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Roseln mitten in Siebenbürgen

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Handwerk<br />

Das Holz für die Balken und Sparren wurde zum größten Teil aus heimischen Wäldern<br />

geholt. Es wurde grün abgeholzt, auf der Baustelle geschält (entr<strong>in</strong>det) mit Spezialäxten<br />

gerade ausgerichtet und dann zugeschnitten. Die Bretter und Dachlatten wurden <strong>in</strong><br />

Agnetheln gekauft. Die Balken wurden aus Eichenholz und die Sparren teils aus Eiche,<br />

teils aus Espe und Tanne hergestellt.<br />

Nach dem Aufschlagen g<strong>in</strong>g es weiter mit dem Dachdecken. Die Dachziegel musste<br />

man sich auch aus Agnetheln besorgen, bevor die Gullsche Fabrik bestand. Sämtliche<br />

Dachziegel wurden per Hand hochgetragen und auf dem Dach weiter, Hand <strong>in</strong> Hand<br />

bis zum Fachmann gereicht, der sie verlegte. Anschließend wurden die Dachreiter (Firstziegeln)<br />

vom Maurer <strong>in</strong> Mörtel verlegt und so war das Haus fertig abgedeckt.<br />

Nach jedem Bauabschnitt gab es e<strong>in</strong>en Ausschank mit Essen und Tr<strong>in</strong>ken als Dankeschön.<br />

Wenn das Dach gedeckt war, g<strong>in</strong>g es weiter mit den Gewölben im Keller, dem Ausmauern<br />

der Gesimse unterhalb des Dachstuhls und mit den Fenstern. Nachdem die<br />

Wände trocken waren, folgten Innen­ und Außenputz. Der Putzmörtel wurde aus Kalk,<br />

Sand und Zement von Hand gemacht. Die Holzdecken wurden mit Stuckatur verziert.<br />

Es wurden spezielle Schilfrohrdecken auf die verschalten Holzdecken genagelt und mit<br />

Mörtel verputzt. Die e<strong>in</strong>fachen Fassaden wurden glatt verputzt und anschließend gestrichen.<br />

Die modernen Fassaden wurden mit vielen Gesimsen und Kapitellen versehen,<br />

die restlichen Flächen mit Kassetten oder mit Dekorputz.<br />

das handwerk <strong>in</strong> roseln nach dem zweiten weltkrieg<br />

Das Ende des Zweiten Weltkriegs war für unsere Siebenbürger Sachsen e<strong>in</strong> totaler Zusammenbruch.<br />

Unsere Eltern wurden enteignet. Grund und Boden, Haus, Hof und<br />

Vieh und die landwirtschaftlichen Geräte wurden ihnen weggenommen. Viele Familien<br />

mussten ihre Häuser verlassen und <strong>in</strong> e<strong>in</strong>geschränktem Raum irgendwo zur Miete<br />

wohnen. Ke<strong>in</strong> junger Mensch konnte sich <strong>in</strong> den ersten Jahren nach dem Weltkrieg<br />

erlauben, e<strong>in</strong>en Beruf zu erlernen. Jeder musste sich um se<strong>in</strong> tägliches Brot kümmern.<br />

Diese schwere Zeit dauerte bis 1950. Dann wurden staatliche Professionalschulen eröffnet,<br />

bei denen sich junge Menschen mit Volksschulabschluss melden konnten, um<br />

e<strong>in</strong> Handwerk zu lernen. Diese Ausbildung war nun ganz anders als die Ausbildung<br />

vor dem Krieg. Es wurde mehr Theoretisches als Praktisches gelernt. Die älteren Handwerker<br />

hatten es nach dem Zusammenbruch auch sehr schwer, da es ke<strong>in</strong>e Arbeit gab,<br />

bis dann die Staatsfarm <strong>in</strong> <strong>Roseln</strong> mit dem Bau von großen Vieh­ und Schwe<strong>in</strong>eställen<br />

begann. Gegenüber dem Bahnhof wurde e<strong>in</strong>e große Werkstatt für landwirtschaftliche<br />

Masch<strong>in</strong>en mit vielen Anlagen gebaut, <strong>in</strong> der mehrere ältere Menschen Arbeit fanden.<br />

Allmählich g<strong>in</strong>g es auch mit dem Privatbau wieder bergauf. Es wurden viele Häuser<br />

für die angesiedelten Kolonisten aus den Westkarpaten gebaut. In dieser Nachkriegszeit<br />

erlebten wir im Bauwesen e<strong>in</strong>e große Wende. Die Ära „Gewölbe“ g<strong>in</strong>g zu Ende und<br />

wurde durch Stahlbeton ersetzt. Viele Zementfabriken wurden im Land errichtet. So<br />

wurden nun die Kellergewölbe, Fenster­ und Türsturze und die Bruchste<strong>in</strong>fundamente<br />

durch Stahlbeton und e<strong>in</strong>fachen Beton abgelöst. Der Stahlbeton war <strong>in</strong> allen Bereichen<br />

die bessere Lösung. Er war nicht zu vergleichen mit den Gewölben und Gewölbebogen,<br />

die den Nutzraum stark e<strong>in</strong>schränkten aufgrund ihrer massiven Teile, runden Konstruktion<br />

und großer Last mit großem Druck nach außen, die dann mit der Zeit Risse<br />

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