Relationship Equity im Private Banking - Universität St.Gallen
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R E L A T I O N S H I P E Q U I T Y I M P R I V A T E B A N K I N G<br />
– Aktive Variablen: Faktoren mit einer hohen Aktiv- und tiefen Passivsumme beeinflussen<br />
andere Systemteile sehr stark, werden aber kaum selber beeinflusst. Diese Faktoren<br />
sind darum effektive Schalthebel zur Beeinflussung des ganzen Leistungssystems.<br />
Beispiel: Die Höhe des Arbeitseinkommens eines Kunden hat grosse Auswirkungen auf<br />
die Art der ihm angebotenen Produkte und damit auf viele andere Faktoren. Ähnliches<br />
gilt für Lebensstil und Lebenszyklus. Die Erreichbarkeit und Kompetenz des Anbieters<br />
wirken stark auf die Kundenzufriedenheit. Jeder dieser Faktoren kann für sich alleine<br />
beeinflusst werden.<br />
– Reaktive Variablen: Faktoren mit einer hohen Passiv- und tiefen Aktivsumme beeinflussen<br />
andere Systemteile nur wenig, werden aber stark von anderen beeinflusst. Aus<br />
diesem Grund taugen sie gut als Indikatoren. Beispiel: Das Image und die Marke der<br />
Bank werden durch deren Handlungen geformt, wirken selber aber nicht direkt auf andere<br />
Komponenten. Ähnliches gilt für das der Bank entgegengebrachte Vertrauen, das sich<br />
über die Zeit aufbauen kann. Es liegt in der Logik des Untersuchungsaufbaus, dass die<br />
finanzwirtschaftlichen Grundfunktionen als Output sämtlicher Prozesse resultieren.<br />
– Kritische Variablen: Faktoren mit sowohl hoher Aktiv- als auch Passivsumme wirken<br />
stark und werden gleichzeitig auch stark beeinflusst. Sie sind gut vernetzt und darum<br />
schwer kontrollierbar. Beispiel: Vermögen, Performance, Kosten und Risiko, die transparente<br />
Darstellung all dieser Faktoren sowie das Bedürfnis nach persönlichem Risikomanagement<br />
sind sowohl für die Best<strong>im</strong>mung anderer Faktoren wie bspw. die Kundenzufriedenheit<br />
wichtig, werden aber auch von Faktoren wie dem Lebenszyklus, dem Einkommen,<br />
der Produktwahl, usf. beeinflusst.<br />
– Puffernde Variablen: Faktoren mit tiefer Aktiv- und Passivsumme sind nur schwach<br />
vernetzt. Sie werden nur schwach beeinflusst und üben auch nur wenig Einfluss auf andere<br />
Faktoren aus. Beispiel: Erst sehr langfristig werden Faktoren wie Tradition, die Ü-<br />
berzeugung von Meinungsführern und der Öffentlichkeit, sowie der Begriff Kontinuität<br />
der Kundenbetreuung von den anderen Systemkomponenten beeinflusst.<br />
Diese kybernetische Untersuchung eignet sich aus Sicht der vorliegenden Arbeit insbesondere<br />
als grundlegender Überblick über die Funktionsweise des <strong>Private</strong> <strong>Banking</strong> Geschäftsmodells.<br />
Es ordnet ein sehr heterogenes Set von Variabeln nach deren Rolle <strong>im</strong> Leistungssystem<br />
einer Privatbank. Ganz konkret tritt klar hervor, welche Systemkomponenten die<br />
zentralen Funktionen einer Bank best<strong>im</strong>men; dass bspw. der Lebenszyklus, Lebensstil und<br />
das Arbeitseinkommen eine best<strong>im</strong>mende Funktion für die Leistungserbringung einnehmen.<br />
Vor dem Hintergrund der Zielsetzung dieser Arbeit – der Entwicklung eines Konzepts zur<br />
Kundenbewertung – zielt die zur Anwendung kommende Systemtheorie zu wenig auf die<br />
finanzwirtschaftlichen Aspekte ab. Bei der Ummünzung ins Spezifische, der numerischen<br />
Abbildung der Zusammenhänge, vermögen die angeführten Einflussfaktoren den Bogen<br />
nicht genügend weit zu spannen. Vielmehr verbleibt das Modell auf einer qualitativen Un-<br />
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