Relationship Equity im Private Banking - Universität St.Gallen
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R E L A T I O N S H I P E Q U I T Y I M P R I V A T E B A N K I N G<br />
4.1.8 Beurteilung der Segmentierungsansätze<br />
Die vorgestellten Segmentierungsvarianten nutzen ein breites Repertoire an verschiedenen<br />
D<strong>im</strong>ensionen, die in den meisten Fällen mit Kundenbefragungen und anschliessenden statistischen<br />
Auswertungen eruiert wurden.<br />
Dabei überzeugen die demographischen und sozio-ökonomischen Merkmale vor allem<br />
durch ihre einfache Erhebbarkeit, während es bei den psychographischen Ansätzen nie ganz<br />
klar wird, wie diese <strong>im</strong> Bankalltag angewandt werden können; sie basieren auf umfangreichen<br />
Umfragen, die es schwierig sein dürfte, be<strong>im</strong> Kunden in regelmässigen Abständen<br />
durchzuführen. Die nutzungs- bzw. verhaltensbasierten Ansätze können hier unter Umständen<br />
eine Hilfestellung leisten, indem sie zum einen einfach umsetzbar sind und zum andern<br />
gleichzeitig auch mehr über den Kunden aussagen können als bspw. eine demographische<br />
Angabe.<br />
Jedoch bleibt eine latente Schwierigkeit zu beachten: Hat ein Kunde nicht sein ganzes Vermögen<br />
bei der Bank liegen (Share of wallet < 100%, was häufig vorkommt), ist es schwierig,<br />
den Kunden quasi automatisch ohne den Aufbau einer gegenseitig befruchtenden Beziehung<br />
in seiner Ganzheit zu erfassen. So könnte ein Kunde bspw. seine derivativen Instrumente<br />
bei einem anderen Institut deponiert haben, was bei der betrachteten Bank zu<br />
einer Unterschätzung der Risikobereitschaft oder finanzwirtschaftlichen Gewandtheit des<br />
Kunden führen würde.<br />
Bei den kundenwertbasierten Ansätzen sollte man sich bewusst sein, dass sie in eine etwas<br />
andere Richtung als die anderen Besprochenen zielen. Trotzdem befindet man sich hier<br />
auch in einem Abwägungsproblem zwischen einfacher Erhebbarkeit und Relevanz der Kriterien:<br />
so könnten z.B. bei der Erfassung von nicht-monetären Kundenwerten durch ein<br />
Kundenscoring Ungenauigkeiten und ein falsches Sicherheitsgefühl die entstehenden Vorteile<br />
aufwiegen.<br />
Manche Autoren sehen definitiv eine Verschiebung von den bisher verwendeten demographischen<br />
und ökonomischen Segmentierungskriterien hin zu verhaltensorientierten oder<br />
sogar psychographischen 223 . Ausserdem bemängelt Hagander, dass beispielsweise eine<br />
Segmentierung anhand des Kundenlebenszyklus <strong>im</strong> <strong>Private</strong> <strong>Banking</strong> viel weniger weit fortgeschritten<br />
sei als bspw. in der Versicherungswirtschaft. Bernet ortet die höchste Relevanz<br />
von Segmentierungsd<strong>im</strong>ensionen in der Verhaltensorientierung, den Lebensphasen sowie<br />
auch der Kundenrentabilität 224 .<br />
223 Schuppli (1996), Hagander (1996) und Bernet (1996), 204; in der Tat basieren viele der vorgestellten Segmentierungskriterien<br />
auf ausgefeilten statistischen Untersuchungen, welche trotzdem nicht in der Lage sind, aus der <strong>St</strong>atik<br />
einer punktuellen Befragung auszubrechen. Denn langfristige Datenreihen, die Kundenattribute über Jahre nachzeichnen<br />
lassen würden, liegen <strong>im</strong> Normalfall nicht vor.<br />
224 Bernet (1996), 204<br />
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