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Roseln mitten in Siebenbürgen

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Die kommunistischen Jahre<br />

bärmlichem Zustand, heißt es dort weiter. Es gäbe ke<strong>in</strong>e Instandhaltung, die Kolonisten<br />

denken nicht daran, für sich e<strong>in</strong>e Ordnung zu erstellen oder etwas zu reparieren, auch<br />

respektieren sie nicht e<strong>in</strong>mal die elementarsten Regeln der Hygiene. „Diese Situation ist<br />

allgeme<strong>in</strong> für alle Geme<strong>in</strong>den, <strong>in</strong> denen Kolonisten angesiedelt wurden“, heißt es dort.<br />

Aus Wolkendorf bei Schäßburg liegt e<strong>in</strong> Bericht und Ansuchen vor, das den Standpunkt<br />

jener Kolonisten zeigt: Die Staatsschule wurde 1945 neu gegründet, heißt es<br />

dar<strong>in</strong>, e<strong>in</strong> Resultat der Agrarreform der Regierung. Die Kolonisten seien zum größten<br />

Teil Kämpfer der Westfront (hat ke<strong>in</strong>er von ihnen vorher an der Ostfront gekämpft?)<br />

und alle, aber absolut alle s<strong>in</strong>d f[oarte] săraci (sehr arm) und neue Wirten (das heißt, sie<br />

verstehen noch nichts von Landwirtschaft), deren Wirtschaften jetzt aufgebaut werden.<br />

Das Schulgebäude dort war das vorher deutsche, das se<strong>in</strong>erzeit von den wenigen<br />

rumänischen K<strong>in</strong>dern nicht besucht werden durfte. So fehlte ihnen das größte Gut:<br />

das Buch. Und ke<strong>in</strong>er war da, der ihnen Recht schaffte. – Die (sächsische) Schule hatte<br />

früher auch Grund. Den hat nun die Landwirtschaftskammer genommen und davon<br />

nicht e<strong>in</strong>mal die Ernte zur Verfügung gestellt. Die Schule ist sehr arm und das Bürgermeisteramt<br />

auch. Aus all diesen Gründen wolle – so das Ansuchen – die Präfektur<br />

ihrer Schule Grund verleihen. – Ihnen wurde geantwortet, dass ke<strong>in</strong>er Institution durch<br />

das Gesetz der Agrarreform Boden zugeteilt werden kann, sie mögen sich durch das<br />

Schul<strong>in</strong>spektorat an das Landwirtschaftsm<strong>in</strong>isterium wenden und aus der Staatsreserve<br />

Boden verlangen.<br />

Aus Waldhütten schilderte Pompiliu Buzan (Blatt 14­15) ausführlich, wie er mit falschen<br />

Versprechungen h<strong>in</strong>gelockt wurde, 14 Kg „Kukuruz“ aussäte und 14 Liter erntete<br />

und warum er dann aus der „Frontul Plugarilor“ (Front der Pflüger, e<strong>in</strong>er Bauernpartei)<br />

austrat. Auf Blatt 111 widerrief er alles!<br />

Auf dem unmittelbar folgenden Blatt steht zu lesen, dass e<strong>in</strong> Teil der Kolonisten aus<br />

anderen Kreisen zu arbeiten verstehen und sich ihre Wirtschaften e<strong>in</strong>richten und besorgen,<br />

auch mit ihrem Vieh unter besten Bed<strong>in</strong>gungen arbeiten. Gleich daran angehängt,<br />

dass e<strong>in</strong>ige nicht zu arbeiten verstehen und nur ihren Gew<strong>in</strong>n suchen. Sie wollten auch<br />

nicht def<strong>in</strong>itiv bleiben. Es gab Fälle von solchen, die heimg<strong>in</strong>gen und alles mitnahmen,<br />

was sie mitnehmen konnten, andere aus Meschendorf, Malmkrog, Alisch, Schönberg<br />

usw. kamen nur im Herbst wieder – um zu ernten!<br />

E<strong>in</strong> pensionierter rumänischer Notar <strong>in</strong> Keisd wurde bedrängt und suchte daher um<br />

e<strong>in</strong>e Wohnung <strong>in</strong> Schäßburg an, weil er sich <strong>in</strong> Keisd nicht mehr sicher fühlte.<br />

Es f<strong>in</strong>den sich weitere Berichte der Präfektur, die an das Innenm<strong>in</strong>isterium weitergeleitet<br />

wurden, <strong>in</strong> denen darüber berichtet wird, dass <strong>in</strong> relativ kle<strong>in</strong>en Wirtschaften<br />

1­3 Familien, Sachsen und Kolonisten zusammenlebten, was Eigentumsprobleme, aber<br />

auch hygienische und sanitäre Probleme aufwarf. Solche gab es gewiss auch <strong>in</strong> <strong>Roseln</strong>.<br />

Unter Z. 110.116 vom 14. Februar 1948 verlangte das Innenm<strong>in</strong>isterium e<strong>in</strong>en m<strong>in</strong>utiösen<br />

Bericht über Vermögen, Stand und Lage. Der Sachbearbeiter <strong>in</strong> Bukarest<br />

forderte:<br />

„1. Meldung aller Kolonisten von 1940 herwärts [!] Familien[ober]haupt, wie viele Personen,<br />

woher, Familienstand.<br />

2. Zahl der beanspruchten Wirtschaften,<br />

a.) wie viele von Tschechen, Bulgaren, Deutschen und Ungarn verlassen wurden;

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