Relationship Equity im Private Banking - Universität St.Gallen
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Kapitel 3 – Kundenwert <strong>im</strong> <strong>Private</strong> <strong>Banking</strong><br />
Die Eigner von Unternehmen in freien Marktwirtschaften haben ein gemeinsames Ziel: die<br />
Rendite auf dem eingesetzten Eigenkapital unter den herrschenden Rahmenbedingungen zu<br />
max<strong>im</strong>ieren 112 . Dazu verkaufen sie Produkte und Dienstleistungen und erhalten dafür von<br />
Kunden Geldzahlungen. Da nicht jeder Kunde bereit ist, gleich häufig gleich viel zu kaufen<br />
und seine Rechnungen nicht gleich schnell zu zahlen, gibt es aus Unternehmenssicht bessere<br />
und schlechtere Kunden – Kunden, die für den Zahlungsempfänger mehr oder weniger wert<br />
sein können. Vor diesem Hintergrund und mit dem angelsächsischen Shareholder Value<br />
Denken <strong>im</strong> Hinterkopf sei der Kundenwert nun wie folgt definiert:<br />
Heutiger Wert eines Kunden =<br />
Barwert der in Zukunft mit einem Kunden zu erwirtschaftenden Umsätze<br />
./. Barwert der durch den Kunden in Zukunft direkt verursachten Kosten<br />
./. Barwert der anteilsmässig zugeteilten, indirekt verursachten Kosten<br />
Dieser fundamentale betriebswirtschaftliche Zusammenhang in Anlehnung an das sog.<br />
zweistufige Dividend Discount Modell resp. Gordon Growth Modell verdeutlicht sich anhand<br />
eines fiktiven Beispiels in der Tabelle 3-1 sowie der darin umgesetzten folgenden Berechnungsformel<br />
113 :<br />
Kundenwert =<br />
t= n<br />
#<br />
t= 1<br />
Jährl. Deckungsbeitrag t<br />
(1+ i) t +<br />
Abbildung 3-3: Kundenwert nach dem Dividend Discount Modell<br />
Jährl. Deckungsbeitrag n<br />
i " g n<br />
(1+ i) n<br />
!<br />
Dabei werden die Zahlungssaldi des betrachteten Kunden für die nächsten n bzw. <strong>im</strong> Beispiel<br />
3 Jahre explizit geschätzt und anhand eines Diskontsatzes i von 10% auf den heutigen<br />
Zeitpunkt abgezinst (erster Teil der Formel). Für die Zeit danach – bis in alle Ewigkeit –<br />
wird davon ausgegangen, dass sich die Leistung des n-ten Jahres (Zahlungssaldo von CHF<br />
90) jährlich um g n oder 1% erhöht (Zähler des zweiten Teils der Formel). Das Ergebnis<br />
dieser letzteren Berechnung (CHF 1'010) bedarf schliesslich noch einer Abzinsung um n<br />
bzw. drei Jahre auf den heutigen Zeitpunkt. Derart ergeben die diskontierten, erwarteten<br />
Zahlungsströme in ihrer Summe schliesslich eine Schätzung für den Barwert des betrachteten<br />
Kunden.<br />
112 Bspw. Rappaport (1986), xiii: „The ideal that business strategies should be judged by the economic value they create<br />
for shareholders is well accepted in the business community.“; oder philiosophischer Margarethe in Goethe’s Faust I:<br />
„Nach Golde drängt / am Golde hängt / doch alles“ (Verse 2802 ff.).<br />
113 In Anlehnung an Damodaran (2005)<br />
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