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Strategien der Gewaltprävention im Kindes- und Jugendalter - DJI

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Anhang<br />

machtbewusster Junge <strong>und</strong> Gewaltbereitschaft gehören. So zeigen sie<br />

sich stark <strong>und</strong> männlich. Dieses Verhalten von Jungen kann man in allen<br />

Handlungsfel<strong>der</strong>n antreffen: Vom Kin<strong>der</strong>garten, dort folgen sie den<br />

Vorbil<strong>der</strong>n aus den Medien, bis hin zur Jugendberufshilfe, wo noch<br />

<strong>im</strong>mer gilt, dass ein richtiger Mann Arbeit hat – auch, wenn dies in <strong>der</strong><br />

Realität schon lange nicht mehr zutrifft. Das gr<strong>und</strong>legende Dilemma für<br />

die Jungs in dieser Situation besteht darin, dass sie diese traditionellen<br />

Männlichkeitsbil<strong>der</strong> nicht einlösen können, aber über keine für sie glaubwürdigen<br />

Alternativen verfügen. We<strong>der</strong> gibt es z. B. die kleinen Helden<br />

noch gibt es Arbeit für alle. Die Friktionen, die sich auf diese Weise mit<br />

dem »Junge-Sein« verbinden, stellen z. B. in <strong>der</strong> Jugendberufshilfe ein<br />

zunehmend dramatischer werdendes <strong>und</strong> bisher weitgehend ungelöstes<br />

Problem dar. Von einer Öffnung für lebensweltliche Zusammenhänge, mit<br />

denen ihre persönliche Entwicklung <strong>und</strong> gesellschaftliche Teilhabe geför<strong>der</strong>t<br />

werden können, versprechen sich zahlreiche Experten <strong>und</strong> Expertinnen<br />

eine Alternative. Geschlechtsbewusste Jungenarbeit soll in diesem<br />

Kontext die traditionelle männliche Fixierung auf Erwerbsarbeit auflösen<br />

– wie das aber <strong>im</strong> Detail erfolgen kann, ist momentan mehr Programmatik<br />

als Wirklichkeit.<br />

6. Zusätzliche Angebote versus Integration in die Regelpraxis<br />

Jungenspezifische gewaltpräventive Angebote sind häufig Einzelprojekte<br />

o<strong>der</strong> kurzzeitpädagogische Seminarangebote; nicht selten dauern sie von<br />

einem bis zu max<strong>im</strong>al drei Tagen. In vielen Fällen machen diese zusätzlichen,<br />

die Regelpraxis ergänzenden Angebote Sinn, weil den Teilnehmer<br />

neue Zugänge eröffnet werden können. Problematisch werden die<br />

zusätzlichen Angebote, wenn sie gleichsam die Auseinan<strong>der</strong>setzung in<br />

<strong>der</strong> Alltagspraxis ersetzen, also nicht integraler Bestandteil <strong>der</strong> alltäglichen<br />

Praxis sind. Genau dies scheint aber in vielen Fällen die Realität zu<br />

sein. Die Expertisen deuten an, dass Jungenarbeit oft etwas Zusätzliches<br />

<strong>und</strong> irgendwie außerhalb <strong>der</strong> Regelpraxis Stehendes ist <strong>und</strong> nicht selten<br />

entwe<strong>der</strong> als ein verzichtbarer Teil in <strong>der</strong> Arbeit angesehen wird o<strong>der</strong> als<br />

eine zusätzliche Herausfor<strong>der</strong>ung betrachtet, die die Alltagspraxis zu<br />

überfor<strong>der</strong>n droht. Eine Verknüpfung zwischen Regelangebot <strong>und</strong><br />

zusätzlichen Kursen erfolgt unter diesen Bedingungen eher zufällig,<br />

weniger konzeptionell.<br />

Kurzfristige Angebote, auch darin sind die Expertisen einig, sind nicht<br />

gr<strong>und</strong>sätzlich abzulehnen. Wenn sie in längerfristige Konzepte eingeb<strong>und</strong>en<br />

werden, dann können sie wirksam werden. Die Erfahrung zeigt, dass<br />

kurzzeitige Formen <strong>der</strong> <strong>Gewaltprävention</strong> <strong>im</strong> Sinne von tendenziell unspezifischen<br />

»Methoden« vor allem bei Jungen bis zum Alter von etwa fünf-<br />

342<br />

Arbeitsstelle Kin<strong>der</strong>- <strong>und</strong> Jugendkr<strong>im</strong>inalitätsprävention (Hrsg.):<br />

<strong>Strategien</strong> <strong>der</strong> <strong>Gewaltprävention</strong> <strong>im</strong> <strong>Kindes</strong>- <strong>und</strong> <strong>Jugendalter</strong>.<br />

Eine Zwischenbilanz in sechs Handlungsfel<strong>der</strong>n. München 2007.<br />

www.dji.de/jugendkr<strong>im</strong>inalitaet

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