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Relationship Equity im Private Banking - Universität St.Gallen

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R E L A T I O N S H I P E Q U I T Y I M P R I V A T E B A N K I N G<br />

auch auf andere, nicht <strong>im</strong> Baum ersichtliche Komponenten wie die Vermögensverwaltung<br />

und die Kreditvergabe eingeht.<br />

Zudem misst er der Berücksichtigung von Kundenabwanderungsraten eine grosse Wichtigkeit<br />

zu. Insbesondere Erbfälle mit anschliessender Kontosaldierung oder latente Unzufriedenheit<br />

seien Zeichen, die es bei der Kundenbeurteilung zu beachten gelte. Zur Berechnung<br />

eines Customer Lifet<strong>im</strong>e Values basiert er zunächst auf der bestehenden Kundenpopulation,<br />

die er aufgrund ihrer Beziehungsdauer mit der Bank in Reifesegmente (Neukunden, Wachstumskunden,<br />

Reifekunden, <strong>St</strong>ammkunden) unterteilt 142 . Zudem schlägt er in einer zweiten<br />

<strong>St</strong>ufe eine Verfeinerung der Unterteilung nach Vermögensklassen vor. Separat behandelt er<br />

die Neukunden; bei diesen sind einerseits Akquisitionskosten relevant; und anderseits berechnet<br />

er aufgrund von Beobachtungen eine separate Abwanderungsrate 143 . Die Schätzung<br />

der Cash Flows erfolgt aufgrund von Vergangenheitswerten, wobei eine Korrektur um externe<br />

Faktoren wie die Finanzmarktperformance oder anstehende <strong>St</strong>eueramnestien notwendig<br />

wird. Über alle Kunden hinweg wird ein Restwert berechnet.<br />

Es wird klar, dass die Berechnung von Kundenwerten auch <strong>im</strong> <strong>Private</strong> <strong>Banking</strong> sehr komplex<br />

ist und von vielen externen Faktoren beeinflusst wird. Zudem zeigt sich bei S<strong>im</strong>onovic,<br />

dass die Beschränkung auf verfügbare Daten eine Abweichung von einer idealen Musterlösung<br />

bedingen kann – insbesondere wenn nur mit öffentlich verfügbaren Informationen<br />

gearbeitet werden kann. Ausserdem lässt dabei die Betrachtung verschiedener Ansätze auch<br />

erkennen, wie sehr sich diese an deren angedachtem spezifischem Verwendungszweck ausrichten<br />

sollten. Die Ansprüche an S<strong>im</strong>onovics Bewertung einer Gesamtbank anhand von<br />

externen Daten sind völlig andere als die an eine finanzmarkttheoretische Modellierung des<br />

Einzelkundenverhaltens wie sie z.B. Spremann vorn<strong>im</strong>mt.<br />

Letzterer modelliert die zu erwartenden Geldflüsse von privaten Investoren mit mittelgrossem<br />

Vermögen 144 . Dabei berücksichtigt er Faktoren wie das Erwerbseinkommen, die Sparquote,<br />

Erbschaften, Entnahmen, Finanzmarktrendite und <strong>St</strong>euern und unterlegt diese mit<br />

plausibel erscheinenden Annahmen. Wichtig festzuhalten ist, dass es sich hier grundsätzlich<br />

um eine Sollbetrachtung handelt und natürlich nicht jeder Akteur nach Massgabe dieses<br />

Idealmusters handeln wird.<br />

Schäfer wählt schliesslich einen weniger finanzlastigen Ansatz, um das Thema der Kundenwerte<br />

<strong>im</strong> <strong>Private</strong> <strong>Banking</strong> zu erarbeiten und stellt dabei die Zufriedenheit des Kunden<br />

ins Zentrum seiner Überlegungen 145 . Angesichts des Konsolidierungsdrucks in der Branche<br />

sowie der zunehmenden und nicht <strong>im</strong>mer durch positive Performance zufriedenstellbaren<br />

142 S<strong>im</strong>onovic (2003), 206, sichtbar durch den Abzug von Geldern bei gleichzeitiger Reduktion der Durchdringungsrate<br />

(sprich: Reduktion des Share of Wallet der Bank be<strong>im</strong> Kunden).<br />

143 Beobachtung des Neukundenverhaltens über die Jahre; wegen mangelnder Verfügbarkeit historischer Daten sowie<br />

des Fehlens verlorener Kunden in den heutigen Datenbanken erscheint ein Fokus auf Neukunden unausweichlich.<br />

144 Spremann (1996)<br />

145 Schäfer (2005)<br />

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