Relationship Equity im Private Banking - Universität St.Gallen
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R E L A T I O N S H I P E Q U I T Y I M P R I V A T E B A N K I N G<br />
auf dem Einzelkunden, aufzusetzen. Zwar wird <strong>im</strong> Endeffekt der Wert des einzelnen Kunden<br />
nicht von pr<strong>im</strong>ärem Interesse sein, dennoch ist er unabdingbarer Bestandteil einer gesamtheitlichen<br />
Rechnung.<br />
Dabei stellt sich die erste Hürde: Wie und insbesondere aufgrund welcher Informationen<br />
kann der Discounted Cash Flow Value eines Kunden möglichst genau, gleichzeitig aber<br />
möglichst pragmatisch geschätzt werden? Zum einen soll die Hypothese in den Raum gestellt<br />
werden, dass sich aufgrund des „Gesetzes der grossen Zahlen“ Berechnungsfehler auf<br />
<strong>St</strong>ufe des Einzelkunden in einer Gesamtbetrachtung des Kundenportfolios gegenseitig zu<br />
einem gewissen Grad aufheben. Zum anderen fragt sich grundsätzlich auf welchen Informationen<br />
die Abschätzung des zukünftigen Kundenverhaltens gestützt werden könnte. Dabei<br />
bieten sich drei Möglichkeiten an:<br />
1. Kundenindividuelle Informationen des Kundenberaters: Kennt der Kundenberater<br />
seinen Kunden so gut, dass er dessen zukünftige Neugeldeingänge oder dessen wahrscheinliche<br />
Produktkäufe benennen und beziffern kann, so ist dies die qualitativ wohl<br />
beste Information, die für eine Kundenbewertung verwendet werden könnte.<br />
2. Vergangenes Verhalten des Kunden: Hat ein Kunde über die letzten Jahre monatlich<br />
regelmässige Neugeldeingänge in einer best<strong>im</strong>mten Höhe verzeichnet, so besteht eine<br />
gewisse Wahrscheinlichkeit, dass diese <strong>St</strong>röme auch in der nächsten Zukunft nicht abreissen<br />
werden. Solche Informationen könnten für eine Kundenbewertung beigezogen<br />
werden. Dabei muss aber klar sein, dass grundsätzlich nie davon ausgegangen werden<br />
kann, dass sich die Vergangenheit in die Zukunft fortsetzt. Vielmehr würde es in jedem<br />
Einzelfall einer qualifizierten Beurteilung bedürfen, um die Wahrscheinlichkeit und zeitliche<br />
Ausdehnung (bspw.) einer (Neugeldeingangs-)Kontinuität abzuschätzen.<br />
3. Zuordnung des Einzelkunden zu einem Kundencluster: Dieser Berechnungsmethodik<br />
liegen die Annahmen zugrunde, dass es in der Entwicklung von Kunden Ähnlichkeiten<br />
gibt und dass diese sich in Abhängigkeit von verschiedenen Kundenattributen besonders<br />
akzentuieren. Die erste Annahme wird durch die Postulierung einer Lebenszyklushypothese<br />
gestützt 293 . Die zweite Annahme ist in der umseitig folgenden Grafik dargestellt.<br />
Jeder Mensch sieht sich in seiner Rolle als Bankkunde einem Set von Bedürfnissen und<br />
Veranlagungen gegenüber. Diese sind in vielen Fällen nicht einmal dem Kunden geschweige<br />
denn dem Kundenberater bekannt. Die zentrale Annahme geht nun aber dahin,<br />
dass sich diese intrinsischen Faktoren in Form von sichtbaren Attributen offenbaren. So<br />
prägen z.B. Geschlecht, Alter und berufliche Tätigkeit die Bedürfnisse eines Kunden<br />
und sind gleichzeitig als Indikatoren für diese Bedürfnisse für jedermann ersichtlich.<br />
293 Siehe Abschnitt 4.2<br />
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