <strong>in</strong> den Jahren, die<br />

76 Das Rechnungsbuch verzeichnet ke<strong>in</strong>e Ausgaben für Entlohnung der Kirchenväter, ebensowenig<br />

die Nutzung e<strong>in</strong>es der Kirche gehörenden Grundstückes.<br />

77 Die Kosten für den Bau e<strong>in</strong>er Empore <strong>in</strong> der Kirche (s. u.) beliefen sich auf 2.57 Gulden.<br />

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