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Roseln mitten in Siebenbürgen

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Aus ältester Zeit<br />

bis W<strong>in</strong>z Geme<strong>in</strong>den gründeten. 6 Sie durften ihre Richter selbst wählen, welche sie nach<br />

ihrem hergebrachten Gewohnheitsrecht richteten. Den Zehnten hatten sie dem Bischof<br />

von Weißenburg zu geben.<br />

E<strong>in</strong>e folgende Gruppe von Siedlern hatte sich auf den Weg gemacht, um sich im<br />

späteren Schlesien anzusiedeln. Sie hatten schon Magdeburg erreicht, als Boten aus<br />

<strong>Siebenbürgen</strong> zu ihnen stießen und ihnen <strong>in</strong> den Ohren lagen, nach <strong>Siebenbürgen</strong> zu<br />

kommen. „Der König ist gerne bereit, euch weitere Wünsche zu erfüllen“, vermeldeten<br />

sie. Da wurde Rats gepflogen, sie lagerten e<strong>in</strong> paar Monate dort, besuchten fleißig die<br />

Gottesdienste und notierten <strong>in</strong> ihrem Messbuch manchen Unterschied Magdeburgs zu<br />

den Bräuchen ihrer Urheimat. In ihren Verhandlungen mit dem König g<strong>in</strong>g es ihnen<br />

besonders darum, das Recht zu erhalten, außer den Richtern auch ihre Pfarrer selbst zu<br />

wählen. Nachdem der König se<strong>in</strong>erseits die nötigen Verhandlungen gepflogen hatte,<br />

gewährte er es ihnen. Wenn uns dies auch nicht urkundlich belegt ist, wird es e<strong>in</strong>deutig<br />

dadurch belegt, dass der König dieses Recht, das für ihn selbst gewiss zweitrangig war,<br />

1224 im Andreanum, dem Goldenen Freibrief der Siebenbürger Sachsen, an erste Stelle<br />

stellte. Jene Siedler ließen sich <strong>in</strong> Hermannstadt und Heltau nieder. Die Verb<strong>in</strong>dung zu<br />

ihrer Urheimat riss nicht ab.<br />

Waren diese Siedler ehemals Hörige, die sich freigekauft hatten oder gar entlaufen<br />

waren? Oder kamen sie aus übervölkerten Städten? So gestellt, kann die Frage nicht<br />

beantwortet werden, doch f<strong>in</strong>det sie ihre Antwort: Gewiss konnten die meisten E<strong>in</strong>wandernden<br />

ihre Rechte nachweisen, wie das auch alle die taten, die <strong>in</strong> Schlesien siedelten.<br />

Aber sofern es auch, betont: auch um den Glauben g<strong>in</strong>g, um Freiheit, so deckten sie sich<br />

untere<strong>in</strong>ander. Und alle Zeiten dieser Welt haben vom Glauben bewegte Menschen,<br />

besser als andere, alle Möglichkeiten erspäht, ihr Ziel zu erreichen, und waren bereit,<br />

Fremde, die sie als Gleichges<strong>in</strong>nte erkannten, ihrer Gruppe e<strong>in</strong>zugliedern.<br />

Wie viele Gruppen e<strong>in</strong>ander folgten, lässt sich nicht zählen, noch weniger der Zeitraum<br />

bemessen. Nach uns vorliegendem Ergebnis können wir es uns so vorstellen, dass<br />

die bevollmächtigten Werber, Lokatoren, also Platzanweiser des Königs, selbst aus Flandern<br />

im weitesten S<strong>in</strong>ne stammend, dort Ansiedler anwarben, sie auf der zwei bis drei<br />

Monate währenden Reise begleiteten und dann mit den Umsiedlern die ausgegrenzten<br />

Gebiete besiedelten. In der Führungsrolle, die sie <strong>in</strong>dessen erworben hatten, verblieben<br />

sie. Sie wurden Gräfen genannt. Auf ihrem Weg, der etwa über Köln, Frankfurt,<br />

Würzburg, Nürnberg nach Regensburg führte, mögen sich mitunter Kurzentschlossene<br />

auch aus anderen Landesteilen ihnen zugesellt haben, von ihnen angenommen worden<br />

se<strong>in</strong>, vor allem sofern sich ihre Eignungen ergänzten und entsprachen. In Regensburg 7<br />

könnten sie sich e<strong>in</strong>geschifft haben oder mit e<strong>in</strong>em Floß bis nach Belgrad oder gar Orschowa<br />

gereist se<strong>in</strong>, von wo sie dann die alte Römerstraße durch den siebenbürgischen<br />

Eisernen­Tor­Pass benützen konnten. Nach alten Urkunden gab es <strong>in</strong> jener Zeit Flussschifffahrt<br />

auch auf dem Mieresch, so hätte die Möglichkeit bestanden, von Belgrad bis<br />

Weißenburg auch den Wasserweg zu benützen.<br />

6 Vgl. auch Paul Philippi, Land des Segens?, Das Amen des „Sächsischen Vaterunsers“.<br />

7 Vgl. dazu C. V. Suppan, Die Donau und ihre Schiffahrt, und: Ernst Ne weklowsky, Die<br />

Schiffahrt und Flößerei im Raume der oberen Donau.

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