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Roseln mitten in Siebenbürgen

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Vor der Reformation<br />

Familiennamen gehört auch Wagner, es wird diese zunftmäßigen Gewerbe also <strong>in</strong> der<br />

Geme<strong>in</strong>de gegeben haben.<br />

E<strong>in</strong>e vom selben Fürsten am 6. November 1580 <strong>in</strong> Thorenburg ausgestellte Urkunde 89<br />

schützt die Schuster des Schenker Stuhls gegen den Hermannstädter Rat. Sie dürfen ihr<br />

Handwerk <strong>in</strong> allen Stuhlsdörfern frei ausüben. Das Schusterhandwerk sche<strong>in</strong>t besonders<br />

unter Konkurrenzdruck gestanden zu haben.<br />

Am 6. März 1589 bestätigte Fürst Siegmund Bathory auf Ansuchen der Schenker<br />

Stuhlsgeschworenen und Ältesten Leonhard Mart<strong>in</strong>i von Jakobsdorf und Stephan Örken<br />

von <strong>Roseln</strong> obige Urkunde. 90 Die Gegensätze zwischen dem Stuhlsvorort Großschenk<br />

und den sich auf ältere Zunftrechte berufenden Agnethlern treten zu Tage,<br />

wobei <strong>Roseln</strong> der Agnethler Zunft zugehörte und der Vertreter <strong>Roseln</strong>s gleichzeitig<br />

Stuhlsgeschworener war. Es ist verständlich, dass die Agnethler alle<strong>in</strong> mit Rücksicht auf<br />

von alt her verbriefte Rechte die über Dörfer verstreuten Zunftmitglieder duldeten, die<br />

nie der Zunftaufsicht <strong>in</strong> gleicher Art unterworfen werden konnten wie ihre ortsansässigen<br />

Handwerker.<br />

*<br />

Sage: det kru<strong>in</strong>er muer<br />

In e<strong>in</strong>er stürmischen Nacht fuhr e<strong>in</strong> Kronstädter Kaufmann durch das Harbachtal. Er<br />

kam von e<strong>in</strong>em Jahrmarkt und hatte viel Geld bei sich. Auf Rosler Hattert verlor er den<br />

Weg und geriet <strong>in</strong> e<strong>in</strong> verrufenes Moor. Die Pferde blieben dar<strong>in</strong> stecken und begannen<br />

samt Gefährt allmählich zu vers<strong>in</strong>ken. Wiewohl der Kaufmann auch um Hilfe rief, hörte<br />

ihn bei dem Unwetter, wo Sturm und Donner jeden Laut übertönten, niemand. Als<br />

Pferde und Wagen im Sumpf untergegangen waren, versuchte er, unter Aufbietung der<br />

letzten Kräfte h<strong>in</strong>auszugelangen. Das Ufer erreichte er aber nicht, denn wen das Moor<br />

e<strong>in</strong>mal gefangen hat, den gibt es nicht mehr frei. Langsam versank auch er dar<strong>in</strong>. Der<br />

Sumpf schlug über se<strong>in</strong>em Kopf zusammen und begrub ihn für immer.<br />

Am Morgen deuteten nur noch Spuren der Wagenreifen darauf h<strong>in</strong>, dass <strong>in</strong> der Nacht<br />

e<strong>in</strong> Gefährt <strong>in</strong>s Moor h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>gefahren und dar<strong>in</strong> versunken war. Seither nennt man den<br />

Sumpf auf Rosler Hattert „Kru<strong>in</strong>er Muer“ (Kronstädter Moor). 91<br />

*<br />

Über all den Urkunden könnten wir vergessen, dass seit 1420 Türkene<strong>in</strong>fälle fast<br />

jährlich das Land heimsuchten. 1438 wurde Mühlbach belagert und ergab sich dem<br />

Fürsten der Wallachei <strong>in</strong> Gefangenschaft. Damals wurde der „Rumeser Student“, der<br />

zu der kle<strong>in</strong>en Gruppe derer gehörte, die sich nicht ergaben, <strong>in</strong> die Türkei <strong>in</strong> Sklaverei<br />

entführt. Von ihm erfahren wir über die Taktik der Türken: 92<br />

„... sie reiten nur dann los, wenn sie e<strong>in</strong>en oder zwei zuverlässige Führer haben, die die<br />

Wege und Pfade des Landes, <strong>in</strong> das sie ziehen wollen, bestens kennen. Und sie reiten mit<br />

89 LZ. 8 vom 6. November 1580 Thorenburg. Vgl. dazu auch Johann Roth: Aus der Zunftzeit<br />

Agnethelns. Archiv AF Bd. XXI, S. 87ff.<br />

90 LZ. 9 vom 6. März 1589 Weißenburg.<br />

91 Erzählt im Jahre 1982 von Roland Buchholzer, 35, aus <strong>Roseln</strong>, damals Pfarrer <strong>in</strong> Alzen.<br />

92 Re<strong>in</strong>hard Klockow: Georgius de Hungaria, S. 191.<br />

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