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Strategien der Gewaltprävention im Kindes- und Jugendalter - DJI

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Bernd Holthusen / Heiner Schäfer<br />

wegen <strong>der</strong> damit verb<strong>und</strong>enen Zuschreibungsprozesse eventuell sogar<br />

kontraproduktiv. Die Jugendhilfe stellt aber, ihrem gr<strong>und</strong>legenden<br />

Auftrag »Entwicklung för<strong>der</strong>n <strong>und</strong> Erziehung unterstützen« folgend,<br />

Angebote bereit, in denen gewaltfreie Konfliktlösungen erlernt werden<br />

können. Diese Angebote haben jedoch stets mehrere Ziele <strong>und</strong> <strong>Gewaltprävention</strong><br />

steht nicht unbedingt <strong>im</strong> Zentrum. Sie richten sich an alle<br />

Kin<strong>der</strong> <strong>und</strong> Jugendliche, unterscheiden nicht zwischen »Gewalttätigen«<br />

<strong>und</strong> »Normalen« <strong>und</strong> wollen Diskr<strong>im</strong>inierungen vermeiden. Die inhaltliche<br />

Ausrichtung <strong>der</strong> Angebote knüpft an den Interessen <strong>der</strong> jeweiligen<br />

Altersgruppe an <strong>und</strong> richtet sich nicht an Einzelne. Kin<strong>der</strong> <strong>und</strong> Jugendliche<br />

werden als Mitglie<strong>der</strong> einer o<strong>der</strong> mehrerer Gruppen wahrgenommen.<br />

Inzwischen werden auch Angebote als <strong>Gewaltprävention</strong> ausgegeben,<br />

die bisher eher als Jugendbildung o<strong>der</strong> Sport bezeichnet wurden. Ein<br />

prominentes Beispiel ist <strong>der</strong> nächtliche Sport (z. B. Basketball um Mitternacht),<br />

<strong>der</strong> als nichtkommerzielle Aktivität für sportlich interessierte<br />

Jugendliche <strong>und</strong> Heranwachsende zwar gewaltpräventive Nebeneffekte<br />

haben mag, <strong>im</strong> engeren Sinne aber nicht <strong>Gewaltprävention</strong> ist. Doch<br />

gerade sportliche bzw. körperorientierte Angebote werden <strong>im</strong>mer wie<strong>der</strong><br />

in einen engen Zusammenhang mit <strong>Gewaltprävention</strong> gebracht. Es wird<br />

geradezu <strong>der</strong> Anschein erweckt, als wäre Sport treiben, das an den<br />

natürlichen Interessen junger Menschen an Bewegung, körperlichem<br />

Wettstreit <strong>und</strong> am Kräfte messen ansetzt <strong>und</strong> <strong>im</strong> Rahmen von Regeln <strong>und</strong><br />

Kontrolle (z. B. durch Schiedsrichter) stattfindet, gleichsam automatisch<br />

ein probates Mittel gegen Gewalt.<br />

Die Jugendhilfeangebote richten sich noch zu wenig geschlechtsspezifisch<br />

ausdifferenziert an Jungen <strong>und</strong> Mädchen. Eine <strong>der</strong> raren Ausnahmen<br />

sind die Selbstbehauptungstrainings, die – meist ohne spezifischen<br />

Anlass – allein für Mädchen angeboten werden. Für Jungen, die ihre<br />

Konflikte eher als Mädchen mit körperlichem Einsatz lösen, werden<br />

Angebote erst zögerlich entwickelt. Auch <strong>im</strong> Umgang mit jungen Migrantinnen<br />

<strong>und</strong> Migranten gibt es Defizite. Fast <strong>im</strong>mer basieren Kurse <strong>und</strong><br />

Trainings stark auf sprachlicher Vermittlung <strong>und</strong> werden in deutscher<br />

Sprache durchgeführt. Selbst bei den körperlichen Aktivitäten ist die<br />

Sprache wichtig. Damit sind a priori all jene an den Rand gedrängt o<strong>der</strong><br />

gar ausgeschlossen, die die deutsche Sprache nicht ausreichend beherrschen.<br />

Auch die spezifischen kulturellen Kontexte <strong>der</strong> unterschiedlichen<br />

Gruppen werden zu wenig wahrgenommen <strong>und</strong> einbezogen.<br />

140<br />

Arbeitsstelle Kin<strong>der</strong>- <strong>und</strong> Jugendkr<strong>im</strong>inalitätsprävention (Hrsg.):<br />

<strong>Strategien</strong> <strong>der</strong> <strong>Gewaltprävention</strong> <strong>im</strong> <strong>Kindes</strong>- <strong>und</strong> <strong>Jugendalter</strong>.<br />

Eine Zwischenbilanz in sechs Handlungsfel<strong>der</strong>n. München 2007.<br />

www.dji.de/jugendkr<strong>im</strong>inalitaet

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