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Roseln mitten in Siebenbürgen

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Aus ältester Zeit<br />

gefunden wurden, auch gliedern wir den Westturm der Kirche der Kategorie der Wohntürme<br />

e<strong>in</strong> auf Grund se<strong>in</strong>er besonderen Eigenheiten. Die Kennzeichen, die diesen Turm<br />

als Wohnturm def<strong>in</strong>ieren, s<strong>in</strong>d: Fehlen e<strong>in</strong>es Westportals, die Kreuzgewölbe im ersten und<br />

zweiten Geschoss, der Treppenaufgang <strong>in</strong>nerhalb der Mauer vom Erdgeschoss zum 1. Stock<br />

und ebenso vom 1. zum 2. Stock, der E<strong>in</strong>gang <strong>in</strong> das dritte Geschoss (2. Stock) des Turmes<br />

aus dem Osten her (F 14), der wahrsche<strong>in</strong>lich durch e<strong>in</strong>e Holzleiter gesichert wurde zur<br />

Zeit, als das Kirchenschiff noch nicht bis an den Turm reichte. In e<strong>in</strong>er folgenden Etappe,<br />

als der Turm se<strong>in</strong>e Rolle als Wohnturm verlor und <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en Glockenturm umgewandelt<br />

wurde, vermauerte man den Zugang im dritten Geschoss, öffnete gleichzeitig den Zugang<br />

im zweiten Geschoß, direkt h<strong>in</strong>ter der derzeitigen Orgel (F 12); nun ist auch dieser Zugang<br />

vermauert, der Zugang zur Orgelempore erfolgt direkt von außerhalb der Kirche.<br />

E<strong>in</strong> weiteres Argument, das uns bestimmt, diesen Turm der Kategorie der Wohntürme<br />

zuzuordnen, ist die Existenz e<strong>in</strong>er Schießscharte zwischen dem Erdgeschoss und ersten<br />

Stock des Wohnturmes, die nach Osten gerichtet war, also <strong>in</strong>s Innere des derzeitigen Kirchenschiffes.<br />

Diese Schießscharte ist langeher verbaut. E<strong>in</strong> Wohnturm setzt die Existenz<br />

e<strong>in</strong>er Kapelle voraus, wahrsche<strong>in</strong>lich unter dem derzeitigen Chor, das bei aufmerksamer<br />

Betrachtung von der derzeitigen Achse der Kirche ger<strong>in</strong>gfügig abweicht. Solche baulichen<br />

Gegebenheiten – Kapelle mit Wohnturm – s<strong>in</strong>d für sächsische Gräfen charakteristisch, sie<br />

s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> Deutschweißkirch 34 , Kell<strong>in</strong>g 35 , Petersdorf, Broos 36 und wahrsche<strong>in</strong>lich <strong>Roseln</strong> zu<br />

f<strong>in</strong>den. Diese Me<strong>in</strong>ung bleibt vorläufig e<strong>in</strong>e Hypothese, zukünftige archäologische Forschungen<br />

werden Korrekturen oder Ergänzungen zu unseren Beobachtungen br<strong>in</strong>gen.“<br />

Ergänzend zur Studie von Frau Tiplic und anderen gängigen Me<strong>in</strong>ungen zur Rosler<br />

Kirche fügt der Verfasser h<strong>in</strong>zu:<br />

1. Die Ansicht, die erste Rosler Kirche müsse e<strong>in</strong> romanischer Bau gewesen se<strong>in</strong>, ist<br />

nicht mehr zu vertreten, weil auf der Südseite ke<strong>in</strong>e Spuren dafür zu f<strong>in</strong>den s<strong>in</strong>d, und<br />

auch auf der Nordseite Gaden und Sakristei, die auf alten Bildern mit e<strong>in</strong>em Seitenschiff<br />

verwechselt werden konnten, m<strong>in</strong>destens e<strong>in</strong>en halben Meter tiefer lagen als das<br />

Mittelschiff.<br />

2. Die derzeitigen Kirchene<strong>in</strong>gänge, sowohl der nördliche wie auch der südliche, waren<br />

zur Verteidigung der Kirche von <strong>in</strong>nen mit Sperrbalken vorgesehen, das weist <strong>in</strong> die<br />

Zeit zurück, <strong>in</strong> der die Kirche noch letzte Zufluchtsstätte war. Die derzeitige südliche<br />

Kirchentür stammt aus neuerer Zeit.<br />

3. Was im Nord­ und Südschiff neben dem Triumphbogen als Konsolenansatz oder<br />

Rest e<strong>in</strong>es Säulenkapitells ersche<strong>in</strong>t, wartet auf e<strong>in</strong>e Erklärung. Diese unter Putz liegenden<br />

„Maueransätze“ s<strong>in</strong>d noch nie untersucht worden.<br />

4. Der Wohnturm mit dem E<strong>in</strong>gang <strong>in</strong> se<strong>in</strong> drittes Geschoss und der ganz schmalen<br />

Schießscharte im ersten Geschoss, die mit ihrer Schräge genau zur Sicherung der Leiter<br />

angelegt war, wurde wahrsche<strong>in</strong>lich im 13. Jahrhundert gebaut. Damals wird das Chor<br />

selbst Gottesdienstraum gewesen se<strong>in</strong>; vielleicht wurde es nachträglich umgebaut.<br />

5. Der Durchbruch aus dem Turm <strong>in</strong> die Kirche <strong>in</strong> Höhe der derzeitigen Orgelempore<br />

(zweites Geschoss) wurde bestimmt nicht vor dem Bau der Empore getätigt: 1596.<br />

Der ebenerdige Durchbruch war gewiss der erste.<br />

34 Ebenda, S. 253­285.<br />

35 R. Heitel, Cetatea d<strong>in</strong> Câlnic. Bukarest 1968, S. 6ff.<br />

36 Für Broos <strong>in</strong>formierte uns freundlicherweise Z.­K. P<strong>in</strong>ter.

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