Strategien der Gewaltprävention im Kindes- und Jugendalter - DJI
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Bilanz, Herausfor<strong>der</strong>ungen <strong>und</strong> Anregungen<br />
Unter dem Titel »frühe Prävention« sind inzwischen vor allem in Kin<strong>der</strong>gärten,<br />
wenn auch in unterschiedlichen Ausprägungen, Maßnahmen<br />
gegen eine Abwertung auf Gr<strong>und</strong> kultureller <strong>und</strong> sozialer Differenzen<br />
entwickelt worden. Wir halten dies für einen wesentlichen Beitrag zur<br />
Überwindung <strong>der</strong> Ursachen von Diskr<strong>im</strong>inierungen, für den Aufbau einer<br />
Kultur <strong>der</strong> Anerkennung von An<strong>der</strong>sartigkeit. Dies bedeutet auch, dass<br />
Konfliktbewältigungsstile – jenseits von Gewalt – unterschiedlich sein<br />
können.<br />
Den Kin<strong>der</strong>n sollen mit diesen Ansätzen positive Identifikationen mit ihrer<br />
Herkunftsgruppe, mit ihrer Familie, ihrer Ethnie, ihrem Stadtteil etc. möglich<br />
werden. Dabei scheint es nach unserer Beobachtung wichtig zu sein,<br />
nicht flächendeckend Gleiches, son<strong>der</strong>n zielgerichtet Spezifisches anzuregen<br />
<strong>und</strong> durchzuführen. In Frage gestellt wird nicht nur das Leitbild des<br />
»normal entwickelten <strong>Kindes</strong>«, das Ideal von einer »Normalfamilie« bzw.<br />
einer »normalen Lebenssituation«; betont wird gleichzeitig die Notwendigkeit<br />
heterogener <strong>Strategien</strong>. Differenzen in den Lebensvoraussetzungen<br />
<strong>und</strong> Lebenssituationen von Kin<strong>der</strong>n, Jugendlichen <strong>und</strong> ihren Familien<br />
sollen nicht ausgeblendet werden. Abweichungen von <strong>der</strong> Norm, dies<br />
halten wir für gr<strong>und</strong>legend, können nicht einfach als Defizite begriffen<br />
werden, son<strong>der</strong>n sind ein Potenzial, an das neue Entwicklungen anknüpfen<br />
können. In <strong>der</strong> Anerkennung <strong>und</strong> Auseinan<strong>der</strong>setzung mit solchen<br />
unterschiedlichen Gruppenidentitäten <strong>und</strong> nicht mit ihrer Ausblendung<br />
durch Ignorieren wird eine Institutionenkultur entwickelt, die Differenz<br />
eher als Potenzial denn als Defizit wahrn<strong>im</strong>mt.<br />
4.3.4 <strong>Gewaltprävention</strong> als erweiterte Koproduktion – gemeinsam mit Kin<strong>der</strong>n, Jugendlichen,<br />
Peers <strong>und</strong> ihren Eltern<br />
Gewalt nicht pauschal zu ächten, son<strong>der</strong>n als Lernchance anzunehmen,<br />
bedeutet, <strong>Gewaltprävention</strong> als koproduktiven Prozess zu verstehen. Das<br />
bisherige Verständnis von Koproduktion, das vor allem <strong>im</strong> Bereich <strong>der</strong><br />
Kin<strong>der</strong>- <strong>und</strong> Jugendhilfe verbreitet ist (3 Kap. 2.4 »Jugendhilfe«), betonte<br />
dabei das produktive Zusammenwirken zwischen Fachkräften auf <strong>der</strong><br />
einen <strong>und</strong> Kin<strong>der</strong>n bzw. Jugendlichen auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite, um gemeinsam<br />
situationsgerechte <strong>und</strong> zielgruppenangemessene pädagogische<br />
Interventionen zu entwickeln. Dieses interaktive Verständnis von <strong>Gewaltprävention</strong><br />
ist in den Traditionen <strong>und</strong> Aktivitäten erst weniger Institutionen<br />
<strong>und</strong> Organisationen fest verankert. Noch <strong>im</strong>mer gilt auch in <strong>der</strong><br />
<strong>Gewaltprävention</strong> vor allem die pädagogische Fachkraft als Produzent<br />
<strong>und</strong> Experte <strong>der</strong> jeweiligen Maßnahmen. Erst langsam setzt sich durch,<br />
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Arbeitsstelle Kin<strong>der</strong>- <strong>und</strong> Jugendkr<strong>im</strong>inalitätsprävention (Hrsg.):<br />
<strong>Strategien</strong> <strong>der</strong> <strong>Gewaltprävention</strong> <strong>im</strong> <strong>Kindes</strong>- <strong>und</strong> <strong>Jugendalter</strong>.<br />
Eine Zwischenbilanz in sechs Handlungsfel<strong>der</strong>n. München 2007.<br />
www.dji.de/jugendkr<strong>im</strong>inalitaet