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Strategien der Gewaltprävention im Kindes- und Jugendalter - DJI

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<strong>Strategien</strong> <strong>der</strong> <strong>Gewaltprävention</strong> <strong>im</strong> Jugendstrafvollzug<br />

c) Die erhebliche Verstärkung des hohen Gewaltpotentials des »freien«<br />

Drogenmarktes unter den Subkulturbedingungen <strong>der</strong> »normalen« JVA-<br />

Unfreiheit<br />

Die Drogenproblematik junger Inhaftierter hat sich deutlich verschärft.<br />

Der Anteil <strong>der</strong> Betäubungsmittel-Delinquenten lag 2002 bei 9,3% junger<br />

Inhaftierter. Diese sind nicht zwangsläufig identisch mit <strong>der</strong> Klientel <strong>der</strong><br />

Drogenabhängigen. Deren Anteil wird auf bis zu 30% männlicher <strong>und</strong><br />

bis zu 70% weiblicher Inhaftierter o<strong>der</strong> mehr je nach Vollzugsart beziffert.<br />

Bisher nicht betroffene Inhaftierte können unter Haftbedingungen<br />

zu Drogenabhängigen werden (vgl. Walter 1999). Aggressions- <strong>und</strong><br />

gewaltrelevant sind sowohl Entzugserscheinungen als auch Folgen<br />

anstaltsinternen Dogenkonsums (Unter-Druck-Setzung von Angehörigen,<br />

Fre<strong>und</strong>en <strong>und</strong> an<strong>der</strong>en zur Beschaffung <strong>und</strong> Einschmuggelung von Drogen,<br />

die Verschuldung bei Mitgefangenen, um den eigenen Drogenkonsum<br />

finanzieren zu können sowie die meist gewalthaltige Eintreibung<br />

dieser Schulden, sofern nicht pünktlich zurückgezahlt wird).<br />

d) Die Verstärkung des gr<strong>und</strong>sätzlich <strong>im</strong>manent hohen Potentials an<br />

Gewaltattraktivität durch »Peergroup-Kontakte« unter den Subkulturbedingen<br />

<strong>der</strong> JVA<br />

Gruppen Mitgefangener gewinnen während <strong>der</strong> Haftzeit an sozialer<br />

Bedeutung. Viele Aktivitäten konzentrieren sich darauf, von diesen<br />

akzeptiert zu werden. Sie dienen als Modelle kontextangemessenen<br />

Verhaltens. Brechen von Verhaltensregeln, Kritik an Mitarbeiterinnen <strong>und</strong><br />

Mitarbeitern <strong>und</strong> geltenden Regeln sowie aggressives Verhalten werden<br />

positiv verstärkt. Gesellschaftlich normkonforme Verhaltensweisen werden<br />

abgelehnt bzw. negativ sanktioniert (vgl. Greve/Hosser 1998). Ob<br />

diese situativen Anpassungsmuster Beständigkeit auch nach Haftentlassung<br />

<strong>im</strong> Sinne <strong>der</strong> Alltagsannahme von Vollzug als »Schule des Verbrechens«<br />

aufweisen, ist unklar (ebd.). Bei jungen Mehrfachtätern ist nach<br />

Haftentlassung selten die völlige Vermeidung alter, delinquenter Peergroup-Kontakte<br />

beobachtbar. Sie bleibt die wichtigste Bezugsgruppe<br />

vieler Heranwachsen<strong>der</strong> bzw. Jungerwachsener, vor allem Unverheirateter<br />

(vgl. Stelly/Thomas 2003). Erhebliche Anteile junger Haftentlassener<br />

haben kaum Rückkehrmöglichkeiten in intakte Familien o<strong>der</strong> nicht-delinquente<br />

Fre<strong>und</strong>eskreise. U.U. hilfreiche Partnerschaften werden nach<br />

kurzer Haftzeit beendet. Kontakte zur Herkunftsfamilie während <strong>der</strong> Haft<br />

sind für viele Inhaftierte die Ausnahme (vgl. Hosser/Greve 2002). Dies<br />

galt nur für Probanden, die überhaupt solche Bezugspersonen hatten.<br />

Das Problem fehlen<strong>der</strong> Stabilisierung <strong>im</strong> Vollzug möglicherweise erworbener<br />

aggressionshemmen<strong>der</strong> bzw. prosozialer Verhaltensweisen verweist<br />

auf Notwendigkeiten einer Nachbegleitung <strong>im</strong> o.g. Sinne. Hetero-<br />

233<br />

Arbeitsstelle Kin<strong>der</strong>- <strong>und</strong> Jugendkr<strong>im</strong>inalitätsprävention (Hrsg.):<br />

<strong>Strategien</strong> <strong>der</strong> <strong>Gewaltprävention</strong> <strong>im</strong> <strong>Kindes</strong>- <strong>und</strong> <strong>Jugendalter</strong>.<br />

Eine Zwischenbilanz in sechs Handlungsfel<strong>der</strong>n. München 2007.<br />

www.dji.de/jugendkr<strong>im</strong>inalitaet

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