05.12.2012 Aufrufe

Strategien der Gewaltprävention im Kindes- und Jugendalter - DJI

Strategien der Gewaltprävention im Kindes- und Jugendalter - DJI

Strategien der Gewaltprävention im Kindes- und Jugendalter - DJI

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

<strong>Kindes</strong>wohl <strong>und</strong> <strong>Kindes</strong>wohlgefährdung<br />

Wurde ein Kind bereits Opfer sexuellen Missbrauchs, muss die Wahrscheinlichkeit<br />

einer Revikt<strong>im</strong>isierung, aber auch einer Gefährdung von<br />

Geschwisterkin<strong>der</strong>n eingeschätzt werden (vgl. Forschungsüberblick von<br />

Wilson 2004a): Im Einzelfall lassen sich nach einem belegten o<strong>der</strong> sehr<br />

wahrscheinlichen sexuellen Missbrauch verschiedene Merkmale für ein<br />

erhöhtes o<strong>der</strong> niedriges Risiko <strong>der</strong> Revikt<strong>im</strong>isierung von Opfern bzw.<br />

einer wie<strong>der</strong>holten Täterschaft prüfen. Die Forschung zur Rückfälligkeit<br />

von Sexualstraftätern, die zumeist eine erneute Verurteilung als Rückfall<br />

wertet, benennt beispielsweise Alkoholprobleme o<strong>der</strong> Pädosexualität als<br />

Risiko erhöhende Faktoren. Faktoren wie eine belastete Mutter-Kind-<br />

Beziehung, Vorhandensein von Misshandlung in <strong>der</strong> Familie o<strong>der</strong> die<br />

Abwesenheit des (sozialen) Vaters in <strong>der</strong> frühen Kindheit steigern ebenfalls<br />

das Risiko eines erneuten Missbrauchs betroffener Min<strong>der</strong>jähriger.<br />

Als Revikt<strong>im</strong>isierungsrisiko verringernd kann sich auswirken, wenn <strong>der</strong><br />

Missbraucher eine Therapie absolviert, die dem aktuellen Stand <strong>der</strong><br />

Forschung <strong>und</strong> Praxis entspricht. 20<br />

Folgeprobleme<br />

Die Misshandlung <strong>und</strong> Vernachlässigung von Kin<strong>der</strong>n kann die emotionale<br />

<strong>und</strong> kognitive Entwicklung erheblich beeinträchtigen <strong>und</strong> körperliche<br />

Schädigungen bis hin zum Tod nach sich ziehen. Das Ausmaß <strong>der</strong> Folgeprobleme<br />

hängt weniger von <strong>der</strong> Form <strong>der</strong> Gewalt gegen Kin<strong>der</strong> ab als<br />

vielmehr von <strong>der</strong> Dauer <strong>und</strong> Schwere des Vernachlässigungs- bzw. Misshandlungsgeschehens,<br />

21 von den Überlappungen verschiedener Gefährdungsformen<br />

22 sowie von weiteren Belastungen. Ursächliche Schädigungs-<br />

schluss ist jedoch nicht zu ziehen. Die Zahl <strong>der</strong> von relativer Armut betroffenen Familien ist<br />

sehr groß, <strong>und</strong> die meisten betroffenen Familien vernachlässigen o<strong>der</strong> misshandeln ihre Kin<strong>der</strong><br />

selbstverständlich nicht. Ausgeprägte ökonomische Deprivation erhöht jedoch das Vernachläs-<br />

sigungsrisiko. Unbestritten ist, dass sich nicht nur absolute, son<strong>der</strong>n auch relative Armut<br />

negativ auf die kindliche Entwicklung auswirkt. Erwähnt sei auch, dass eine Gefährdung von<br />

Kin<strong>der</strong>n aus wohlhabenden Verhältnissen, etwa eine emotionale Vernachlässigung, kaum <strong>im</strong><br />

Kontext <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>- <strong>und</strong> Jugendhilfe bekannt wird.<br />

20 Vgl. Kindler 2006b, Überblick über den Forschungsstand in Wilson 2004b <strong>und</strong> Coulburne<br />

Fuller 1993.<br />

21 Eine Reihe von Untersuchungen zu allen Gewaltformen zeigen Dosiseffekte auf. Bezüglich<br />

Vernachlässigung siehe etwa Kinard 2004, zu physischer Misshandlung Thornberry u. a. 2001,<br />

zu psychischer Misshandlung Bifulco u. a. 2002, Edwards u. a. 2003 u. a., zu sexuellem Miss-<br />

brauch Forschungsübersicht von Kendall-Tackett u. a. 1998.<br />

22 Ausgeprägte negative Effekte finden sich be<strong>im</strong> Zusammenwirken verschiedener Gefähr-<br />

dungsformen bzw. multipler Gefährdungslagen z. B. bei Bifulco/Moran 1998, Bagley/Mallick<br />

2000, Dance u. a. 2002, Edwards u. a. 2003.<br />

37<br />

Arbeitsstelle Kin<strong>der</strong>- <strong>und</strong> Jugendkr<strong>im</strong>inalitätsprävention (Hrsg.):<br />

<strong>Strategien</strong> <strong>der</strong> <strong>Gewaltprävention</strong> <strong>im</strong> <strong>Kindes</strong>- <strong>und</strong> <strong>Jugendalter</strong>.<br />

Eine Zwischenbilanz in sechs Handlungsfel<strong>der</strong>n. München 2007.<br />

www.dji.de/jugendkr<strong>im</strong>inalitaet

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!