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Roseln mitten in Siebenbürgen

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Unsere Er<strong>in</strong>nerungen und Gedanken<br />

Beim Tischler (Schre<strong>in</strong>er) konnte man alles bestellen, was man im Haus brauchte:<br />

Türen, Fenster und verschiedene Möbel (mit Ausnahme furnierter Möbel). Auch die<br />

Särge wurden im Dorf hergestellt.<br />

Beim Schneider konnte man sich die Bekleidung machen lassen, aus selbstgewebten<br />

Stoffen oder aus gekauften Fabrikstoffen.<br />

Fleisch­ und Wurstwaren konnte man beim Dorf­Fleischer kaufen, wenn es ke<strong>in</strong>e<br />

eigenen mehr gab. Doch sorgte jeder Familienvater dafür, dass er e<strong>in</strong> oder auch zwei<br />

Schwe<strong>in</strong>e mästete, die dann im Herbst und W<strong>in</strong>ter für den eigenen Verbrauch geschlachtet<br />

wurden.<br />

Außer den Schwe<strong>in</strong>en gab es im Frühl<strong>in</strong>g die Schlachtlämmer und die Schlachtkälber,<br />

die nicht für die Zucht bestimmt waren. Dann gab es noch reichlich Geflügelarten wie:<br />

Hühner, Enten, Gänse und Truthähne. Viele Familien hatten neben der Landwirtschaft<br />

auch Bienenstöcke, We<strong>in</strong>­ und Obstgärten.<br />

Das Harbachtal war zwar ke<strong>in</strong>e gute We<strong>in</strong>gegend, auf dem Rosler Hattert gab es<br />

jedoch Südhänge mit viel Sonne, wo edle Reben gediehen wie Gutedel, Riesl<strong>in</strong>g, Ruländer,<br />

Mädchentraube, Kalifornier, Tram<strong>in</strong>er, Nova, Isabella u. a. (Nova und Isabella<br />

wurden nicht gespritzt).<br />

das handwerk und die Ausbildung<br />

Um vor dem Zweiten Weltkrieg e<strong>in</strong> Handwerk zu erlernen, musste man (mit Vertrag)<br />

drei Jahre bei e<strong>in</strong>em Meister lernen. Die meisten Lehrl<strong>in</strong>ge suchten sich ihren Meister<br />

<strong>in</strong> Agnetheln, Hermannstadt oder Schäßburg. Zu der Zeit gab es noch ke<strong>in</strong>e Busverb<strong>in</strong>dung<br />

zwischen <strong>Roseln</strong> und Agnetheln und so g<strong>in</strong>g man e<strong>in</strong>e Stunde zu Fuß „über<br />

den Berg“.<br />

Hermannstadt und Schäßburg konnte man mit der Schmalspurbahn erreichen. Die<br />

Lehrl<strong>in</strong>ge durften während der Woche nicht nach Hause fahren. Sie hatten ihre volle<br />

Verpflegung und Unterkunft bei ihrem Lehrmeister und durften nur sonntags heim.<br />

Außer Verpflegung und Unterkunft gab es ke<strong>in</strong>e Entlohnung <strong>in</strong> der Lehrzeit, aber dafür<br />

wuchsen tüchtige gut ausgebildete Handwerker heran.<br />

In der Nachkriegszeit, nach E<strong>in</strong>führung der Professionalschulen (Berufsschulen),<br />

bekamen die Lehrl<strong>in</strong>ge e<strong>in</strong>e theoretische und praktische Ausbildung. Davor waren die<br />

Lehrl<strong>in</strong>ge hauptsächlich praktisch am Arbeitsplatz ausgebildet worden und standen<br />

dementsprechend auch unter viel strengerer Aufsicht als <strong>in</strong> der Berufsschule.<br />

Die Bauweise auf dem Dorf war im Vergleich zur städtischen immer e<strong>in</strong>facher, aber<br />

man konnte auch <strong>in</strong> <strong>Roseln</strong> so manchen Bau bewundern. So z. B. das wunderschöne<br />

Dorfgeme<strong>in</strong>schaftshaus mit e<strong>in</strong>em großen und e<strong>in</strong>em kle<strong>in</strong>en Tanzsaal, mit e<strong>in</strong>er großen<br />

Bühne, daneben zwei Garderoben, mit Küche und Lagerräumen und e<strong>in</strong>em Verwaltungsraum.<br />

Der Fußboden im großen Tanzsaal war aus Eichenbrettern, geschliffen<br />

und spiegelglatt poliert. Auch gab es die beiden großen Schulgebäude, das prächtige<br />

Pfarrhaus mit den wunderschönen gewölbten Kellerräumen, das Rektorgebäude und<br />

die vielen Privathäuser im Dorf, die hauptsächlich auf gewölbten Kellern gebaut waren.<br />

Während diese letzteren zum größten Teil von ortsansässigen Meistern erstellt wurden,<br />

verantworteten für die anderen Gebäude, wie z. B. das Geme<strong>in</strong>schaftshaus, Meister aus<br />

Schäßburg, aus „der Stadt“ (Hermannstadt) oder auch aus Agnetheln.

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