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Strategien der Gewaltprävention im Kindes- und Jugendalter - DJI

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Einleitung<br />

standen. Die vier genannten D<strong>im</strong>ensionen (physisch, psychisch, sozial,<br />

materiell) können sowohl unabhängig <strong>und</strong> jede für sich als auch in unterschiedlichen<br />

Verbindungen auftreten.<br />

Zugleich gilt aber auch, dass Gewalt in unterschiedlichen sozialen Zusammenhängen<br />

objektiv wie subjektiv sehr Unterschiedliches bedeuten kann.<br />

Was aus <strong>der</strong> Sicht <strong>der</strong> Erwachsenen als nicht hinnehmbare Gewalttat<br />

aussieht, mag aus <strong>der</strong> Perspektive <strong>der</strong> beteiligten Kin<strong>der</strong> o<strong>der</strong> Jugendlichen<br />

eine normale bzw. akzeptable Form des körperbetonten Ausraufens<br />

von Statuspositionen <strong>und</strong> des Austestens von Grenzen <strong>der</strong> Fairness o<strong>der</strong><br />

schlicht als Ausagieren von Lebendigkeit erlebt werden. Derartige Unterschiede<br />

<strong>der</strong> Bedeutungszuschreibung von Gewalt sind nicht nur eine<br />

Frage des Alters, son<strong>der</strong>n – wie zahlreiche Studien belegen – in beson<strong>der</strong>em<br />

Maße Ausdruck heterogener kultureller Milieus. Vor allem unter<br />

Kin<strong>der</strong>n <strong>und</strong> Jugendlichen mit Migrationshintergr<strong>und</strong> wird man häufig<br />

auf differente Bedeutungen von Körperlichkeit <strong>und</strong> Gewalt treffen.<br />

Deshalb gilt insbeson<strong>der</strong>e <strong>im</strong> <strong>Kindes</strong>- <strong>und</strong> <strong>Jugendalter</strong>, dass es zwar<br />

gesellschaftlich anerkannte legit<strong>im</strong>e <strong>und</strong> illegit<strong>im</strong>e Formen <strong>der</strong> Gewalt<br />

gibt. Diese Grenzen sind jedoch nicht nur fließend, son<strong>der</strong>n müssen<br />

gerade <strong>im</strong> <strong>Kindes</strong>- <strong>und</strong> <strong>Jugendalter</strong> auch erst erfahren <strong>und</strong> gelernt werden.<br />

Vor diesem Hintergr<strong>und</strong> benennt die Formel »Ächtung von Gewalt«<br />

zwar einen zentralen Aspekt, greift aber in <strong>der</strong> Sache zu kurz. Die bewusste<br />

Auseinan<strong>der</strong>setzung mit Gewalt <strong>und</strong> Gewalterfahrungen – z. B. in<br />

den Medien o<strong>der</strong> <strong>im</strong> Alltag – stellt einen unverzichtbaren Bestandteil <strong>der</strong><br />

pädagogischen Praxis mit Kin<strong>der</strong>n <strong>und</strong> Jugendlichen dar.<br />

Wer von Gewalt spricht, kommt nicht umhin, allen Formen politisch,<br />

ideologisch, weltanschaulich <strong>und</strong> fremdenfeindlich motivierter Gewalt<br />

beson<strong>der</strong>e Aufmerksamkeit zu widmen. In <strong>der</strong> B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland<br />

nehmen dabei in den letzten 15 Jahren vor allem rechtsextrem,<br />

antisemitisch <strong>und</strong> fremdenfeindlich motivierte Gewalttaten Jugendlicher<br />

eine beson<strong>der</strong>e Rolle ein (vgl. Heitmeyer/Müller 1995; BMI 2006). Neben<br />

einer Reihe von kommunalen Aktionen <strong>und</strong> Landesprogrammen hat die<br />

B<strong>und</strong>espolitik vor allem mit dem Aktionsprogramm »Jugend für Toleranz<br />

<strong>und</strong> Demokratie – gegen Rechtsextremismus, Fremdenfeindlichkeit <strong>und</strong><br />

Antisemitismus« <strong>und</strong> seinem Nachfolgeprogramm »Jugend für Vielfalt,<br />

Toleranz <strong>und</strong> Demokratie – gegen Rechtsextremismus, Fremdenfeindlichkeit<br />

<strong>und</strong> Antisemitismus« reagiert. 7 Von dort – wie auch von den Vorläuferprogrammen<br />

– gingen zahlreiche Impulse an die Fachpraxis aus. Die<br />

7 Vgl.: www.bmfsfj.de/Politikbereiche/Kin<strong>der</strong>-<strong>und</strong>-Jugend/toleranz-<strong>und</strong>-demokratie.html.<br />

21<br />

Arbeitsstelle Kin<strong>der</strong>- <strong>und</strong> Jugendkr<strong>im</strong>inalitätsprävention (Hrsg.):<br />

<strong>Strategien</strong> <strong>der</strong> <strong>Gewaltprävention</strong> <strong>im</strong> <strong>Kindes</strong>- <strong>und</strong> <strong>Jugendalter</strong>.<br />

Eine Zwischenbilanz in sechs Handlungsfel<strong>der</strong>n. München 2007.<br />

www.dji.de/jugendkr<strong>im</strong>inalitaet

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