Relationship Equity im Private Banking - Universität St.Gallen
Relationship Equity im Private Banking - Universität St.Gallen
Relationship Equity im Private Banking - Universität St.Gallen
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
R E L A T I O N S H I P E Q U I T Y I M P R I V A T E B A N K I N G<br />
haben, als loyaler als andere. Argumentiert wird dabei vor allem damit, dass ein Kunde, der<br />
eine Bank mit seiner sehr persönlichen langfristigen Planung betraut, dieser auch vertraut<br />
und damit langfristig loyal sein wird. Zudem ergibt sich <strong>im</strong> Rahmen der Finanzplanung<br />
auch eine Transparenz über die familiären Verhältnisse und damit die Erbensituation, welche<br />
durch den Kundenberater bearbeitet und peu-à-peu ausgebaut werden kann.<br />
Ein positiver Zusammenhang zwischen dem Vorhandensein von Finanzplanungsprodukten<br />
und der Kundenbeziehungslänge <strong>im</strong> Schweizer Markt erscheint auch aus Sicht der interviewten<br />
Controller plausibel. Insbesondere scheinen Finanzplanungsprodukte <strong>im</strong> Rahmen<br />
beendeter Kundenbeziehungen weniger häufig anzutreffen zu sein als dies bei aktiven Beziehungen<br />
der Fall ist. Allerdings ist nicht restlos geklärt, ob das Halten von Finanzplanungsprodukten<br />
nicht auch stark vom Kundenalter abhängt, welches ebenfalls eine Korrelation<br />
mit der Beziehungslänge aufweist (Hypothese 3c).<br />
Hypothese 3c<br />
Kundenalter ⇒ zukünftige Loyalität/Kundenabgang<br />
Hypothese: Ältere Kunden sind loyalere Kunden und werden der Bank bspw. bei schlechter<br />
Investitionsperformance auch länger die Treue halten.<br />
Argumentation: Diese Hypothese fusst auf der Annahme, dass ältere Kunden generell<br />
träger und leichter zu befriedigen sind als die jüngeren (u.a. die sog. „Young Dynamic<br />
<strong>St</strong>reetfighters“). Letztere sind eher kostenfokussiert und brauchen eine zeitintensive Betreuung,<br />
da sie selbst oftmals ein hohes finanzwirtschaftliches Wissen haben. Der Kundenberater<br />
muss sicherlich mehr Energie zur Betreuung dieses anspruchsvollen jüngeren Kunden<br />
aufwenden für einen älteren und unter Umständen anspruchsloseren Kunden. Diesen Zusammenhang<br />
bestätigen auch bankspezifische Analysen aufgrund von Echtdaten. Zudem<br />
wird die Hypothese auch durch das kulturelle Verständnis gestützt.<br />
H<br />
Hypothese 3d<br />
Bisherige Beziehungsdauer ⇒ zukünftige Loyalität/Kundenabgang<br />
Hypothese: Je länger eine Kundenbeziehung schon bestanden hat, desto grösser wird auch<br />
die zukünftige Loyalität des betreffenden Kunden sein.<br />
Argumentation: Je länger eine Beziehung schon bestanden hat, desto stärker ist das aufgebaute<br />
Vertrauen und desto länger wird sie auch noch bestehen. Der Tod des Kunden sollte<br />
dabei als Bruch gesehen werden, der durch die Weiterführung der Beziehung mit den Nachkommen<br />
überwunden werden kann.<br />
Die auf Erfahrungen der Kundenberater fussende Hypothese kann so nicht bestätigt werden<br />
270 . Sie wirkt intuitiv zwar ansprechend, hält aber einer generellen Beurteilung nur bedingt<br />
stand: so müsste zum Beispiel bei über viele Jahre existierenden, aber nur wenig ge-<br />
H<br />
270 Einige Kundenberater massen dem Kundenalter eine höhere Bedeutung zu als der Beziehungsdauer.<br />
126