Relationship Equity im Private Banking - Universität St.Gallen
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R E L A T I O N S H I P E Q U I T Y I M P R I V A T E B A N K I N G<br />
Aus marketingfachlicher Sicht ist dies sehr positiv: Bell/Deighton sind der Überzeugung,<br />
dass sich die Etablierung des Marketings in Unternehmen durch die Messung von Customer<br />
Lifet<strong>im</strong>e Values verbessern wird. Insbesondere würden <strong>im</strong> Rahmen des sogenannten<br />
Customer <strong>Equity</strong> Kunden zunehmend als Aktiva des Unternehmens betrachtet, deren Wert<br />
gemessen und anschliessend aktiv beeinflusst werden kann.<br />
Neben der Bewegung <strong>im</strong> Marketing – der Verkaufsunterstützung – kommt je länger desto<br />
mehr auch eine Ausweitung der Thematik auf unternehmerische Führung <strong>im</strong> Allgemeinen<br />
und die Finanzführung von Unternehmen <strong>im</strong> Speziellen. Beispielsweise werden Kundenwertüberlegungen<br />
zur Unternehmensbewertung, zu Risikobetrachtungen oder sogar zu neuen<br />
Aspekten wie Customer <strong>Equity</strong> Accounting gemacht 127 . Auch Kaplan/Norton wählen<br />
einen unternehmerisch umfassenderen Ansatz, indem sie die aktuellen Kundenwertbetrachtungen<br />
in ihr Balanced Scorecard-Konzept integrieren 128 . Dabei wird der Kundenwertgedanke<br />
oftmals auf dem bestehenden, konzeptionell verwandten Aktionärswertdenken sowie<br />
der darauf aufbauenden Unternehmensbewertungstheorien aufgebaut. Diese Entwicklung<br />
hin zu einer langfristigen Betrachtung des Kundenwerts ist <strong>im</strong> Grundsatz sehr zu begrüssen.<br />
3.4 Kundenwerttheorien <strong>im</strong> Bankenbereich<br />
Die Situation <strong>im</strong> Bankenbereich soll in diesem Kapitel speziell herausgearbeitet werden. Es<br />
soll ein Verständnis dafür vermittelt werden, was der <strong>St</strong>and der Forschung ist und insbesondere<br />
auch mit welchen Ansätzen die Kundenbewertungsaufgabe in Angriff genommen wurde.<br />
Banken nehmen in der ganzen Customer <strong>Equity</strong> Diskussion eine spezielle <strong>St</strong>ellung ein:<br />
Schon früh setzten sie auf IT-Unterstützung, begannen Daten über ihre Kunden zu erfassen<br />
und diese <strong>im</strong> Rahmen der betrieblichen Kostenrechnung oder später auch des Customer<br />
<strong>Relationship</strong> Management (CRM) auszuwerten. Schon 1978 schrieb Levine: „[...] customer<br />
profitability analysis is the bank’s best indicator for allocating funds and officer t<strong>im</strong>e to the<br />
customer.“ 129 Er präsentiert eine Kundenbeitragsrechnung auf Vollkostenbasis und n<strong>im</strong>mt<br />
zudem eine Berechnung von Rates of Return vor, um verschiedene Kunden(grössen) miteinander<br />
vergleichbar zu machen 130 . Schliesslich entwickelt er relative <strong>St</strong>andardgrössen,<br />
gegen welche die effektiven Kundenresultate gemessen werden können, um mittels Vari-<br />
127 Siehe zur Unternehmensbewertung einerseits Bauer et al. (2003), 56, die dazu ein umfassendes Set von Wertaspekten<br />
(ähnlich den von Rudolf-Sipötz vorgebrachten) zu operationalisieren versuchen sowie Gupta/Lehmann (2003),<br />
welche mit dem gleichen Ziel der Unternehmensbewertung eine Beschränkung auf wenige öffentlich verfügbare Faktoren<br />
fordern, um die Abhängigkeit von Annahmen zu verkleinern. <strong>St</strong>ahl et al. (2003), 267, bindet die Kundenbewertung<br />
in das Konzept des Shareholder Value Denkens ein. Blattberg et al. (2001), 168 – 169, setzen konzeptionell ein<br />
Customer <strong>Equity</strong> Accounting Framework auf, welches die Wertflüsse innerhalb des Kundenportfolios verdeutlichen<br />
soll.<br />
128 Kaplan/Norton (2003)<br />
129 Levine (1978)<br />
130 Levine (1978), 43: bspw. Gross Profits / Net Funds used<br />
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