Relationship Equity im Private Banking - Universität St.Gallen
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Kapitel 4 – Kundensegmentierung <strong>im</strong> <strong>Private</strong> <strong>Banking</strong><br />
den mit tradingorientierten Beratungsprodukten, welche auf risikofreudigere Klienten zugeschnitten<br />
ist.<br />
4.1.4 Rentabilitäts- bzw. wertorientierte Segmentierung<br />
Eine auf die Rentabilität ausgerichtete Segmentierung ist zwar pr<strong>im</strong>är für den internen<br />
Gebrauch best<strong>im</strong>mt, aber dennoch sehr prioritär 209 . Die Bank muss wissen, welche ihrer<br />
Kunden am rentabelsten sind, wenn sie neben der Best<strong>im</strong>mung einer opt<strong>im</strong>alen Kundenbedienung<br />
auch eine angebrachte Ressourcenallokation vornehmen will.<br />
<strong>St</strong>orbacka unterscheidet verschiedene Arten der statischen Rentabilitätssegmentierung 210 .<br />
Dabei basiert er teilweise auf einer mehrd<strong>im</strong>ensionalen Segmentierung, wenn er die Umsätze<br />
einer Kundenbeziehung ihren Kosten gruppenweise in einer Matrix gegenüberstellt. Bessere<br />
Noten gibt er einer systematischen, zweid<strong>im</strong>ensionalen Kundeneinteilung nach Beziehungsvolumen<br />
und –profitabilität.<br />
Diese Gruppe von Segmentierungsansätzen ist vor dem Hintergrund dieser Arbeit, die Kunden<br />
nach Potentialgesichtspunkten einzuteilen, zentral. Problematisch ist jedoch zum einen<br />
die Frage nach der Richtigkeit der einseitigen Betrachtung heutiger Leistungskennzahlen.<br />
Bankbeziehungen erstrecken sich sehr oft über dutzende von Jahren, so dass eine Ist-<br />
Betrachtung viel zu kurz greift. Zum andern wirft die schon mehrfach erwähnte beschränkte<br />
Möglichkeit zu einer produkt- und kundenspezifischen Vollkostenrechnung bei vielen Banken<br />
Unsicherheiten hinsichtlich der Genauigkeit einer Wertbetrachtung auf 211 .<br />
Eine heute eingesetzte Lösung für die vorgenannten Herausforderungen findet sich bei der<br />
schwedischen SEBanken, welche ihre Kunden zukunftorientiert bewertet und sie anhand<br />
deren Customer Lifet<strong>im</strong>e Value segmentiert. Die Bewertung n<strong>im</strong>mt die Bank anhand folgender<br />
Kriterien vor, welche sich schwergewichtig den ökonomischen Faktoren zuordnen<br />
lassen. Letztere klammern ausserdem die Kostenseite praktisch vollkommen aus: Umsatz,<br />
Anlage-/Depotvolumen, Habensalden, Kreditrisiko, Dauer der Kundenbeziehung sowie<br />
Vertriebskanal 212 . Die Kriterien kommen also nicht direkt bei der Segmentierung zur Anwendung,<br />
sondern fliessen in einen Kundenwert ein, welcher dann als Basis für die Segmentsbildung<br />
dient.<br />
Weiterhin kritisch anzumerken ist in diesem Zusammenhang, dass die Aussagekraft der<br />
oben genannten Determinanten für die momentane „Konfiguration“ des Kunden wohl sehr<br />
209 Emödi (1999), 117<br />
210 <strong>St</strong>orbacka (1997); mit „statisch“ ist eine blosse Einperiodenbetrachtung <strong>im</strong> Gegensatz zu einer Barwertbetrachtung<br />
über mehrere Perioden gemeint.<br />
211 Schmid (2003): Viele Banken haben Versuche unternommen, ihre Vollkosten mittels Prozesskostenrechnungen auf<br />
verschiedene Kostenträger (auch Kunden) genauer zu verteilen. Einige dieser Versuche werden als „gescheitert“ betrachtet,<br />
da sie nicht den notwendigen Genauigkeitsgrad erreichen oder umgekehrt auch „overengineered“ und damit<br />
auf die Länge nicht tragbar sind. Die Credit Suisse stellt ihren Kundenberatern bspw. nur Informationen über die<br />
„Topline“ des Kunden zur Verfügung; Kosteninformationen und die „Bottomline“ bleiben verborgen.<br />
212 Sewald/Berger/Kirchhoff (2003)<br />
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