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Strategien der Gewaltprävention im Kindes- und Jugendalter - DJI

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Anhang<br />

16. Jugendliche mit Migrationshintergr<strong>und</strong><br />

Jungenarbeit <strong>und</strong> <strong>Gewaltprävention</strong> mit gezieltem Blick auf junge Migranten<br />

kommt nur ansatzweise vor, obwohl in allen Handlungsfel<strong>der</strong>n <strong>der</strong><br />

Anteil <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> <strong>und</strong> Jugendlichen mit Migrationshintergr<strong>und</strong> hoch ist<br />

<strong>und</strong> künftig weiter wachsen wird. Häufig richtet sich die Aufmerksamkeit<br />

in erster Linie auf die Gewalt; die dahinter liegenden biografischen <strong>und</strong><br />

kulturellen Brüche sowie fragilen männlichen Identitäten kommen kaum<br />

mehr in den Blick. Auch die Vielfalt migrantenspezifischer Lebens- <strong>und</strong><br />

Problemlagen ist bislang nur ansatzweise Gegenstand differenzierter<br />

Angebote.<br />

Allerdings muss berücksichtigt werden, dass neben einem gr<strong>und</strong>legenden<br />

Mangel an Angeboten, sieht man von ein paar spezifischen Angeboten,<br />

wie z. B. einem Anti-Gewalt-Training für türkische Jungen ab, in vielen<br />

Fällen Zeit <strong>und</strong> finanzielle Ressourcen für die erfor<strong>der</strong>lichen Vorarbeiten<br />

zur Entwicklung zielgenauer <strong>und</strong> systematischer pädagogischer Konzeptionen<br />

für diese Jugendlichen fehlen.<br />

Gute Erfahrungen wurden mit Mitarbeitern gemacht, die einen Migrationshintergr<strong>und</strong><br />

haben, die Herkunftskulturen kennen <strong>und</strong> die jeweiligen<br />

Sprachen sprechen, weil diese die Probleme <strong>der</strong> Jungen besser verstehen.<br />

Ihnen fällt es leichter vertrauensvolle Beziehungen aufzubauen. Sie können<br />

auf Gr<strong>und</strong> eigener Erfahrungen <strong>und</strong> Kenntnisse an<strong>der</strong>s mit dem<br />

Männerbild <strong>der</strong> Jungen umgehen, mit ihrer Lebenssituation zwischen den<br />

Kulturen, <strong>und</strong> damit, dass die Jungen nicht sofort ansprechbar für alternative<br />

Männlichkeitsbil<strong>der</strong> sind. Denn in dieser Phase ist es manchmal<br />

wichtiger die Jungen zu stärken, sie zu stabilisieren <strong>und</strong> bei ihren Entscheidungen<br />

zu unterstützen, als sie mit neuen <strong>und</strong> ihnen unverständlichen<br />

Männlichkeitsbil<strong>der</strong>n zu verunsichern. Von den Mitarbeitern,<br />

gelegentlich auch Mitarbeiterinnen, erfor<strong>der</strong>t dies Engagement, Zeit,<br />

Empathiefähigkeit, Ausdauer <strong>und</strong> vor allem Kenntnis <strong>der</strong> Geschlechterrollen<br />

<strong>und</strong> ihrer kultureller Hintergründe, <strong>der</strong> erlebten Erziehungsstile<br />

<strong>und</strong> familialen Erfahrungen vor allem mit den Vätern. Dieses sehr<br />

anspruchsvolle Anfor<strong>der</strong>ungsprofil ist allerdings gerade bei ehrenamtlichen<br />

Mitarbeitern kaum zu erwarten. Weil es auf deutscher Seite zu<br />

wenige Kenntnisse über die Herkunft <strong>der</strong> Jungen gibt, empfehlen Autorinnen<br />

<strong>und</strong> Autoren in <strong>der</strong> Jugendberufshilfe, die Männlichkeitsbil<strong>der</strong> in<br />

Bezug auf Beruf <strong>und</strong> Gewalt in den Kulturen, die in <strong>der</strong> Jugendberufshilfe<br />

in Deutschland vertreten sind, zu untersuchen <strong>und</strong> zu dokumentieren.<br />

Außerdem werden mehr Fortbildungsangebote zur Steigerung <strong>der</strong> interkulturellen<br />

Kompetenz <strong>der</strong> Fachkräfte für wichtig gehalten.<br />

348<br />

Arbeitsstelle Kin<strong>der</strong>- <strong>und</strong> Jugendkr<strong>im</strong>inalitätsprävention (Hrsg.):<br />

<strong>Strategien</strong> <strong>der</strong> <strong>Gewaltprävention</strong> <strong>im</strong> <strong>Kindes</strong>- <strong>und</strong> <strong>Jugendalter</strong>.<br />

Eine Zwischenbilanz in sechs Handlungsfel<strong>der</strong>n. München 2007.<br />

www.dji.de/jugendkr<strong>im</strong>inalitaet

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