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Strategien der Gewaltprävention im Kindes- und Jugendalter - DJI

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Verena Sommerfeld<br />

titel »ein Beitrag zur <strong>Gewaltprävention</strong>«. Umgekehrt enthalten Titel wie<br />

»Erziehung gegen Gewalt« Praxisvorschläge, die in früheren Jahren in<br />

Veröffentlichungen zur Sozialerziehung gestanden hätten.<br />

In <strong>der</strong> fachlichen Diskussion geht es nicht um massive o<strong>der</strong> von den<br />

Fachkräften nicht beherrschbare Gewaltanwendung. Vielmehr ist<br />

»Gewalt« ein Containerbegriff für eine breite Palette von sozial unerwünschten,<br />

aber dennoch alterstypischen Verhaltensweisen bis zu destruktiven<br />

Verhaltensmustern, mit denen in Regel-Einrichtungen kaum<br />

angemessen umgegangen werden kann. Diskutiert werden in diesem<br />

Zusammenhang die mutmaßliche Zunahme von »Problemkin<strong>der</strong>n« durch<br />

Verän<strong>der</strong>ungen <strong>im</strong> Aufwachsen von Kin<strong>der</strong>n <strong>und</strong> gesellschaftlicher Problemlagen<br />

(»Kin<strong>der</strong> als Armutsrisiko«) sowie so genannte »neue Kin<strong>der</strong>krankheiten«<br />

(z. B. Wahrnehmungsstörungen, ADHS-Syndrom). Zu den<br />

Erscheinungsformen von »Gewalt« gehören auch auto-aggressive Verhaltensweisen.<br />

Diese werden zwar selten von Erzieherinnen <strong>und</strong> Erziehern<br />

benannt, möglicherweise aber auch weniger beachtet als destruktives<br />

Verhalten in Interaktionen.<br />

Nach Angaben <strong>der</strong> gesetzlichen Unfallkassen ereigneten sich in Tageseinrichtungen<br />

<strong>im</strong> Jahr 2004 je 1000 Kin<strong>der</strong> 3,4 so genannte »Raufunfälle«<br />

(diese sind wegen einer ärztlichen Behandlung meldepflichtig), davon<br />

zwei Drittel bei Kin<strong>der</strong>n ab fünf Jahre (zum Vergleich: Gr<strong>und</strong>schulen 4,9<br />

Unfälle). Die Zahlen stagnieren seit <strong>der</strong> Erfassung ab 1990. 70% <strong>der</strong><br />

Betroffenen waren Jungen (unveröffentlichtes Zahlenmaterial <strong>der</strong> Unfallkassen).<br />

Auch Erzieherinnen <strong>und</strong> Erzieher geben in Befragungen an,<br />

»gewalttätiges« Verhalten käme am häufigsten bei fünf- <strong>und</strong> sechsjährigen<br />

Kin<strong>der</strong>n <strong>und</strong> bei Jungen vor. Die Meinung <strong>der</strong> Fachkräfte ist geteilt:<br />

59% <strong>der</strong> Befragten sehen <strong>im</strong> Vorkommen von »Gewalttätigkeiten« in <strong>der</strong><br />

Tageseinrichtung kein o<strong>der</strong> kaum ein Problem, 41% empfinden es als<br />

starkes Problem (zitiert bei Dittrich/Schnei<strong>der</strong> 1996: 190).<br />

Die öffentliche wie fachpolitische Gewaltdebatte thematisiert fast ausschließlich<br />

kindliche Verhaltensweisen. Bezüge o<strong>der</strong> Wechselwirkungen<br />

zu institutionellen Bedingungen – als Formen struktureller Gewalt –<br />

werden selten hergestellt. Ebenso wird personale Gewalt in Form von<br />

Zwang, Bestrafung, Beschämung o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>en entwürdigenden Praktiken<br />

von Erziehungspersonen nur in Extremfällen wahrgenommen. Die<br />

Auseinan<strong>der</strong>setzung mit <strong>der</strong> »sanften Gewalt«, mit <strong>der</strong> Erwachsene als<br />

Mächtigere das Wohlverhalten kleiner Kin<strong>der</strong> erzwingen können, erfor<strong>der</strong>t<br />

von Pädagoginnen <strong>und</strong> Pädagogen die Bereitschaft zur Selbst-<br />

78<br />

Arbeitsstelle Kin<strong>der</strong>- <strong>und</strong> Jugendkr<strong>im</strong>inalitätsprävention (Hrsg.):<br />

<strong>Strategien</strong> <strong>der</strong> <strong>Gewaltprävention</strong> <strong>im</strong> <strong>Kindes</strong>- <strong>und</strong> <strong>Jugendalter</strong>.<br />

Eine Zwischenbilanz in sechs Handlungsfel<strong>der</strong>n. München 2007.<br />

www.dji.de/jugendkr<strong>im</strong>inalitaet

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