Relationship Equity im Private Banking - Universität St.Gallen
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Kapitel 6 – Entwicklung eines <strong>Relationship</strong> <strong>Equity</strong> Cockpits<br />
– Die Ermittlung von zukünftigen Kundenbeiträgen erfolgt pro Bewertungsjahr und Kunde;<br />
die konkrete Berechnungsmethode ist abhängig von der Distanz des Bewertungsjahres<br />
zum aktuellen Bewertungszeitpunkt 295 .<br />
– Die Kundenbeiträge pro Jahr werden auf den aktuellen Bewertungszeitpunkt diskontiert.<br />
– Grundsätzlich versucht das Modell in erster Linie die komplette finanzielle Seite eines<br />
Menschen abzubilden und sich nicht bloss auf die bei einer einzigen Bank deponierten<br />
Gelder zu beschränken. Die Fokussierung auf den bei einem best<strong>im</strong>mten Institut generierten<br />
Wert erfolgt darauf aufbauend in einem zweiten Schritt.<br />
Auf der Basis dieser Annahmen kann die Vorgehensweise des Modells in vier Schritten<br />
grob dargestellt werden:<br />
Schritt 1: Einteilung aller Kunden in je ein lebenszyklusbasiertes Kundencluster<br />
Schritt 2: Modellierung der zukünftigen Einzelkundenentwicklung in der Clusterlandschaft<br />
auf der Basis von Transformationswahrscheinlichkeiten zwischen den Clustern<br />
Schritt 3: Berechnung der heutigen Deckungsbeiträge pro Kundencluster<br />
Schritt 4: Einzelkundenbewertung durch Multiplikation der Entwicklungswahrscheinlichkeiten<br />
mit den zu erwirtschaftenden Deckungsbeiträgen pro Cluster sowie deren<br />
Abzinsung.<br />
Aus obiger Vorgehensweise wird klar, dass die Wertberechnung pro Kunde stark annahmenbasiert<br />
ist. Darum ist es wichtig, konkrete monetäre Kundenwerte nicht als absolute und<br />
einzig richtige Zahlen zu interpretieren, sondern eine relative Betrachtung über die Zeit<br />
sowie <strong>im</strong> Vergleich zu anderen Teilen des Kundenportfolios zu betonen. Es ist sogar so,<br />
dass der Kunde, falls man ihn über die Zeit beobachten würde, sich nach einigen Jahren<br />
zwangsläufig auf einen der möglichen Entwicklungspfade festlegen würde. Die szenariobasierte<br />
Wertberechnung erschiene damit ex post als irrelevant und zu einem gewissen Grad<br />
sogar falsch. Aus diesem Grunde ist es nötig, <strong>im</strong> Tool ständig die aktuellsten verfügbaren<br />
Kundendaten zu erfassen und alte Berechnungen zwar zu Controllingzwecken noch in Betracht<br />
zu ziehen, <strong>im</strong> Sinne der Datenqualität aber als nachrangig zu betrachten 296 .<br />
Neben der Untersuchung der relativen Werthaltigkeit von Kunden und Kundengruppen<br />
können durch Szenarioanalysen strukturelle Mängel sowie Quellen zukünftigen Wachstums<br />
in einem Kundenportfolio früh erkannt werden. Derart kann durch die systematische Nutzung<br />
des vorhandenen breiten organisationalen Wissens in der Kundenbewertung die sonst<br />
oftmals nachteilige Grösse einer (Bank-)Organisation genutzt werden, um mittels einer<br />
strukturierten Vorgehensweise für verschiedene <strong>St</strong>akeholder neue Erkenntnisse zu gewinnen.<br />
295 Siehe Abbildung 6-12 zur Anwendung verschiedener Bewertungslogiken<br />
296 Siehe dazu die Überlegungen zu einem integrierten „<strong>Relationship</strong> <strong>Equity</strong> Management“ in Abschnitt 7.3<br />
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