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Relationship Equity im Private Banking - Universität St.Gallen

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Kapitel 2 – Schweizer <strong>Private</strong> <strong>Banking</strong><br />

Auf der Umsatzseite berechnet sich die Bruttomarge aus den Listenpreisen (<strong>St</strong>andardpreis),<br />

den gewährten Rabatten sowie den Geldflüssen aus Drittabsprachen. Je signifikanter ein<br />

Kunde erachtet wird und je kleiner dessen Zahlungsbereitschaft, desto höher werden die<br />

ihm gewährten Discounts ausfallen. Bei den Drittabsprachen handelt es sich um Beiträge <strong>im</strong><br />

Rahmen von sogenannten „Revenue Sharing Agreements“, in denen be<strong>im</strong> Verkauf von<br />

Fremdprodukten festgeschrieben steht, welcher Umsatzteil der Privatbank zukommt. Bei<br />

Fonds und strukturierten Produkten erhält die Privatbank als Verkäuferin vom Produkthersteller<br />

typischerweise eine sog. „Retrozession“ (auch „Kick-back“ genannt). Dabei werden<br />

„Upfront Retrozessionen“ und „Holding Retrozessionen“ unterschieden – erstere werden<br />

be<strong>im</strong> Kauf des Produkts durch den Endkunden fällig, letztere bei der periodischen Überprüfung<br />

der Bestände bei den Kunden.<br />

Im Rahmen von Finanzierungsprodukten werden best<strong>im</strong>mte Belastungen schon auf Umsatzstufe<br />

vorgenommen: Der erwartete Ausfall eines Lombard- oder Hypothekarkredites wird<br />

als Ausfluss aus einem Risikomodell in der Produkt- und Kundenrechnung direkt als Risikokostenfaktor<br />

in Abzug gebracht 97 . Dasselbe geschieht mit den Kosten, welche der Bank<br />

für die Zurverfügungstellung des Kapitals an den Kunden erwachsen. Diese Faktoren<br />

best<strong>im</strong>men die Nettomarge, welche durch Multiplikation mit dem durch den Kunden gehaltenen<br />

Volumen des betrachteten Produkts zum Produktbeitrag eines Kunden führt.<br />

Auf der Kostenseite werden zuordenbare und nicht-zuordenbare Kosten unterschieden, wobei<br />

letztere nicht in die vorliegende Deckungsbeitragsrechnung miteinfliessen. Bei diesen<br />

kann kein sinnhaftes Treiberverhältnis zwischen dem Kostenblock und dem Produkt hergestellt<br />

werden. Die zuordenbaren Kosten sind <strong>im</strong> Sinne einer Teilkostenrechnung in ihre<br />

volumenab- und volumenunabhängigen Komponenten zerlegt worden. Diese fallen entlang<br />

des Wertschöpfungsprozesses theoretisch in jeder unternehmerischen Funktion von der<br />

Beschaffung bis zum Verkauf an.<br />

Der vorgängig erwähnte fixe Charakter der Kostenblöcke <strong>im</strong> (<strong>Private</strong>) <strong>Banking</strong> hat zur Folge,<br />

dass diese nicht sehr einfach auf Produkte geschweige denn Kunden hinuntergebrochen<br />

werden können. Zur Erhöhung der Transparenz in diesem Bereich könnten Ansätze wie<br />

Activity Based Costing mithelfen, die genauen Treiberabhängigkeiten zu erfassen und<br />

Transparenz zu schaffen. Derart könnten Kosten genau auf Produkte und Kunden zugeordnet<br />

werden. Die Realität ist aber – insbesondere angesichts des grösseren Hebels von<br />

Wachstumsmassnahmen gegenüber einem detaillierten Kostencontrolling – eine zunehmende<br />

Verlagerung des unternehmerischen Fokus auf die Ertragsseite der Wertsteigerung 98 .<br />

Dieser explizite Fokus hat eine Verlagerung des Wissens über die Ertragsseite zu Ungunsten<br />

der detaillierten Zusammenhänge <strong>im</strong> Kostenbereich zur Folge.<br />

97<br />

98<br />

Zur Kreditrisikobehandlung nach Basel II siehe bspw. Credit Suisse (2004d)<br />

Kemke (2005): Zur modernen Performancemessung bei einer Grossbank<br />

43

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