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Strategien der Gewaltprävention im Kindes- und Jugendalter - DJI

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<strong>Strategien</strong> <strong>der</strong> <strong>Gewaltprävention</strong> <strong>im</strong> Bereich <strong>der</strong> <strong>Kindes</strong>tageseinrichtungen<br />

Ursachen von Aggression <strong>und</strong> Gewalt<br />

Die unter Fachkräften verbreitete Zuschreibung, die Ursachen kindlicher<br />

Verhaltensauffälligkeiten seien pr<strong>im</strong>är <strong>im</strong> familialen Umfeld zu suchen,<br />

kann sich auf zahlreiche Studien zum Einfluss von Familienatmosphäre,<br />

Erziehungsstil, häuslichem Medienkonsum etc. auf die Persönlichkeitsentwicklung<br />

stützen. Eine multifaktorielle Betrachtungsweise geht allerdings<br />

weiter <strong>und</strong> berücksichtigt institutionelle Gegebenheiten wie<br />

schwierige Übergangs- <strong>und</strong> Trennungssituationen, Gruppengrößen <strong>und</strong> -<br />

konstellationen, ungeeignete Räume <strong>und</strong> Angebote sowie das Verhalten<br />

von Erziehern <strong>und</strong> Erzieherinnen. Die einseitige Ursachenzuschreibung an<br />

die Familie orientiert sich am Ideal <strong>der</strong> »intakten Normalfamilie« <strong>und</strong><br />

vernachlässigt die Frage, wie sich Tageseinrichtungen verän<strong>der</strong>n müssen,<br />

um den Bedürfnissen von Kin<strong>der</strong>n <strong>und</strong> Familien in unterschiedlichsten<br />

Lebenslagen gerecht zu werden.<br />

Ebenso problematisch ist die Orientierung pädagogischen Handelns an<br />

<strong>der</strong> Vorstellung von einem »normalen« Kind. Diese hat – oft unreflektiert<br />

<strong>und</strong> unausgesprochen <strong>im</strong> Sinne eines »hidden curriculums« – erheblichen<br />

Einfluss auf den Tagesablauf, die Ausstattung, auf pädagogische Angebote<br />

sowie die gesamte Arbeit <strong>der</strong> Institution. Alltagstheorien <strong>und</strong> Diskussionen<br />

<strong>der</strong> Fachkräfte über Verhaltensauffälligkeiten orientieren sich<br />

nicht selten an vermeintlichen Defiziten eines <strong>Kindes</strong> hinsichtlich nicht<br />

hinterfragter Normen. So schätzten Erzieherinnen in einer lokalen Befragung<br />

mehr als die Hälfte <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>, die die deutsche Sprache nicht<br />

beherrschen, als verhaltensauffällig ein (vgl. Ministerium für Ges<strong>und</strong>heit,<br />

Soziales, Frauen <strong>und</strong> Familie Nordrhein-Westfalen o.J.). Fachkräfte sehen<br />

sich eher als Leidtragende, kaum jedoch als Mitwirkende an <strong>der</strong> Entstehung<br />

kindlicher Verhaltensprobleme. Einiges spricht jedoch dafür, dass<br />

auch die mangelnde Sensibilität für die Individualität eines <strong>Kindes</strong> sowie<br />

das Unvermögen, mit einer Vielfalt von Normen <strong>und</strong> Kulturen umzugehen,<br />

eine Ursache für Verhaltensprobleme sein können o<strong>der</strong> diese zumindest<br />

stabilisieren.<br />

<strong>Gewaltprävention</strong> als Bestandteil des Auftrags von Tageseinrichtungen<br />

Tageseinrichtungen für Kin<strong>der</strong> haben den öffentlichen Auftrag, jedes<br />

Kind in seiner Entwicklung zu einer eigenverantwortlichen <strong>und</strong> gemeinschaftsfähigen<br />

Persönlichkeit zu för<strong>der</strong>n <strong>und</strong> Benachteiligungen entgegenzuwirken<br />

(KJHG). Der in den vergangenen Jahrzehnten gewachsene<br />

gesellschaftliche Konsens hinsichtlich <strong>der</strong> Rechte von Kin<strong>der</strong>n <strong>und</strong> <strong>der</strong><br />

Wandel von Erziehungsvorstellungen kommen <strong>im</strong> Gesetz zur Ächtung<br />

<strong>der</strong> Gewalt in <strong>der</strong> Erziehung zum Ausdruck (vgl. BMFSFJ 2003).<br />

81<br />

Arbeitsstelle Kin<strong>der</strong>- <strong>und</strong> Jugendkr<strong>im</strong>inalitätsprävention (Hrsg.):<br />

<strong>Strategien</strong> <strong>der</strong> <strong>Gewaltprävention</strong> <strong>im</strong> <strong>Kindes</strong>- <strong>und</strong> <strong>Jugendalter</strong>.<br />

Eine Zwischenbilanz in sechs Handlungsfel<strong>der</strong>n. München 2007.<br />

www.dji.de/jugendkr<strong>im</strong>inalitaet

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