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Roseln mitten in Siebenbürgen

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Pfarrer und Kirche<br />

Nach e<strong>in</strong>igen Strophen antwortete die Braut:<br />

„Ech dunken uech, well ihr sejt kun ze desem Eogebläck“ –<br />

Ich danke euch für euer Kommen <strong>in</strong> diesem Augenblick.<br />

Zum Schluss s<strong>in</strong>gen wieder die Mädchen:<br />

„Det Schessen nit noch neuchen Uendch, neh kit as Poalwer drun“ –<br />

Das Schießen nimmt ke<strong>in</strong> Ende mehr, nun kommt unser Pulver dran.<br />

Dann schlagen sie ihre Krüge auf. 2<br />

Folgende an den Pfarrer gerichteten Worte wurden tradiert 3 , vor allem als Hilfe für<br />

jene, denen es nicht gegeben war, eigene s<strong>in</strong>nvolle Worte zu f<strong>in</strong>den. In <strong>Roseln</strong> eher<br />

schlicht gehalten, fanden andere Geme<strong>in</strong>den weitaus „reichere“ Worte. Wuird mäuchen<br />

(Wort machen) hieß das <strong>in</strong> <strong>Siebenbürgen</strong>s Geme<strong>in</strong>den.<br />

Fuir der Deuf (vor der Taufe) 4<br />

sprach der K<strong>in</strong>dsvater:<br />

„Wuilirwirdijer Herr! Et wird En wuil bewoast<br />

sen, det aus Herrgiut es met em Kendchen S<strong>in</strong>nchen/Doichterchen<br />

geseujent hut. Niu dem mer<br />

jiu wässen, det der Mensch net als Hoid aferzuje<br />

wit, soendern och ent helich Chrestentum ägefeert<br />

wid, esi bän ech kun ba Sau und häulde<br />

bittlich un, Se sellen esi get sen en solle moren än<br />

der Kirch me S<strong>in</strong>nchen/Doichterchen ëuch afnien<br />

än aus Chrestegemo<strong>in</strong>.“ –<br />

Wohlehrwürdiger Herr! Es wird Ihnen bewusst<br />

se<strong>in</strong>, dass unser Herrgott uns mit e<strong>in</strong>em K<strong>in</strong>dchen<br />

Söhnchen/Töchterchen gesegnet hat. Da wir wissen,<br />

dass der Mensch nicht als Heide auferzogen<br />

wird, sondern auch <strong>in</strong> das heilige Christentum<br />

e<strong>in</strong>geführt wird, b<strong>in</strong> ich zu Ihnen gekommen und<br />

bitte, Sie sollen so gut se<strong>in</strong> und morgen <strong>in</strong> der Kirche<br />

me<strong>in</strong> Söhnchen/Töchterchen auch <strong>in</strong> unsere<br />

Christengeme<strong>in</strong>de aufnehmen.<br />

Fuir der Verluiwung (vor der Verlobung)<br />

sprach der Brautvater:<br />

In Festtagstracht bei der Taufe von<br />

Traudi Widmann 1968: Irene Gull,<br />

Anna Widmann und Kathar<strong>in</strong>a<br />

Hermann.<br />

„Wuilirwirdijer Herr! Et wit Ehnen wuil bewoast sen, det aus Kengd sich ëuch än den<br />

helijen Oistëond sautze wallen, esi kun ech end häulde bittlich un, Se sollen esi get sen end<br />

solle se desen Iuwend an de Bietstanjd empfeun.“ –<br />

Wohlehrwürdiger Herr! Es wird Ihnen bekannt se<strong>in</strong>, dass unsere K<strong>in</strong>der sich auch <strong>in</strong> den<br />

heiligen Ehestand setzen wollen, daher komme ich und halte an, Sie sollen so gut se<strong>in</strong> und<br />

sollen sie diesen Abend <strong>in</strong> die Betstunde empfangen.<br />

2 Sie schleudern die mit glühenden Kohlen gefüllten Krüge zu Boden, damit sie zerschellen..<br />

3 Tradieren = überliefern.<br />

4 Zur Taufe siehe auch S. 364.<br />

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