Relationship Equity im Private Banking - Universität St.Gallen
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R E L A T I O N S H I P E Q U I T Y I M P R I V A T E B A N K I N G<br />
führung eines Kundenbeurteilungsrasters ähnlich dem in Tabelle 2-6 nur mit pragmatischen<br />
„Workarounds“ erfolgen können, die auf einem Gemisch aus vorhandenen, auf Kundenstufe<br />
„bottom-up“ ermittelten und pauschal „top-down“ berechneten Daten basieren.<br />
2.4 Zwischenfazit zum Schweizer <strong>Private</strong> <strong>Banking</strong><br />
Be<strong>im</strong> <strong>Private</strong> <strong>Banking</strong> handelt es sich um das Premiumsegment <strong>im</strong> Privatkundengeschäft für<br />
eine Klientel mit Vermögen von über (mindestens) CHF 0.5 Millionen. Schweizer Privatbanken<br />
sind traditionell stark in diesem Geschäft, werden heute aber von vielen angelsächsischen<br />
Institutionen konkurrenziert. Dies und politische Entwicklungen haben zur Folge,<br />
dass Erstere je länger desto mehr vom klassischen Offshore-Geschäft wegkommen, um sich<br />
direkt in den Onshore-Märkten Europas, Asiens und der USA zu engagieren.<br />
Darüber hinaus sehen sich die Privatbanken einer neuen Generation von Kunden gegenübergestellt.<br />
Diese hat oftmals andere Bedürfnisse und höhere Erwartungen als die klassische<br />
Klientel vermögender Privatkunden. Dieser Herausforderung wird durch eine erhöhte<br />
Problemlösefähigkeit durch den Kundenberater, neue Kundensegmentierungen sowie dem<br />
Angebot moderner, zunehmend komplexerer Finanzprodukte begegnet.<br />
Privatbanken bieten Produkte in mindestens fünf Gebieten der Finanzgestaltung an: Vorsorge,<br />
<strong>St</strong>euern, Finanzierung, Anlagen und Erbschaften. Eine Kundenbeziehung <strong>im</strong> <strong>Private</strong><br />
<strong>Banking</strong> lässt sich schwierig mechanisieren und strukturieren. Vieles ist sehr individuell:<br />
Der Kundenberater folgt zwar einem strukturierten Anlageprozess, ist aber in manchen Fällen<br />
mehr als ein Finanzberater – er muss den Kunden in seiner Ganzheit verstehen, um ihn<br />
opt<strong>im</strong>al beraten zu können. Dabei ist eine solide Vertrauensbasis eine zentrale Ingredienz.<br />
Der Kundenberater operiert aber nicht autark, sondern wird von einer umfangreichen externen<br />
oder internen Infrastruktur unterstützt. Diese erstreckt sich von der Funktion für Produktinnovation<br />
über die Informationsbeschaffung hin zur Transaktionsabwicklung.<br />
Business- und insbesondere Preissetzungsmodelle sind zahlreich und entscheidende Hebel<br />
für die realisierte Marge. Eine übliche Betrachtungsweise der Leistung <strong>im</strong> <strong>Private</strong> <strong>Banking</strong><br />
ist die Bruttomarge, welche den Gesamtumsatz ins Verhältnis zu den verwalteten Vermögen<br />
stellt. Diese bewegt sich bei vielen Privatbanken um die 100 Basispunkte oder 1 % der verwalteten<br />
Vermögen pro Jahr.<br />
Die Kostenseite ist selbstverständlich wichtig, deren Transparenz bis auf <strong>St</strong>ufe Kunde aber<br />
durch verschiedene Faktoren erschwert. Darum geschehen kostenseitige Anpassungen durch<br />
die Bankführung nicht <strong>im</strong> Sinne einer Feinabst<strong>im</strong>mung, sondern viel eher als Ausrichtung<br />
des Fixkostenblocks aus einem strategischen Blickwinkel. Dabei setzt sich vermehrt auch<br />
die Erkenntnis durch, dass der grosse Hebel zur unternehmerischen Wertsteigerung bei den<br />
Banken auf der Ertrags- und weniger der Kostenseite liegt 101 .<br />
101 Bernet (2005), 100: „<strong>St</strong>rategisches Denken, Entscheiden und Handeln muss [...] be<strong>im</strong> Nenner der Cost/Income-Ratio<br />
und damit auf der Ertragsseite ansetzen.“<br />
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