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Strategien der Gewaltprävention im Kindes- und Jugendalter - DJI

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Martina Heitkötter/Bernd Holthusen/Viola Laux/Christian Lü<strong>der</strong>s/Heiner Schäfer<br />

Ein zweiter Irrtum <strong>der</strong> jüngeren Debatte ist die Vorstellung, dass erst auf<br />

<strong>der</strong> Basis wissenschaftlicher Belege sinnvoll über weitere Schritte entschieden<br />

werden kann. Abgesehen davon, dass es diese eindeutigen<br />

Beweise linearer Zusammenhänge des intensiven Konsums best<strong>im</strong>mter<br />

Medien mit Gewalthandeln auf Gr<strong>und</strong> <strong>der</strong> Komplexität <strong>der</strong> Wirkungszusammenhänge<br />

nicht geben wird, handelt es sich dabei pr<strong>im</strong>är um eine<br />

Vermeidungsstrategie. Niemand kommt auf die Idee, wissenschaftlich zu<br />

überprüfen, ob harte Pornografie schädlich für Jugendliche sein könnte.<br />

Man ist sich darin einig, dass sie für Jugendliche unter 18 Jahren nicht<br />

geeignet ist <strong>und</strong> dementsprechend hoch werden die Zugangsschwellen<br />

gesetzt. Letztendlich stellt sich die gleiche Frage auch in Bezug auf die<br />

Internetangebote <strong>und</strong> Computerspiele mit gewaltförmigen, brutalen<br />

Inhalten. Es ist gleichgültig, ob die mehr o<strong>der</strong> weniger realistische Darstellung<br />

<strong>der</strong> Ermordung einer Frau mit einem Stahlseil – verstärkt durch<br />

passende Geräusche be<strong>im</strong> Brechen des Genicks – sowie <strong>der</strong> Anreiz, dabei<br />

einen hohen Punktwert zu erzielen, Jugendliche selbst schädigt o<strong>der</strong> sie<br />

dazu bringt, gewalttätig zu werden. Vielmehr stellt sich die Frage, warum<br />

eine Gesellschaft <strong>der</strong>artige Darstellungen nicht als das betrachtet,<br />

was sie sind, nämlich nicht hinnehmbare Inszenierungen von absur<strong>der</strong><br />

Gewalt, <strong>und</strong> stattdessen erst darauf wartet, bis dafür <strong>der</strong> wissenschaftliche<br />

Beweis erbracht ist.<br />

Zugleich ist aber auch zutreffend, dass <strong>der</strong> Jugendmedienschutz gerade<br />

<strong>im</strong> Bereich <strong>der</strong> Computerspiele nur unzureichend funktioniert <strong>und</strong> es ist<br />

nicht einzusehen, warum die verfügbaren Möglichkeiten <strong>der</strong> Beschränkungen<br />

nicht ausgereizt bzw. erweitert werden. Allerdings bedarf es<br />

dazu einen entsprechenden politischen Willen <strong>und</strong> öffentliche Akzeptanz.<br />

Insofern gilt es, die Zugänglichkeit <strong>der</strong>artiger Medien, notfalls auch<br />

durch weitergehende Indizierungen, für Jugendliche einzuschränken. 131<br />

Gleichwohl ist aber auch richtig, dass keine Einschränkung dieser Welt<br />

we<strong>der</strong> die Existenz noch die Verbreitung dieser Medien verhin<strong>der</strong>n kann.<br />

Man kann nur die Hürden höher schrauben. Gefor<strong>der</strong>t sind deshalb<br />

Politik, Öffentlichkeit, die Medienselbstkontrolle sowie alle mit Kin<strong>der</strong>n<br />

131 In diese Richtung zielt ein Sofortprogramm zur Verschärfung des Jugendschutzes, das<br />

jüngst vom BMFSFJ gemeinsam mit den B<strong>und</strong>eslän<strong>der</strong>n vorgestellt worden ist (vgl. BMFSFJ-<br />

Pressemitteilung 164/2007 vom 13.02.2007). U. a. sollen künftig extrem gewalthaltige<br />

Trägermedien automatisch (ohne Prüfverfahren <strong>der</strong> B<strong>und</strong>esprüfstelle für jugendgefährdende<br />

Medien (BPjM)) für Kin<strong>der</strong> <strong>und</strong> Jugendliche verboten sein. Weiterhin sollen die Indizierungskri-<br />

terien <strong>der</strong> BPjM erweitert <strong>und</strong> die Alterskennzeichen <strong>der</strong> USK (Unterhaltungssoftware Selbst-<br />

kontrolle) vergrößert werden. Außerdem soll die Arbeit <strong>der</strong> USK verbessert werden.<br />

314<br />

Arbeitsstelle Kin<strong>der</strong>- <strong>und</strong> Jugendkr<strong>im</strong>inalitätsprävention (Hrsg.):<br />

<strong>Strategien</strong> <strong>der</strong> <strong>Gewaltprävention</strong> <strong>im</strong> <strong>Kindes</strong>- <strong>und</strong> <strong>Jugendalter</strong>.<br />

Eine Zwischenbilanz in sechs Handlungsfel<strong>der</strong>n. München 2007.<br />

www.dji.de/jugendkr<strong>im</strong>inalitaet

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