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Roseln mitten in Siebenbürgen

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1944 bis 1990<br />

ren se<strong>in</strong>er Amtszeit <strong>in</strong> <strong>Roseln</strong> nie bemerkt<br />

hatte, von dem er aber annimmt, dass dies<br />

die Todeskugel war. Von den drei anderen<br />

g<strong>in</strong>gen zwei <strong>in</strong> die Stufen und e<strong>in</strong>er endete<br />

im Kachelofen des großen Zimmers.<br />

5. Johann Klockner (1922­2010, Bruder<br />

von Thomas) berichtet aus der Nacht des<br />

29. Juli 1945:<br />

Er war damals <strong>in</strong> der Niedergasse und<br />

wartete auf e<strong>in</strong> Auto, denn er sollte<br />

Schwe<strong>in</strong>e verkaufen. Als sie die Autolichter<br />

sahen, dachte er, es sei das erwartete.<br />

Aber das Auto hielt weit außerhalb, die<br />

Lichter erloschen. Mitten <strong>in</strong> der Straße<br />

kamen zwei Männer <strong>in</strong> GPU30­Uniform mit e<strong>in</strong>er Frau. Er selber g<strong>in</strong>g am Gehsteig<br />

heim. Ende der Niedergasse begegneten<br />

sie Widmann, den sie ansprachen,<br />

er solle sie zum „Popen“ führen. Er g<strong>in</strong>g<br />

mit ihnen zum orthodoxen Pfarrer. Dort<br />

wurde die Hochzeit von Nicolae Comanici<br />

gefeiert, <strong>in</strong> der „Blescher Schuil“ .31<br />

Nachdem sich herausgestellt hatte, dass<br />

dies nicht der Pfarrer war, den sie suchten, verlangten sie zum andern Pfarrer geführt zu<br />

werden. Bei dessen Pforte entließen sie Widmann, der sogleich <strong>in</strong> das benachbarte Klocknerhaus<br />

lief und dort <strong>in</strong>formierte. Bruder Thomas, der mit Widmann Klassenkamerad und<br />

gut befreundet war, suchte sofort <strong>in</strong> der Scheune unter dem Heu se<strong>in</strong>e Waffe und so eilten<br />

sie <strong>in</strong> den Garten von Familie Stirner (Giuplenk), von wo sie gut beobachten konnten, was<br />

auf dem Pfarrhof geschah.<br />

Johann Klockner war zu der Zeit gerade auf der Laube (Veranda) se<strong>in</strong>es Schwiegervaters. 32<br />

Kurator Johann Klockner im Kirchenpelz.<br />

Er hörte drei Schüsse und wollte zu se<strong>in</strong>en Eltern eilen. Auf dem Weg sah er Frau Pfarrer<br />

Lutsch vor dem Hause von Kurator Fleischer stehen. Sie schlug an das Fenster und rief<br />

um Hilfe. „Sie haben me<strong>in</strong>en Mann umgebracht und wollen auch mich erschießen.“<br />

Vom Pfarr hofe kamen die beiden Männer mit den GPU­Kappen und riefen: primar (Bürgermeister)<br />

und notar. Se<strong>in</strong> Vater verme<strong>in</strong>te, als er Schüsse hörte, se<strong>in</strong> Sohn Thomas sei<br />

erschossen worden. Aber da eilte schon der Sohn des Erschossenen, Werner, am ganzen<br />

Leibe zitternd herbei.<br />

Am selben Abend bzw. <strong>in</strong> der Nacht wurde noch e<strong>in</strong> Protokoll auf dem Pfarrhof aufgenommen,<br />

bei dem Bürgermeister Banu, der Notär Maniu, auch Comanici Marian, der<br />

beim F<strong>in</strong>anzamt angestellt war, außer den beiden Russen gegenwärtig waren und von<br />

Seiten der Betroffenen außer der Pfarrersgatt<strong>in</strong>, Kurator Mart<strong>in</strong> Fleischer und Thomas<br />

Albrich Nr. 63, der letzte sächsische Hann. Comanici schrieb das Protokoll auf der Schreibmasch<strong>in</strong>e<br />

des Pfarramtes, die anschließend auch gleich mitgenommen wurde.<br />

30 Gosudarstvennoje političeskoje upravlenie, die politische Polizei der Sowjetunion.<br />

31 Rumänischen Schule.<br />

32 In der Niedergasse, später Post.<br />

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