Relationship Equity im Private Banking - Universität St.Gallen
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R E L A T I O N S H I P E Q U I T Y I M P R I V A T E B A N K I N G<br />
anvertraut, statt sie in einem Kassaschrank einzuschliessen, muss man der festen Überzeugung<br />
sein, dass diese Vertrauensperson in der Lage ist, ihre Aufgabe zu aller Zufriedenheit<br />
zu erfüllen. Und gerät diese Vertrauensbasis ins Wanken oder kann gar nicht erst aufgebaut<br />
werden, wird einer Kundenbeziehung ein wichtiger Nährboden entzogen. So erstaunt nicht,<br />
dass auch in einer Umfrage über kundenzufriedenheitsrelevante Faktoren <strong>im</strong> <strong>Private</strong> <strong>Banking</strong><br />
Vertrauen eine eminent wichtige Rolle spielt 41 : (1 unzutreffend, 5 voll zutreffend)<br />
(1) Vertrauen 4.3<br />
(2) Commitment 4.2<br />
(3) Moments of truth 42 3.5<br />
(4) Qualität von Angebotsalternativen 3.2<br />
(5) Monetäre / quas<strong>im</strong>onetäre Austrittshürden 2.2<br />
(6) Rechtliche / technologische Austrittshürden 1.7<br />
Die Liste der wichtigsten Best<strong>im</strong>mungsfaktoren zeigt eine klare Dominanz weicher Variablen<br />
bei der Beeinflussung der Kundenzufriedenheit. In einer Gesamtbeurteilung mögen Investment<br />
Performance und Kosten für die Vermögensverwaltung relevant sein, dennoch ist<br />
es unerlässlich, dass diese angesichts der Unsicherheit der Finanzmärkte und der grossen<br />
Zahl an die Bank delegierter Entscheide mit einer intakten Vertrauensbasis und einem starken<br />
Commitment der Bank unterlegt werden. In diesem Zusammenhang betont Bernet auch<br />
die zunehmende Wichtigkeit von vertrauens- und kompetenzsignalisierenden Marken in der<br />
Bankenwelt 43 .<br />
Gespräche mit Kundenberatern bestätigen die Wichtigkeit der Vertrauensbasis. Diese nährt<br />
sich aus einer nach und nach aufgebauten Beziehung zwischen Kunde und seinem Berater:<br />
Am Anfang steht eine gegenseitige min<strong>im</strong>ale Sympathie sowie ein angenehmes Ambiente;<br />
darauf aufbauend kann der Kundenberater mit seiner Lebenserfahrung versuchen, den Kunden<br />
in dessen Gesamtheit abzuholen und dessen Bedürfnisse zu erfassen. Dabei ist die Rolle<br />
des Kundenberaters keineswegs bloss auf die eines Finanzberaters beschränkt, sondern er<br />
muss als polyvalenter Gesprächspartner auch in familiären, gesundheitlichen und manch<br />
anderen Belangen mit „Rat und Tat“ zur Verfügung stehen können. Durch diese ganzheitliche<br />
Beziehungsgestaltung öffnet sich der Kunde zusehends und der Kundenberater wird in<br />
die Lage versetzt, diesen individuell und in dessen Sinn zu bedienen. Ein wichtiger Faktor<br />
der Beziehungsqualität ist dabei auch eine genügende Verfügbarkeit des Kundenberaters;<br />
40<br />
41<br />
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43<br />
Verschiedene interviewte Kundenberater unterstreichen, dass Finanzbelange mithin zu den int<strong>im</strong>sten Angelegenheiten<br />
ihrer Kunden gehören.<br />
Galasso (1999), 323, befragte dazu Banken<br />
Erfüllen und Übertreffen der Kundenerwartungen in Schlüsselmomenten der Leistungserbringung (bspw. <strong>im</strong> Rahmen<br />
von Kundenkontakten, be<strong>im</strong> Reporting etc.).<br />
Bernet (2005), 103<br />
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