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Strategien der Gewaltprävention im Kindes- und Jugendalter - DJI

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<strong>Strategien</strong> <strong>der</strong> <strong>Gewaltprävention</strong> <strong>im</strong> Jugendstrafvollzug<br />

Konkrete Erscheinungsformen <strong>und</strong> Ausmaß aggressiver Akte sowie<br />

Gewalt in deutschen Jugendstrafanstalten sind kaum dokumentiert.<br />

Einzelfallschil<strong>der</strong>ungen, Hafterinnerungen <strong>und</strong> einzelne empirische Daten<br />

stellen die aktuelle Erkenntnislage dar. Als vollzugstypische Phänomene<br />

werden beschrieben: Einstandsriten (»Knasttaufen«), brutale Spiele,<br />

Körperverletzungen <strong>und</strong> Nötigungen zur Durchsetzung von Positionen<br />

<strong>und</strong> Rollen in <strong>der</strong> gefangeneninternen »Hackordnung«, Zwangseintreibungen<br />

von Schulden durch Prügel, Raub <strong>und</strong> Zerstörungen, wenn<br />

Schuldner durch Verknappung begehrter »Konsumgüter« (Tabak, Drogen,<br />

Alkohol etc.) <strong>im</strong> informellen Wirtschaftssystem <strong>der</strong> Anstalten den<br />

durch Zinswucher hochgetriebenen Schulden durch Verpfänden von<br />

Einkäufen nicht mehr nachkommen können, vereinzelte Haftraumzerstörungen,<br />

Brandstiftungen <strong>und</strong> Revolten als Reaktionen auf als allzu bedrückend<br />

empf<strong>und</strong>ene Eingriffe in Persönlichkeitsrechte, Freiheiten <strong>und</strong><br />

Int<strong>im</strong>sphäre <strong>und</strong> mitunter homosexuelle Vergewaltigungen o<strong>der</strong> sexuelle<br />

Nötigungen (wenn überhaupt, dann vor allem in Jugendstrafanstalten).<br />

Diese Gewalthandlungen machen einen sehr geringen Anteil aller<br />

anstaltsintern bekannt gewordenen <strong>und</strong> sanktionierten Normverstöße<br />

aus (zwischen 1 <strong>und</strong> 2%). Von diesen wird nur ein geringer Teil den<br />

Strafverfolgungsbehörden bekannt. Ein großes Dunkelfeld wird angenommen,<br />

wo Gewalt von Inhaftierten untereinan<strong>der</strong> sowie von Bediensteten<br />

gegenüber Inhaftierten verübt, subkulturell verdeckt <strong>und</strong>/o<strong>der</strong><br />

geduldet wird.<br />

Der Grad <strong>der</strong> Aufrechterhaltung <strong>und</strong> Verfestigung gewaltförmiger Strukturen<br />

<strong>und</strong> Interaktionsmuster hängen nicht zuletzt von zwei Bedingungen<br />

ab:<br />

von den von außen mitgebrachten subkulturellen Verhaltensdispositionen<br />

<strong>und</strong> Gewalterfahrungen;<br />

von den einem ungünstigen Haft- bzw. Gewaltkl<strong>im</strong>a entgegenwirkenden<br />

Maßnahmen <strong>der</strong> Anstalt (Lockerung des Vollzugs, Partizipation <strong>und</strong><br />

Einbindung <strong>der</strong> Inhaftierten).<br />

Ein zurzeit nicht näher best<strong>im</strong>mbarer Teil aggressiver Handlungen <strong>und</strong><br />

Gewaltausübung <strong>im</strong> Jugendvollzug ist als Reaktion auf vorgef<strong>und</strong>ene<br />

Bedingungen zu begreifen <strong>und</strong> kann ggf. durch Modifikation <strong>der</strong> Haftbedingungen<br />

beeinflusst werden.<br />

Weitere vier Bedingungen scheinen zur Verhärtung subkultureller Strukturen<br />

<strong>und</strong> damit zusammenhängen<strong>der</strong> gewaltförmiger Interaktionen<br />

beizutragen:<br />

235<br />

Arbeitsstelle Kin<strong>der</strong>- <strong>und</strong> Jugendkr<strong>im</strong>inalitätsprävention (Hrsg.):<br />

<strong>Strategien</strong> <strong>der</strong> <strong>Gewaltprävention</strong> <strong>im</strong> <strong>Kindes</strong>- <strong>und</strong> <strong>Jugendalter</strong>.<br />

Eine Zwischenbilanz in sechs Handlungsfel<strong>der</strong>n. München 2007.<br />

www.dji.de/jugendkr<strong>im</strong>inalitaet

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