Roseln mitten in Siebenbürgen

1848 bis 1944
glieder zu christlicher Lebensweise anhalten soll. Er bittet die Presbyter, in diesem Sinne
ihre übernommene Verpflichtung zu tun.“
Wegen der alten Äquivalentsteuer wurde 1944 die Schreibmaschine sequestriert94 , doch
ungerechtfertigt. Die Sache wurde dem Rechtsanwalt Dr. Balthes in Schäßburg zur
Kontestation übergeben.
Am 30. April 1944 wurde wegen Unterbringung Evakuierter beraten. Es handelte
sich wohl um Flüchtlinge aus Bessarabien, die vor der zurückweichenden Front evakuiert
wurden, unter ihnen auch einige Deutsche, die 1940 dem Ruf „Zurück ins Reich“
nicht gefolgt waren.
Im Juni, auch Mitte Juli und Anfang August ist Pfarrer Lutsch wieder krank.
3.9.2 Der 23. August 1944
Als am 23. August 1944 Rumänien die Fronten wechselte, gab es einen Überraschungseffekt
für alle Bewohner des Landes. Für die einen, und dazu gehörten alle
Sachsen, ein böses Erwachen, für andere ungeahnte Möglichkeiten, für die meisten ein
Wechsel in ungesicherte Verhältnisse. Die Frage stellte sich: Was nun? Unzählige Antworten
darauf wurden praktiziert. In den Städten gab es Schnellentschlossene, die flüchteten.
Bewohner der Dörfer nahe der ungarischen Grenze wurden zur Flucht gedrängt,
gezwungen, aber das geschah erst Anfang September.
In Aktionen des Selbstschutzes wurden nicht nur die deutschen Fahnen vernichtet,
manche Eltern verbrannten die Bilder ihrer Söhne in der SS­Uniform, Bücher, einige
Intellektuelle ihre Notizen.
Nachdem die deutsche Heeresführung am 24. August befohlen hatte Bukarest zu
bombardieren, musste es jedermann klar sein, dass ein friedlicher Abzug der ehemals
verbündeten, im Lande verstreuten deutschen Truppen nicht mehr in Frage komme.
94 Vom Steueramt als Pfand eingezogen.
Erntealltag in den
1940er Jahren.
Man ahnt, was es
bedeutete, wenn
der Ernährer nicht
mehr heimkehrte.
233