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Roseln mitten in Siebenbürgen

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1944 bis 1990<br />

werden. Er entkam wieder, durch e<strong>in</strong>en Hechtsprung aus der Schmalspurbahn, die im<br />

Dunkeln <strong>in</strong> <strong>Roseln</strong> gehalten hatte. Acht Wochen lang verbarg er sich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Scheune<br />

bei der Rosler Familie Andree, <strong>in</strong> der Fammenhom. 18 E<strong>in</strong>e Aktion der Gendarmerie,<br />

versprengte deutsche Soldaten <strong>in</strong> der Umgebung von <strong>Roseln</strong> zu suchen, zu der die Unterstützung<br />

der Bevölkerung von <strong>Roseln</strong> erbeten wurde, erzwang – wie auch der here<strong>in</strong>brechende<br />

W<strong>in</strong>ter – se<strong>in</strong>e Übersiedlung <strong>in</strong> die Geme<strong>in</strong>de. Hier kam er zuerst zur Oma<br />

Zucker (Kathar<strong>in</strong>a geb. Höchsmann Nr. 77, * 1876), wechselte dann zu Albrichs (erst<br />

zu Gastwirt Andreas Nr. 66, * 1888, dann zu dessen Bruder Mart<strong>in</strong> Nr. 117, * 1881). Zu<br />

Weihnachten wagte er sich <strong>in</strong> die Christvesper. Als er sich entdeckt wusste, kehrte er <strong>in</strong><br />

se<strong>in</strong> Versteck zurück. Gelegentlich von Besuchen <strong>in</strong> Agnetheln und Umgebung nahm<br />

er Kontakt zu anderen Offizieren, zu Hauptmann Engerle<strong>in</strong> und Oberleutnant Hans<br />

Lutsch (Agnetheln, * 1901) auf. E<strong>in</strong>e Nacht brachte er <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Bunker bei Braller zu.<br />

Er pflegte auch Kontakte nach Neudorf bei Schäßburg, von dessen Pfarrer er sich e<strong>in</strong>en<br />

Revolver br<strong>in</strong>gen ließ. Als Hauptmann Engerle<strong>in</strong> und Oberleutnant Lutsch gefangen<br />

wurden, startete er e<strong>in</strong>e Befreiungsaktion. In Agnetheln wollte er mit zwei Kameraden<br />

den Zug besteigen, von dem sie wussten, dass er die Gefangenen br<strong>in</strong>gen werde. Jedoch<br />

hatten die Behörden davon erfahren und als er sich dem Zug nahte, wurde er verhaftet.<br />

Se<strong>in</strong>en Kameraden gelang es, die beiden anderen zu befreien, doch konnte nur Hans<br />

Lutsch entkommen, während Engerle<strong>in</strong> verletzt, mit verstauchtem Fuß, wieder e<strong>in</strong>gefangen<br />

und zu Dieter <strong>in</strong> die Zelle gebracht wurde. Die Bewacher ahnten nicht, dass die<br />

beiden e<strong>in</strong>ander kannten. Am nächsten Abend gelang Ehlers von Neuem der Ausbruch,<br />

den er, als e<strong>in</strong>zigen, ausführlicher beschreibt. Er sollte von e<strong>in</strong>em Wachlokal <strong>in</strong> e<strong>in</strong> anderes<br />

geführt werden. Es war schon im Dunkeln. Auf der Straße riss er sich von se<strong>in</strong>em<br />

Bewacher los, stieß ihn zurück und rannte die Niedergasse h<strong>in</strong>unter zur Lederfabrik.<br />

Der Bewacher schoss h<strong>in</strong>ter ihm her. Ist die Straße eben noch bevölkert gewesen – die<br />

Leute saßen friedlich vor ihren Häusern –, so war sie nun im Nu leer. Ob der Bewacher<br />

den ersten Schuss <strong>in</strong> die Luft schoss? Die beiden andern ke<strong>in</strong>esfalls, doch jede Kugel<br />

trifft nicht. Da kamen Ehlers aus der Löffelstadt 19 drei Rumänen entgegen. Sie kamen<br />

von der gegenüberliegenden Straßenseite herüber, um ihn zu fangen. In diesem Augenblick<br />

hatte er den Hirscheln erreicht, lief h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>, der Ste<strong>in</strong>burg zu, und warf sich unter<br />

e<strong>in</strong>en Strauch, se<strong>in</strong>e Verfolger aber liefen an ihm vorbei. Stundenlang wurde nach ihm<br />

gesucht. Er blieb liegen, bis alles ganz still war, dann kehrte er nach <strong>Roseln</strong> zurück, zur<br />

Oma Zucker. Davor war er e<strong>in</strong>e Zeit auch <strong>in</strong> Agnetheln bei Sofia Krauss (geb. Maurer,<br />

Niedergasse Nr. 27, * 1904, mit Töchtern Erna, * 1928, und Ilse Sofia, * 1929) versteckt<br />

gewesen; (die kle<strong>in</strong>ste, Gertrud, * 1938, wird nie erwähnt, sie wurde aus dem Geheimnis<br />

herausgehalten). Im W<strong>in</strong>ter besuchte er bei Nacht auch Pfarrer Lutsch <strong>in</strong> <strong>Roseln</strong>, von<br />

dem er sich Bücher borgte. Am 14. Januar erlebte er <strong>in</strong> <strong>Roseln</strong> die Aushebungen nach<br />

Russland mit. Danach versteckte er sich <strong>in</strong> dem „Bunker“ am „ruiden Loand“ 20 , <strong>in</strong> dem<br />

sich später auch Johann Frank und andere Rosler verbargen. Zuletzt bauten sie sich zu<br />

viert e<strong>in</strong>en Bunker <strong>in</strong> der Feta beim Fohlenstall, von dem sie auch Material dazu verwendeten.<br />

Der Beschreibung nach lag er auf der l<strong>in</strong>ken Seite des Grundbaches, während<br />

18 Vgl. dazu die Riednamen.<br />

19 Stadtteil Agnethelns, an der Ausfahrt nach Hermannstadt gelegen.<br />

20 Bedeutung unklar, wahrsche<strong>in</strong>lich „rotes Land“, auf die Farbe des Bodens bezogen.<br />

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