Strategien der Gewaltprävention im Kindes- und Jugendalter - DJI
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Bilanz, Herausfor<strong>der</strong>ungen <strong>und</strong> Anregungen<br />
4.2 Gewalthandeln von Kin<strong>der</strong>n <strong>und</strong> Jugendlichen als Aufgabe für Erziehung<br />
Die vorangegangene Standortbest<strong>im</strong>mung provoziert unweigerlich die<br />
Frage nach den zukünftigen Perspektiven. Im Folgenden sollen diese<br />
– soweit <strong>der</strong>zeit absehbar – aus fachlicher Sicht beschrieben werden.<br />
Neben <strong>der</strong> Fachpraxis ist hier auch die Politik ein zentraler Adressat, weil<br />
die notwendigen Rahmenbedingungen <strong>im</strong>mer auch Anregung <strong>und</strong> Unterstützung<br />
durch die Politik benötigen. Deshalb wurden einige zentrale<br />
Herausfor<strong>der</strong>ungen für die Politik in einem eigenen Papier für die Ministerpräsidentenkonferenz<br />
zusammengefasst. Auf <strong>der</strong> Sitzung <strong>der</strong> Ministerpräsidenten<br />
<strong>im</strong> Oktober 2006 wurde dieses »Unterrichtungspapier«, das<br />
<strong>im</strong> Anhang dieses Berichtes dokumentiert ist, dankend zur Kenntnis<br />
genommen (3 Kap. 5.1).<br />
Die Formulierung fachlich begründeter Perspektiven setzt einen nachvollziehbaren<br />
Bezugsrahmen voraus. Den beschriebenen Entwicklungen in<br />
<strong>der</strong> <strong>Gewaltprävention</strong> liegt trotz aller Unterschiedlichkeiten <strong>der</strong> <strong>Strategien</strong><br />
ein aus unserer Sicht gemeinsamer <strong>und</strong> weithin geteilter Gedanke<br />
zugr<strong>und</strong>e: Gewalt <strong>im</strong> <strong>Kindes</strong>- <strong>und</strong> <strong>Jugendalter</strong> kann nur nachhaltig entgegengewirkt<br />
werden, wenn man sich mit ihr alters- <strong>und</strong> situationsangemessen<br />
offensiv auseinan<strong>der</strong>setzt. Gewaltfreiheit bzw. die Ächtung von<br />
Gewalt stellen nach wie vor erstrebenswerte <strong>und</strong> universell gültige Ziele<br />
<strong>im</strong> Zusammenleben von Menschen dar. Zugleich erweist sich aber Gewalt<br />
gerade <strong>im</strong> <strong>Kindes</strong>- <strong>und</strong> <strong>Jugendalter</strong> in ihren unterschiedlichen Formen<br />
<strong>im</strong>mer auch als ein Phänomen aller bekannten Gesellschaften. Zur Debatte<br />
steht deshalb nicht die Frage, ob es überhaupt Gewalt <strong>im</strong> <strong>Kindes</strong>- <strong>und</strong><br />
<strong>Jugendalter</strong> gibt bzw. geben sollte, son<strong>der</strong>n wie mit ihr umgegangen<br />
wird.<br />
Vor diesem Hintergr<strong>und</strong> kommt es aus unserer Sicht darauf an, Gewalthandeln<br />
<strong>im</strong> <strong>Kindes</strong>- <strong>und</strong> <strong>Jugendalter</strong> angemessen zu begegnen, d. h.<br />
unter Berücksichtigung <strong>der</strong> von den Kin<strong>der</strong>n <strong>und</strong> Jugendlichen typischerweise<br />
zu leistenden Entwicklungsaufgaben. Dazu gehört in unserer<br />
Gesellschaft z. B., das »Bewohnen« des eigenen Körpers o<strong>der</strong> den Um-<br />
gang mit Sexualität zu erlernen, den Umbau <strong>der</strong> sozialen Beziehungen<br />
(schrittweise Verselbstständigung, Ablösung vom Elternhaus, Aufbau von<br />
Fre<strong>und</strong>eskreisen) zu bewältigen, die verän<strong>der</strong>ten Leistungsanfor<strong>der</strong>ungen,<br />
die Ausbildung einer eigenen Identität sowie eines moralischen <strong>und</strong><br />
politischen Bewusstseins zu bewerkstelligen – kurz, die Adoleszenz, die<br />
Aneignung <strong>der</strong> Welt (Bildung) <strong>und</strong> die Berufswahl zu vollziehen (vgl. z. B.<br />
Fend 2005). Von beson<strong>der</strong>er Bedeutung ist schließlich die Ausbildung <strong>der</strong><br />
Fähigkeit, trotz <strong>der</strong> vor allem medial vermittelten, aber auch selbst erfah-<br />
287<br />
Arbeitsstelle Kin<strong>der</strong>- <strong>und</strong> Jugendkr<strong>im</strong>inalitätsprävention (Hrsg.):<br />
<strong>Strategien</strong> <strong>der</strong> <strong>Gewaltprävention</strong> <strong>im</strong> <strong>Kindes</strong>- <strong>und</strong> <strong>Jugendalter</strong>.<br />
Eine Zwischenbilanz in sechs Handlungsfel<strong>der</strong>n. München 2007.<br />
www.dji.de/jugendkr<strong>im</strong>inalitaet