Strategien der Gewaltprävention im Kindes- und Jugendalter - DJI
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Martina Heitkötter/Bernd Holthusen/Viola Laux/Christian Lü<strong>der</strong>s/Heiner Schäfer<br />
anzustreben ist, z. B. durch den Ausbau <strong>der</strong> Mitwirkungs- <strong>und</strong> Informationsrechte<br />
des Verletzten. 122 Strittig ist dagegen die von Opferverbänden<br />
erhobene For<strong>der</strong>ung, auch <strong>im</strong> Jugendstrafverfahren die Möglichkeit <strong>der</strong><br />
Nebenklage 123 <strong>und</strong> des Adhäsionsverfahrens 124 zu schaffen. Diese wird<br />
von <strong>der</strong> 2. Strafrechtskommission <strong>der</strong> DVJJ nicht für sinnvoll gehalten. 125<br />
Mit <strong>der</strong> Umsetzung dieser For<strong>der</strong>ungen würden einerseits zwar die aktiven<br />
Verletztenrechte auch <strong>im</strong> Jugendstrafverfahren ausgebaut, an<strong>der</strong>erseits<br />
wird aber befürchtet, dass die Ausrichtung des Jugendstrafverfahrens<br />
am Erziehungsgedanken durch Einführung des Genugtuungsinteresses<br />
leiden würde. Dennoch wurde jüngst <strong>im</strong> Rahmen des Zweiten Justizmo<strong>der</strong>nisierungsgesetzes<br />
126 beschlossen, das Jugendgerichtsgesetz dahingehend<br />
zu än<strong>der</strong>n, die Nebenklage in beson<strong>der</strong>s schweren Fällen auch in<br />
Strafverfahren gegen 14- bis 17-Jährige sowie das Adhäsionsverfahren<br />
gegen 18- bis 20-Jährige zuzulassen.<br />
Neben dieser Stärkung <strong>der</strong> Opferperspektive möchten wir an dieser Stelle<br />
– <strong>und</strong> darin liegt handlungsfeldübergreifend eine noch größere Herausfor<strong>der</strong>ung,<br />
aber auch Lernchance – für eine wesentliche Erweiterung des<br />
Blicks plädieren: Die gewaltpräventiven <strong>Strategien</strong> sind bislang meist von<br />
einem Dualismus geprägt: Auf <strong>der</strong> einen Seite die (verurteilenswerten,<br />
bösen) Täter, auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite die (unschuldigen, armen) Opfer.<br />
Diese Konstellation ist zwar auch vorhanden, aber häufig ist gerade <strong>im</strong><br />
<strong>Jugendalter</strong> die Konstellation vorzufinden, dass dieselbe Person sowohl<br />
Täter- als auch Opfererfahrungen hat. Damit greift dieser Dualismus viel<br />
zu kurz <strong>und</strong> wird den komplexen Hintergründen nicht gerecht. Empirische<br />
Forschungen zeigen erstens, dass jugendliche Gewalttäter häufig<br />
zuerst auch Opfer von Gewalt geworden sind, zweitens, dass sich häufig<br />
erst <strong>im</strong> Verlauf von gewalttätigen Interaktionen zwischen Jugendlichen<br />
122 So z. B. <strong>im</strong> Referentenentwurf 2. JGGÄndG v. 8.4.2004. Dies for<strong>der</strong>t <strong>im</strong> Übrigen auch <strong>der</strong><br />
Rahmenbeschluss des Europäischen Rates vom 15. März 2001 über die Stellung <strong>der</strong> Opfer <strong>im</strong><br />
Strafverfahren (2001/220/JI).<br />
123 Diese For<strong>der</strong>ung wurde auch auf dem 64. Deutschen Juristentag 2002 in Berlin unter-<br />
stützt. Vgl. Beschlüsse des 64. Deutschen Juristentages Berlin 2002, C. Abteilung Strafrecht,<br />
S. 9 <strong>und</strong> Schöch 2003.<br />
124 Das Adhäsionsverfahren bietet dem Opfer die Chance, bereits <strong>im</strong> Strafverfahren seine<br />
zivilrechtlichen Ansprüche geltend zu machen <strong>und</strong> erspart ihm so ein ggf. belastendes zweites<br />
Verfahren.<br />
125 Vgl. DVJJ 2. Jugendstrafrechtsreform-Kommission. Abschlussbericht vom 15. August 2002,<br />
S. 36ff.<br />
126 Der B<strong>und</strong>esrat hat am 15. Dezember 2006 dem Zweiten Gesetz zur Mo<strong>der</strong>nisierung <strong>der</strong><br />
Justiz zugest<strong>im</strong>mt. Die Än<strong>der</strong>ungen zum Jugendgerichtsgesetz finden sich <strong>im</strong> Artikel 23.<br />
304<br />
Arbeitsstelle Kin<strong>der</strong>- <strong>und</strong> Jugendkr<strong>im</strong>inalitätsprävention (Hrsg.):<br />
<strong>Strategien</strong> <strong>der</strong> <strong>Gewaltprävention</strong> <strong>im</strong> <strong>Kindes</strong>- <strong>und</strong> <strong>Jugendalter</strong>.<br />
Eine Zwischenbilanz in sechs Handlungsfel<strong>der</strong>n. München 2007.<br />
www.dji.de/jugendkr<strong>im</strong>inalitaet