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Roseln mitten in Siebenbürgen

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202<br />

Der Anfang vom Ende<br />

In der zweiten Presbyterialsitzung unter Leitung des neuen Pfarrers, bei vorliegendem<br />

Beschluss, e<strong>in</strong>en neuen Saal zu bauen, fragte der Pfarrer nicht, ob e<strong>in</strong> Plan erstellt<br />

werden sollte, sondern gleich, wem er den Auftrag erteilen solle. Das Presbyterium<br />

beschloss, Architekt Sche<strong>in</strong>er die Arbeit zu übergeben. In der gleichen Art g<strong>in</strong>g Pfarrer<br />

Csallner alle Aufgaben gezielt an. Als neue Glocken angeschafft werden musste, lautete<br />

se<strong>in</strong>e Frage an das Presbyterium: Wünscht das Presbyterium e<strong>in</strong>e entsprechende Notiz<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er deutsch­amerikanischen Zeitung? Selbstverständlich waren alle damit e<strong>in</strong>verstanden.<br />

Die Geme<strong>in</strong>de hatte Schulden und machte neue im Raiffeisenvere<strong>in</strong>, um die Gehälter<br />

zahlen zu können. Die Z<strong>in</strong>sen sollten von den säumigen Zahlern getragen werden.<br />

Da die Gefahr drohte, nach Errichtung der Staatsschule die Kirchenschule, weil unzulänglich,<br />

zu sperren, wurde beschlossen, sie zu reparieren.<br />

Weil Architekt Sche<strong>in</strong>er krank war, wurde der Auftrag zum Saalbau an die geprüften<br />

Baumeister Z<strong>in</strong>z und Wächter <strong>in</strong> Agnetheln erteilt. Betreffs Aufbr<strong>in</strong>gung der Kosten<br />

wurden drei Vorschläge vorgelegt.<br />

„Kurator Frank stellt den Antrag, es solle nach dem alten Schlüssel e<strong>in</strong>gehoben werden.<br />

Thomas Geisel 101 stellt den Antrag, es solle der Betrag unter alle Bürger gleichmäßig<br />

verteilt werden, Witwen und Witwer sollen nur die Hälfte zahlen.<br />

Michael Hartel 107 stellt den Antrag, es sollten 2/3 des Betrages gleichmäßig, 1/3 aber<br />

solle nach e<strong>in</strong>em andern Schlüssel aufgeteilt werden. – Alle drei Anträge gelangen zur Abstimmung:<br />

Der Antrag Geisel wird mit Stimmenmehrheit angenommen und beschlossen.“<br />

Dieser Beschluss verblieb <strong>in</strong> der Er<strong>in</strong>nerung der Rosler, wurde aber <strong>in</strong> den sechziger Jahren<br />

so dargestellt, als sei der Antrag gestellt worden, auf schwächer bemittelte Mitglieder<br />

Rücksicht zu nehmen, dann aber hätten diese für Gleichheit plädiert, damit sie nicht<br />

vielleicht e<strong>in</strong>mal als solche, die ger<strong>in</strong>geren Beitrag geleistet hatten, auf h<strong>in</strong>tere Plätze im<br />

neuen Saal verwiesen würden.<br />

Da die Geme<strong>in</strong>devertretung das Presbyterium mit der Geldbeschaffung für den Saalbau<br />

betraute, ließ sich der Vorsitzer von diesem die Vollmacht erteilen, mit Banken zu<br />

verhandeln.<br />

Strafgelder bei versäumten Kirchenarbeiten wurden von 80 auf 200 Lei erhöht! Alle<br />

Maurer, Zimmerleute und Tischler der Geme<strong>in</strong>de verpflichteten sich, ihrem Beruf<br />

entsprechende Arbeiten am Saal bis zur Fertigstellung durchzuführen. In der Folge<br />

fochten e<strong>in</strong>zelne dafür, das Gleichheitspr<strong>in</strong>zip der Beiträge für den Saalbau zugunsten<br />

von Ärmeren zu durchbrechen. Letztendlich wurde es durchgehalten, so schwer es auch<br />

anfänglich bei Bezirks­ und Landeskonsistorium durchgesetzt werden konnte.<br />

Die Agnethler Bank lieh zum Saalbau nötiges Geld auf unbegrenzte Zeit – zu 21 %<br />

Z<strong>in</strong>sen! Die Presbyterialprotokolle spiegeln wider, wie die Spannung <strong>in</strong> der Geme<strong>in</strong>de<br />

zusehends stieg.<br />

In der Sitzung vom 11. Januar 1925 berichtete der Vorsitzer<br />

„über die Rückstände an kirchlichen Taxen aus dem Vorjahr und stellt den Antrag, es<br />

möchten, weil die politischen Behörden die Kirchentaxen wenigstens vorläufig nicht mehr<br />

e<strong>in</strong>treiben, die Rückstände e<strong>in</strong>em Advokaten zur E<strong>in</strong>treibung übergeben werden.“<br />

Von den sechs anwesenden Presbytern stimmen drei dafür, drei dagegen. Somit wurde<br />

der Antrag angenommen, denn die Stimme des Vorsitzers gab nun den Ausschlag.

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