Strategien der Gewaltprävention im Kindes- und Jugendalter - DJI
Strategien der Gewaltprävention im Kindes- und Jugendalter - DJI
Strategien der Gewaltprävention im Kindes- und Jugendalter - DJI
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Beate Galm / Sabine Herzig / Susanna Lillig / Manuela Stötzel<br />
wirkungen von Vernachlässigung, Misshandlung <strong>und</strong> Missbrauch können<br />
sich in Kumulation zusätzlicher Belastungen erheblich verstärken. 23<br />
Die Folgen gestalten sich je nach Art <strong>und</strong> Ausprägung <strong>der</strong> <strong>Kindes</strong>wohlgefährdung<br />
<strong>im</strong> Kontext mit <strong>der</strong> weiteren Lebensrealität vielfältig. Zusammenhänge<br />
sind belegt zwischen Vernachlässigung bzw. Misshandlung <strong>und</strong><br />
problematischen Bindungsbeziehungen, einer Beeinträchtigung <strong>der</strong> Interessens-<br />
sowie kognitiven Entwicklung (Schulleistungsprobleme), geringem<br />
Selbstwertgefühl, psychischen Störungen (aggressive, dissoziale Verhaltensauffälligkeiten,<br />
Depressionen, posttraumatische Belastungsstörungen,<br />
Sucht etc.) <strong>und</strong> ges<strong>und</strong>heitlichen Beeinträchtigungen (z. B. Behin<strong>der</strong>ungen<br />
insbeson<strong>der</strong>e nach Schütteltraumata). 24<br />
Unter welchen Langzeitfolgen die Betroffenen <strong>im</strong> Einzelfall leiden, hängt<br />
vom Zusammenspiel <strong>der</strong> individuellen Belastungen <strong>und</strong> Ressourcen 25 ab,<br />
die in ihrem Zusammenwirken manche Problemlagen abfe<strong>der</strong>n <strong>und</strong> eine<br />
positive Entwicklung begünstigen können. 26<br />
23 Belege hierfür finden sich für verschiedene Belastungen. Folgende Zusammenhänge seien<br />
exemplarisch beschrieben: Kin<strong>der</strong>, die hinsichtlich ihrer körperlichen Entwicklung beson<strong>der</strong>s<br />
verletzlich schienen, z. B. Frühgeborene, zeigten beson<strong>der</strong>s negative Effekte von Vernachlässi-<br />
gung (Mackner u. a. 1997, Strathearn et al. 2001 u. a.). Nach sexueller Misshandlung entwi-<br />
ckeln Kin<strong>der</strong> <strong>im</strong> Mittel schwerwiegen<strong>der</strong>e Symptome bei geringem emotionalen Rückhalt in<br />
<strong>der</strong> Familie, etwa Eltern, die verleugnend, ablehnend o<strong>der</strong> gar bestrafend reagieren (Unterstal-<br />
ler 2006b).<br />
24 Übersichten zum Forschungsstand über die Folgen physischer <strong>Kindes</strong>misshandlung finden<br />
sich u.a. bei Kolko 2002, Kaplan u. a. 1999. Im Verhältnis zur physischen Misshandlung<br />
deutlich weniger, jedoch zur psychischen Misshandlung wesentlich mehr Ergebnisse liegen zu<br />
den Auswirkungen von <strong>Kindes</strong>vernachlässigung vor. Einen Forschungsüberblick bieten u. a.<br />
Hildyard/Wolfe 2002.<br />
25 Die Resilienzforschung belegt, dass verschiedene Ressourcen in ihrem Zusammenwirken<br />
die psychische Wi<strong>der</strong>standsfähigkeit des <strong>Kindes</strong> gegenüber biologischen, psychologischen <strong>und</strong><br />
psychosozialen Entwicklungsrisiken, etwa Misshandlung <strong>und</strong> Vernachlässigung, steigern<br />
können. Zu den personalen Ressourcen zählen u.a.: mindestens eine stabile Bezugsperson, die<br />
Vertrauen <strong>und</strong> Autonomie för<strong>der</strong>t, Problemlösefertigkeiten, hohe Sozialkompetenz, Selbst-<br />
wirksamkeitsüberzeugung, positive Interessen. Soziale Ressourcen <strong>im</strong> familialen <strong>und</strong> außerfa-<br />
milialen Umfeld umfassen z. B. ein angemessenes Erziehungsverhalten, Stabilität <strong>und</strong> kon-<br />
struktive Kommunikation in <strong>der</strong> Familie, ein unterstützendes soziales Netzwerk sowie<br />
Ressourcen auf kommunaler Ebene (Angebote <strong>der</strong> Betreuung <strong>und</strong> För<strong>der</strong>ung von Kin<strong>der</strong>n<br />
etc.).<br />
26 Ressourcen können Kin<strong>der</strong> <strong>und</strong> Jugendliche bei <strong>der</strong> Bewältigung belasten<strong>der</strong> Entwick-<br />
lungsbedingungen unterstützen, wenngleich schädigende Wirkungen schwerwiegen<strong>der</strong><br />
Gewalterfahrungen in <strong>der</strong> Regel nicht aufgefangen werden können (Lillig 2006).<br />
38<br />
Arbeitsstelle Kin<strong>der</strong>- <strong>und</strong> Jugendkr<strong>im</strong>inalitätsprävention (Hrsg.):<br />
<strong>Strategien</strong> <strong>der</strong> <strong>Gewaltprävention</strong> <strong>im</strong> <strong>Kindes</strong>- <strong>und</strong> <strong>Jugendalter</strong>.<br />
Eine Zwischenbilanz in sechs Handlungsfel<strong>der</strong>n. München 2007.<br />
www.dji.de/jugendkr<strong>im</strong>inalitaet