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Roseln mitten in Siebenbürgen

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1944 bis 1990<br />

e<strong>in</strong> Deutscher Soldat aufgehalten habe, der gesagt haben soll, er gehe nach <strong>Roseln</strong> auf den<br />

Pfarrhof.<br />

Es war nur natürlich, dass zufolge dieser Aussage von russischer Seite angenommen wurde,<br />

dass bei der Verübung der Tat e<strong>in</strong> deutscher Soldat beteiligt gewesen se<strong>in</strong> müsse. Der<br />

Bestohlene erhielt e<strong>in</strong>en Civilanzug von der Familie Kaufmann Lutsch. Als Civilist, <strong>in</strong><br />

Begleitung auch der Kellner<strong>in</strong> und Anderer begab er sich dann nach <strong>Roseln</strong>, wo sich der<br />

Fall so abspielte, wie ihn der Bericht schildert.<br />

In Agnetheln ist der Fall noch nicht abgeschlossen. Die Untersuchung geht weiter, verbunden<br />

mit Hausdurchsuchungen und Verhaftungen. E<strong>in</strong>e Prämie von Lei: 200.000.– ist<br />

für den ausgesetzt, der die gestohlenen Schriftstücke f<strong>in</strong>det. Sollten aber die Akten nicht<br />

gefunden werden, so ist angedroht die Verschleppung von 150 Männern aus Agnetheln. –<br />

Die Beerdigung des Verstorbenen Dechanten fand erst am Mittwoch den 1. August l. J.<br />

vorm. 10 Uhr statt.<br />

Agnetheln, am 8. August 1945. Das Schenker evangelische Bezirkskonsistorium A. B.<br />

Für den Dechanten: Rehner, Mitglied des Bezirkskonsistoriums. (L. S. )<br />

Johann Breckner, Bezirksanwalt.“<br />

3. Thomas Klockner (1928­2009) berichtete dem Verfasser wiederholt, dass er <strong>in</strong> der<br />

Nacht des 29. Juli 1945 die Gruppe der Russen und die Kellner<strong>in</strong> getroffen habe, die<br />

se<strong>in</strong> bester Freund Wilhelm Widmann (1927­1996) zum „Popa“ führen sollte:<br />

Als sie dort, nämlich beim orthodoxen Pfarrer ankamen, g<strong>in</strong>g die Frau h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>, kam aber<br />

sehr schnell heraus und meldete, dass sie nicht richtig seien, sie wollten zum sächsischen<br />

Pfarrer. Während sie aber h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>g<strong>in</strong>g, nahmen die Russen angeblich ihre Waffen zur Hand.<br />

Der ärgste Regen g<strong>in</strong>g nieder, während sie bis zu dem evangelischen Pfarrhof g<strong>in</strong>gen. Dort<br />

bot sich Thomas Klockner an, h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>zugehen und den Pfarrer herauszurufen. Er wollte die<br />

Gelegenheit nützen, ihn zu warnen. Doch der deutsch sprechende Mann schickte Klockner<br />

und Widmann heim, während sie selber auf den Pfarrhof g<strong>in</strong>gen.<br />

Thomas Klockner, dritter Nachbar des Pfarrhauses, eilte mit se<strong>in</strong>em Freund <strong>in</strong> die väterliche<br />

Scheune, von wo sie sich im Heu versteckte Waffen nahmen und eilten <strong>in</strong> den Hof<br />

bzw. Garten der Familie Stirner. Sie wollten e<strong>in</strong>greifen, wenn es nötig sei.<br />

Es dauerte nicht lange, so g<strong>in</strong>g das Licht auf und Pfarrer Lutsch kam mit der Frau heraus.<br />

Dann hörten sie ihn rufen „Verrat“. E<strong>in</strong> Schuss krachte, bald darauf weitere.<br />

Für die beiden Jungen waren die „Fe<strong>in</strong>de“ zu weit und sie machten aus, h<strong>in</strong>ter den Gärten<br />

bis zu dem Auto zu laufen, wo sie näher an die Gegner kommen konnten. Schließlich sahen<br />

sie e<strong>in</strong>, dass sie nicht helfen konnten, sondern höchstens alles verschlimmern würden.<br />

4. Der Sohn Werner Lutsch (* 1931), damals 13 Jahre alt, der <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Zimmer, neben<br />

dem Haupte<strong>in</strong>gang zum Pfarrhaus <strong>in</strong> der Stunde des Geschehens noch las, schreibt:<br />

„Es war am späten Sonntagabend, den 29. Juli 1945 <strong>in</strong> der Geme<strong>in</strong>de <strong>Roseln</strong>. Zwei junge<br />

Burschen (e<strong>in</strong>er Thomas Klockner) begegnen <strong>in</strong> der E<strong>in</strong>fahrtsstraße <strong>in</strong> den Ort 2 russische<br />

Soldaten, e<strong>in</strong>en russischen Offizier und e<strong>in</strong>e sächsische Frau (arbeitete im großen Wirtshaus<br />

<strong>in</strong> Agnetheln als Kellner<strong>in</strong>), welche verlangten, zum Pfarrer geführt zu werden. Da<br />

‚popa‘ die Bezeichnung (ortsüblich) für den orthodoxen Pfarrer war, wurden sie zu diesem<br />

geführt. Auf Befehl rief Klockner ihn heraus, wo der Offizier mit der MP im Anschlag<br />

stand. Es wurde klar, dass e<strong>in</strong> Missverständnis vorlag und der sächsische Pfarrer geme<strong>in</strong>t<br />

war. Klockner bot sich an, me<strong>in</strong>en Vater herauszurufen. Das wurde abgewiesen.<br />

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