Relationship Equity im Private Banking - Universität St.Gallen
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Kapitel 5 – <strong>Private</strong> <strong>Banking</strong> Kunden aus Beratersicht<br />
nutzten „schlafenden“ Konti ein verminderter Kundenabgang erwartet werden. In Tat und<br />
Wahrheit muss davon ausgegangen werden, dass in solchen Fällen die Wahrscheinlichkeit<br />
einer Konsolidierung und Bereinigung zunehmend wächst. Die in Abschnitt 4.1.6 angetönte<br />
Segmentierung nach Beziehungslängen wie sie S<strong>im</strong>onovic oder Kall/Leitner verwenden,<br />
unterscheidet denn auch Reifesegmente vor allem aufgrund von Erlös- und Kostenstrukturen<br />
sowie Wachstumsraten – und nicht pr<strong>im</strong>är aufgrund unterschiedlicher Loyalität. Die<br />
Hypothese soll darum hier verworfen werden und <strong>im</strong> Modell keine Anwendung finden.<br />
Hypothese 4a<br />
Vermögen bei der Bank ⇒ Pricing<br />
Hypothese: Je grösser das bei der Bank deponierte Vermögen, desto grösser sind die dem<br />
Kunden gewährten Rabatte.<br />
Argumentation: Diese Hypothese der Kundenberater stützt sich auf eine vielerorts verwendete<br />
Praxis, welche nicht nur dem Bankgeschäft eigen ist. Insbesondere die Kunden mit<br />
Vermögen zwischen zwei und fünf Millionen Schweizerfranken wurden aus der Sicht der<br />
Kundenberater als sehr attraktiv eingestuft. Hier müssten nur kleinere Rabatte gewährt werden.<br />
Anderseits wird auch betont, dass die Anreize der Kundenberater sich in einigen Fällen<br />
nach den absoluten Umsatzzahlen richten, was das Anwerben grosser Kunden bei gleichzeitig<br />
hoher Rabattgewährung incentiviert.<br />
H<br />
Hypothese 4b<br />
Kundenrepräsentation ⇒ Pricing<br />
Hypothese: Von einem Family Office oder anderen Vermögensberatern vertretene Kunden<br />
sind viel preissensitiver als der Kunde, der persönlich seinen Bankkundenberater aufsucht<br />
271 . Letzterer baut zu seinem Berater <strong>im</strong> Idealfall eine Vertrauensbeziehung auf, welche<br />
die Interaktion vertieft und über das Niveau des Preisfeilschens hinaus ausdehnt. Demgegenüber<br />
sieht sich ein unabhängiger Berater viel eher in der Situation, dass er ggü. dem<br />
Kunden seinen Mehrwert rechtfertigen muss und dies teilweise auch durch erfolgreiche<br />
Meldungen <strong>im</strong> Rahmen von Preisverhandlungen macht. Die Vertrauensbeziehung besteht<br />
hier zwischen dem Kunden und dem Intermediär; die Bank ist bloss ausführende Instanz 272 .<br />
Argumentation: Es existieren keine harten Daten, die zur <strong>St</strong>ützung oder Verwerfung dieser<br />
Hypothese beitragen könnten. Jedoch finden sich neben den Hinweisen der Kundenberater<br />
auch einzelne Erwähnungen in der Praxisliteratur: Es besteht in Europa ein Trend hin zum<br />
Zusammenschluss von Family Offices, um Verhandlungsmacht und Kaufkraft gegenüber<br />
H<br />
271 Corporate Executive Board (2004c) definiert ein Family Office wie folgt: „Family offices can take various forms, ranging<br />
from those employing a single secretary to organise travel and bill payments for the family, to a team of investment<br />
professionals, accountants, tax lawyers, and suppliers of concierge services.“<br />
272 Ein Kundenberater weist darauf hin, dass die typische Wahl standardmässig teurerer Verwaltungsprodukte („externe<br />
Vermittler wollen sich nicht mit Details beschäftigen und den „Downside Risk“ einer Anlage nicht tragen“) die gewährten<br />
Rabatte teilweise kompensieren können.<br />
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