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Strategien der Gewaltprävention im Kindes- und Jugendalter - DJI

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Philipp Walkenhorst<br />

gene Bildungsvoraussetzungen sowie dauerhafte biographische Belastungen<br />

stellen vollzugliche <strong>Gewaltprävention</strong> vor die Aufgabe, (wenn überhaupt)<br />

vorhandene Programme zielgruppenspezifisch zu modifizieren <strong>und</strong> an die<br />

Lebenswelten <strong>der</strong> jungen Inhaftierten <strong>im</strong> Vollzug sowie danach anzupassen,<br />

um Verständigung zu ermöglichen <strong>und</strong> Transfereffekte zu gewährleisten.<br />

2.6.3.3 Formen von Aggression <strong>und</strong> Gewalt <strong>im</strong> (Jugend-)Strafvollzug<br />

Zu unterscheiden sind auf <strong>der</strong> einen Seite aggressive Verhaltensdispositionen<br />

junger Inhaftierter, die sich in gewaltorientierten Delikten o<strong>der</strong> <strong>im</strong><br />

Alltagsleben nie<strong>der</strong>schlagen <strong>und</strong> in den Vollzug eingebracht werden. Auf<br />

<strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite stehen (aggressive) Verhaltensmuster, welche von den<br />

Strukturen einer Zwangseinrichtung erst ermöglicht bzw. begünstigt<br />

werden. Unter Zwängen institutionell bedingter Ein- <strong>und</strong> Unterordnung,<br />

weitgehend Entpersönlicht-, Entmündigt- <strong>und</strong> Verwaltetseins kann ein<br />

Nährboden für Unterwerfung, Kompensationsverhalten <strong>und</strong> Aggressions-<br />

bzw. Gewaltverhalten entstehen <strong>und</strong> aufrecht erhalten werden (siehe<br />

Unterkommission IV 1990: 570ff.). Zum dritten besteht die Möglichkeit<br />

aus <strong>der</strong> Institution nach außen weitergegebener, institutionsüberdauern<strong>der</strong><br />

Gewalt. Neben Wut-, Ärger- <strong>und</strong> frustrationsmotivierter Aggression<br />

werden Formen instrumenteller Aggression durch Verknappung <strong>und</strong><br />

Verteuerung alltäglicher Dinge wie Zigaretten, Schokolade, Toilettenartikel,<br />

best<strong>im</strong>mter Markenkleidung etc. begünstigt, da <strong>der</strong>en Besitz Status<br />

<strong>und</strong> Akzeptanz verleiht, damit aber auch die Tendenz zur (gewaltsamen)<br />

Wegnahme begünstigt.<br />

Gewaltanfällig sind folgende Beziehungsstrukturen <strong>im</strong> Gefüge einer<br />

Vollzugsanstalt:<br />

bei einzelnen Inhaftierten allein (z. B. selbst- <strong>und</strong> fremdzerstörerische<br />

Handlungen),<br />

bei Inhaftierten untereinan<strong>der</strong> (z. B. Formen verbaler Aggressivität,<br />

Mobbing, Androhung von Gewaltanwendung, gewaltsamer Unterdrückung<br />

Schwächerer durch Stärkere in <strong>der</strong> Hackordnung, Erpressung,<br />

Nötigung von Freigängern zur Drogenbeschaffung),<br />

bei Inhaftierten gegen Bedienstete (z. B. Besch<strong>im</strong>pfung, aktive Bedrohung,<br />

Meuterei, Geiselnahme),<br />

bei Inhaftierten gegenüber Außenstehenden (z. B. Auftragssanktionen),<br />

bei Bediensteten gegen Inhaftierte (»Rollkommando«),<br />

bei Bediensteten untereinan<strong>der</strong> (siehe Unterkommission IV 1990: 571).<br />

234<br />

Arbeitsstelle Kin<strong>der</strong>- <strong>und</strong> Jugendkr<strong>im</strong>inalitätsprävention (Hrsg.):<br />

<strong>Strategien</strong> <strong>der</strong> <strong>Gewaltprävention</strong> <strong>im</strong> <strong>Kindes</strong>- <strong>und</strong> <strong>Jugendalter</strong>.<br />

Eine Zwischenbilanz in sechs Handlungsfel<strong>der</strong>n. München 2007.<br />

www.dji.de/jugendkr<strong>im</strong>inalitaet

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