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Strategien der Gewaltprävention im Kindes- und Jugendalter - DJI

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Bilanz, Herausfor<strong>der</strong>ungen <strong>und</strong> Anregungen<br />

Kontexten verschiedene Bedeutungen. Während es für die einen vorrangig<br />

um den beson<strong>der</strong>en Kick <strong>und</strong> um körperliche Grenzerfahrung geht,<br />

steht für an<strong>der</strong>e die Wie<strong>der</strong>herstellung <strong>der</strong> eigenen o<strong>der</strong> familialen Ehre<br />

<strong>im</strong> Mittelpunkt. Diese unterschiedlichen Bedeutungen <strong>und</strong> Wertorientierungen<br />

nicht zu berücksichtigen – was nicht bedeutet, sie in jedem Fall<br />

zu akzeptieren – heißt, u. U. best<strong>im</strong>mte Kin<strong>der</strong> <strong>und</strong> Jugendliche systematisch<br />

vom Lernen auszuschließen <strong>und</strong> ihnen Entwicklungschancen zu<br />

verweigern, weil sie sich nicht verstanden fühlen. Dies sollte in gewaltpräventiven<br />

Angeboten stärker berücksichtigt werden.<br />

Hinzu kommt, dass die meisten Ansätze kognitiv <strong>und</strong> sprachlich orientiert<br />

sind, was bei Jugendlichen, die sich, aus welchen Gründen auch <strong>im</strong>mer,<br />

nicht so gut sprachlich äußern können, zum Ausschluss bzw. Rückzug<br />

führt. Inzwischen sind zwar einige Spezialangebote entwickelt worden,<br />

die neue Wege einschlagen – z. B. indem sie eher körperbetont <strong>und</strong><br />

bewegungsorientiert angelegt sind o<strong>der</strong> Musik als Medium nutzen. Doch<br />

bleiben diese eher punktuell <strong>und</strong> werden nicht systematisch ausgebaut;<br />

die eigentlich notwendige interkulturelle Öffnung <strong>der</strong> Regeldienste, die<br />

sich an alle Kin<strong>der</strong> <strong>und</strong> Jugendliche wenden, ist längst nicht so weit<br />

erfolgt, wie es erfor<strong>der</strong>lich wäre. We<strong>der</strong> in <strong>der</strong> Schule, noch in <strong>der</strong><br />

Jugendhilfe hat Migration in <strong>der</strong> <strong>Gewaltprävention</strong> einen sicheren Platz,<br />

sie bleibt eher etwas Beliebiges <strong>und</strong> Zufälliges – obwohl gerade diese<br />

Jugendlichen deutlich höhere Belastungszahlen aufweisen.<br />

Auch die Einbeziehung <strong>der</strong> vielfältigen Organisationen aus dem Migrationsbereich<br />

(z. B. <strong>im</strong> Umfeld <strong>der</strong> Auslän<strong>der</strong>beiräte, <strong>der</strong> liberalen<br />

Moscheen, <strong>der</strong> Elternvereine) spielt bisher noch kaum eine Rolle. Mittelfristig<br />

wird die Frage, welche Auswirkungen diese »neuen« Zielgruppen<br />

auf die <strong>Strategien</strong> <strong>der</strong> <strong>Gewaltprävention</strong> haben, an Bedeutung gewinnen.<br />

Noch <strong>im</strong>mer setzen viele Angebote <strong>der</strong> <strong>Gewaltprävention</strong> zu stark auf<br />

Sprache. Es gibt aber eine Gruppe von Jugendlichen, <strong>der</strong>en sprachliche<br />

Kompetenzen eingeschränkt sind <strong>und</strong> die über ihre eigenen kulturellen<br />

Stile leichter erreichbar sind. Möglichkeiten bieten hier eher körperorientierte<br />

Ansätze, die zwar entwickelt <strong>und</strong> erprobt wurden, noch aber zu<br />

wenig verbreitet sind. In diesem Sinne bedarf es einer weiteren Öffnung<br />

des Sports, <strong>der</strong> Jugendlichen attraktive Ausdrucks- <strong>und</strong> Bewegungsformen<br />

bei einer gleichzeitigen stärkeren Orientierung hin zu gewaltpräventiven<br />

Zielsetzungen offeriert.<br />

Durchgehend vernachlässigt ist eine Unterscheidung in Bezug auf die<br />

Stadt-Land-Regionen. Während diese Differenz in <strong>der</strong> Jugendarbeit<br />

297<br />

Arbeitsstelle Kin<strong>der</strong>- <strong>und</strong> Jugendkr<strong>im</strong>inalitätsprävention (Hrsg.):<br />

<strong>Strategien</strong> <strong>der</strong> <strong>Gewaltprävention</strong> <strong>im</strong> <strong>Kindes</strong>- <strong>und</strong> <strong>Jugendalter</strong>.<br />

Eine Zwischenbilanz in sechs Handlungsfel<strong>der</strong>n. München 2007.<br />

www.dji.de/jugendkr<strong>im</strong>inalitaet

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