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Roseln mitten in Siebenbürgen

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426<br />

Anhang<br />

das Rechnungsbuch umschließt (1571ff.), nicht erforderlich. Das Hauptgebäude, die<br />

Kirche, hatte <strong>in</strong> <strong>Roseln</strong> gewiß ebenso wie <strong>in</strong> den meisten sächsischen Geme<strong>in</strong>den um<br />

1500 im Zusammenhang mit dem Ausbau der Kirchenburg e<strong>in</strong>en Umbau erfahren,<br />

das Pfarrhaus war wohl bald nach der Reformation im S<strong>in</strong>ne des 1560er Beschlusses<br />

der geistlichen und weltlichen Universität neu hergestellt und dabei se<strong>in</strong>er Bestimmung,<br />

nun e<strong>in</strong>er ganzen Familie Unterkunft zu bieten, angepaßt worden. 78 So nur<br />

ist es zu erklären, dass <strong>in</strong> den drei Jahrzehnten 1571­1600 den Rosler Kirchenvätern<br />

schwerere Bausorgen erspart blieben. Sie konnten sich darauf beschränken, das Dach<br />

der „Gerkammer“ (Sakristei), e<strong>in</strong> Sch<strong>in</strong>deldach, zu erneuern, am „Türmchen“, wohl<br />

e<strong>in</strong>em Befestigungsturm, und auf dem Friedhof (Kirchhof) zu bessern, wobei noch zu<br />

bemerken ist, daß sie Herstellungsarbeiten am Glockenturm dem Hannen überließen,<br />

da der Turm als Hauptbollwerk nicht nur kirchlichen Zwecken diente. Erst gegen Ende<br />

des Jahrhunderts (1596) erschien dem neue<strong>in</strong>ziehenden Pfarrer Georg Husmann das<br />

Aussehen der Kirche verschönerungsbedürftig. Mit frischem Eifer g<strong>in</strong>g er ans Werk.<br />

Die Mauern der Kirche wurden <strong>in</strong>nen und außen neu beworfen und geweißt, damals<br />

wohl auch der gewiß vorhanden gewesene Bilderschmuck der Innenwände übertüncht;<br />

anschließend daran wurde e<strong>in</strong>e Empore (laterium = sächs. Gelater), angebaut, e<strong>in</strong> Zeichen<br />

dafür, daß die Geme<strong>in</strong>de mehr Sitzraum brauchte, weil sie <strong>in</strong> den Friedensjahren<br />

unter den beiden ersten Bathory zugenommen hatte. Auf dem Pfarrhof gaben nur die<br />

Wirtschaftsgebäude Anlaß zu Bauarbeiten, zu deren Bestreitung die Pfarrer auch aus<br />

ihren eigenen Mitteln beitrugen. Um so öfter ergab sich die Notwendigkeit, für die Instandhaltung<br />

des Schulgebäudes und der zugehörigen Schulmeisterwohnung zu sorgen.<br />

Honterus hatte se<strong>in</strong>er jungen evangelischen Kirche die Fürsorge für die Schule ernstlich<br />

aufs Gewissen gebunden und die Rosler haben se<strong>in</strong> Wort nicht leer ausgehen lassen: Von<br />

1582 bis 1599 wurde nicht weniger als zehnmal an und <strong>in</strong> dem Schulhaus gearbeitet:<br />

Das Dach – auch mit Sch<strong>in</strong>deln – erneuert, e<strong>in</strong>e „Kep“ („Rauchfang“) an Stelle des ursprünglichen<br />

„Rauchloches“ über das Dach h<strong>in</strong>ausgeführt – e<strong>in</strong>e aus der Stadt aufs Land<br />

h<strong>in</strong>aus gewanderte Errungenschaft des 16. Jahrhunderts –, und <strong>in</strong> der Schule e<strong>in</strong> Ofen<br />

vom Töpfer aufgestellt, also e<strong>in</strong> Kachelofen, wohl e<strong>in</strong> richtiger Luther­Ofen.<br />

Auf dreißig Jahre verteilt, ersche<strong>in</strong>en die Ausgaben für bauliche Zwecke tatsächlich<br />

ger<strong>in</strong>g und es blieben den Kirchenvätern noch genügende Barmittel für ihre kle<strong>in</strong>eren<br />

laufenden Ausgaben: E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>den der Glocke, Glockenseile, Kirchenschlüssel, Wachs<br />

und immer wieder Wachs. Die Frühmetten und wohl auch die Abendmahlfeier erforderten<br />

die Beistellung von Kerzen, für die das erforderliche Wachs e<strong>in</strong>gekauft und <strong>in</strong><br />

die Formen gegossen werden mußte. Wohl lassen die „Bienengärten“ auf der Feldmark<br />

den Schluß zu, daß auch <strong>in</strong> <strong>Roseln</strong> Bienenzucht und Wachserzeugung üblich war;<br />

doch reichte der Ertrag offenbar nur für den Hausbedarf aus; die Kirchenväter waren<br />

genötigt, den Bedarf der Kirche an Wachs aus der näheren und weiteren Umgegend zu<br />

decken: von Agnetheln, Großschenk, Großkopisch, Hermannstadt, meist gelegentlich<br />

der Jahrmärkte. Das Gießen <strong>in</strong> die Kerzenformen werden sie dann selbst besorgt haben,<br />

78 Ob der mutmaßliche erste evang. Pfarrer Brandschott vermählt war, kann nicht festgestellt<br />

werden. Von Ezechiel Kyr ist es als gewiß anzunehmen, da se<strong>in</strong> Nachfolger Husmann von<br />

ihm als se<strong>in</strong>em „Herrn Vater“ dem Sprachgebrauch nach also se<strong>in</strong>em Schwiegervater berichtet:<br />

Von Husmanns Familienstand wissen wir noch das Weitere, daß er im Jahr 1597 e<strong>in</strong> „liebes<br />

Söhnchen Petrus“ durch frühen Tod verlor.

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