Roseln mitten in Siebenbürgen

1944 bis 1990
Die Hausbesetzungen hatten groteske Züge angenommen: Damit die sächsischen
Bewohner in ihren eigenen oder auch in fremden Häusern wohnen durften, mussten sie
für Zimmer und Küche 250 Lei Miete zahlen. Ab wann und bis wann, ist nicht bekannt,
wahrscheinlich nur ein paar Monate. Am 18. September 1948 legte Bischof Müller
Ministerpräsident Petru Groza eine Eingabe vor bezüglich der unberechtigten Mietforderungen
und erhielt das Versprechen, dass die arbeitende deutsche Bevölkerung „von
nun an gleichberechtigt mit der anderen arbeitenden Bevölkerung des Landes nach den
Bestimmungen des Nationalitätengesetzes behandelt werde“. Infolge eines neuerlichen
Übergriffs in Petersdorf/Mühlbach und eines in Zeiden war am 27. Oktober eine neuerliche
Eingabe notwendig.
An Viehbestand der Sachsen notiert der Pfarrer: 24 Pferde, 8 Ochsen, 39 Kühe, 33
Büffel, 44 Stück Jungvieh, 52 Ziegen, 70 Schafe und 45 Schweine. 62
Dazu einige statistische Daten jener Jahre: Am 29. September 1947 wird die Anzahl
der ortsanwesenden Gemeindeglieder mit 565 angegeben, an anderen Orten des Landes
seien 7, in Russland 58, auf der Heimreise von dort in Deutschland 3, im Ausland
infolge von Evakuierungen und anderen Kriegsereignissen 57, in Kriegsgefangenschaft
13, im Ausland aus sonstigen Gründen 14, zusammen 711 (tatsächlich ergibt es jedoch
717).
Am 18. September 1949 notierte der Pfarrer, die Gemeinde habe 307 Familien, genau
696 Gläubige. Davon waren 567 ortsanwesend, 53 aus Russland noch nicht zurückgekehrt,
von denen sich 48 weiterhin dort, 5 aber bereits in Deutschland befinden, 13
noch Kriegsgefangene sind und 63 aus anderen Gründen an der Heimkehr verhindert.
Die Kirche besaß damals noch die Brückenwaage im Schulhof, die einige Einkünfte
brachte.
Über die Situation der Arbeitsmöglichkeiten erfahren wir mit Datum des 26. Juni
1950 Folgendes:
„Es arbeiten zur Zeit keine Glieder unserer Kirchengemeinde in Orten ohne evangelische
Gemeinde.
In Bukarest, wo im Vorjahr etwa siebzig Gemeindeglieder Arbeit und Verdienst gefunden
hatten, 63 sind gegenwärtig nur sieben beschäftigt, in Kronstadt drei, in Agnetheln (in der
Strickerei) vier. Es wohnen zuhause und gehen von dort ziemlich regelmäßig auf Arbeit
sechzig bis siebzig auf die hiesige Staatsfarm, zweiundzwanzig zur Erdgasgesellschaft, neun
auf die Bahnstrecke, zwei in den Wald.“ 64
In einem Akt des Ortsamtes wurde angegeben, dass am 26. Oktober 1948 in Roseln 179
Bauern, 137 Arbeiter, 20 „öffentliche Beamte“, 65 ein Kaufmann, zwei Handwerker und
vier Ruheständler lebten. Ein anderer Akt desselben Tages gliedert in einer Tabelle die
öffentlichen Beamten wie folgt:
62 Pf.Z. 101/1948.
63 Vermittelt durch Martin Albrich 117.
64 Pf.Z. 64/1950.
65 Funcţionari publici.
287