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Roseln mitten in Siebenbürgen

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1944 bis 1990<br />

davon auch se<strong>in</strong>er Geme<strong>in</strong>de zu zeigen und zu deuten. Darum habe er heute über „Die<br />

Predigt unserer Kirche“ gepredigt, habe er gestern den größeren Schulk<strong>in</strong>dern gezeigt und<br />

erklärt und werde er noch den Konfirmanden und der Jugend zeigen und erklären, was er<br />

<strong>in</strong> dieser etwas ungewöhnlichen Sitzung nun den Presbytern zeigen und deuten wolle. In<br />

der Kirche, aber auch vor der Kirche, im Turm und auf dem Kirchenaufboden, woh<strong>in</strong> er<br />

die Presbyter auch führt, zeigt und erklärt der Pfarrer, wenn, warum und wie Kirche und<br />

Turm gebaut und umgebaut worden s<strong>in</strong>d, und was daraus auch aus der Vergangenheit der<br />

Geme<strong>in</strong>de und des ganzen sächsischen Volkes erschlossen werden kann. Er weist zugleich<br />

auf die Notwendigkeit h<strong>in</strong>, den Aufboden der Kirche nach und nach mit Brettern e<strong>in</strong>zudecken<br />

und von dort und auch aus dem Turm den vielen Schutt wegzuräumen. Den Schutt<br />

will er durch die Jugend wegräumen lassen.“ 70<br />

Aus den Sitzungsprotokollen s<strong>in</strong>d deutlich Anhänger der Pfarrerswitwe und solche<br />

des Pfarrers zu erkennen, obgleich es wohl niemanden gab, der nicht wusste, was die<br />

Geme<strong>in</strong>de an dem standfesten Pfarrer hatte. E<strong>in</strong> Beispiel der Stimmungslage <strong>in</strong> der<br />

Kirchengeme<strong>in</strong>de: In der Sitzung vom 20. Juni 1948 sollte der Haushaltvoranschlag<br />

verhandelt werden. Nach vier Seiten Protokoll äußert e<strong>in</strong> Presbyter, es gehe eigentlich<br />

nur um die Kürzung des Pfarrgehaltes. Darauf schildert der Pfarrer se<strong>in</strong>e missliche Lage,<br />

dass er <strong>in</strong> der Zeit der Volksgruppenführung durch se<strong>in</strong>en Widerstand gegen diese zwei<br />

Jahre ohne Gehalt existieren musste, vom Verkauf von Möbeln, Kleidern und anderem<br />

Besitz gelebt habe, aber auch Schulden machen musste, an denen er bis zur Stunde zu<br />

zahlen habe. Endlich wurde über den Voranschlag abgestimmt und mit fünf gegen neun<br />

Stimmen wurde er abgeschmettert. Eigentlich hätte die Sitzung geschlossen werden<br />

können, doch wurde noch über den auf jeden Fall aufzubr<strong>in</strong>genden Fehlbetrag verhandelt,<br />

wobei die Presbyter immer wieder auch auf den Voranschlag zurückkamen. Zuletzt<br />

stellte der Kurator den Antrag, den vorher gefassten Beschluss aufzuheben und den<br />

Voranschlag mit e<strong>in</strong>er kle<strong>in</strong>en, vom Pfarrer früher schon vorgeschlagenen Änderung<br />

anzunehmen, und siehe da, auf e<strong>in</strong>mal stimmten elf für den Antrag und nur e<strong>in</strong>er war<br />

noch dagegen. So hatten plötzlich Vernunft und E<strong>in</strong>sicht gewaltet. Solche Erlebnisse<br />

gaben auch Csallner neuen Mut.<br />

Dennoch folgte noch e<strong>in</strong> Nachspiel. Nachdem der Voranschlag von der Geme<strong>in</strong>devertretung<br />

beschlossen worden war, lief e<strong>in</strong> mit zweiunddreißig Unterschriften versehener,<br />

freilich unbegründeter Rekurs dagegen e<strong>in</strong>, der zwei grobe Fehler enthielt: Es<br />

fanden sich hier unter den Unterzeichnern e<strong>in</strong>ige Geme<strong>in</strong>devertreter, die <strong>in</strong> der Sitzung<br />

mit „Ja“ gestimmt hatten, andere hatten unterschrieben, ohne zu wissen, worum es sich<br />

handelte. Es war ke<strong>in</strong> guter Geist, der sich dar<strong>in</strong> zeigte.<br />

Im Jahr 1948 häufte sich <strong>in</strong> den Tagesordnungen der Presbyterialsitzungen das Thema<br />

Kirchenzuchtmaßnahmen. Es gab ungewöhnliche Auswüchse dazu. Manches bedurfte<br />

der Vergebung. Wir wollen daran nicht weiter er<strong>in</strong>nern.<br />

Am 18. August 1948 konnte <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Rechenschaftsbericht des Pfarrers als erfreulich<br />

angeführt werden, „dass wir ... noch immer alle <strong>in</strong> unseren Häusern wohnen. ... wir wissen,<br />

dass die Volks­ und Glaubensgenossen vieler anderer Orte es noch viel schwerer haben.“<br />

Aber das „Gefühl der Unsicherheit und Ungewissheit“ erzeugt immer größere Unzufriedenheit,<br />

die sich vielfach dah<strong>in</strong> wendet, woher die wenigste Gefahr droht, gegen<br />

die Kirchenführung. – Andrerseits konnte festgestellt werden, dass die Gottesdienste<br />

70 Leider konnte der Verfasser ke<strong>in</strong>e Aufzeichnung von Prof. Horeth über <strong>Roseln</strong> f<strong>in</strong>den.<br />

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