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Strategien der Gewaltprävention im Kindes- und Jugendalter - DJI

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Jungenspezifische Ansätze in <strong>der</strong> <strong>Gewaltprävention</strong><br />

17. Elternarbeit<br />

Es gibt zwar inzwischen einige Konzepte Geschlechter differenzieren<strong>der</strong><br />

Elternarbeit, sie kommt in <strong>der</strong> Praxis aber kaum vor. Elternarbeit ist eine<br />

festgeschriebene Aufgabe in den Handlungsfel<strong>der</strong>n Kin<strong>der</strong>garten, Hort<br />

o<strong>der</strong> Gr<strong>und</strong>schule. In diesem Alter haben die Eltern auf die Kin<strong>der</strong> noch<br />

großen Einfluss, doch Elternabende, zu denen bewusst die Väter eingeladen<br />

werden, um mit ihnen z. B. über ihre wichtige Vorbildfunktion für die<br />

Jungen zu reden, werden zwar von allen als wünschenswert geschil<strong>der</strong>t,<br />

es gibt sie aber so gut wie nicht. Elternarbeit mit Migranten leidet unter<br />

sprachlichen <strong>und</strong> kulturellen Verständigungsschwierigkeiten, d.h., es<br />

gibt Probleme bei <strong>der</strong> Weitergabe von Informationen, <strong>im</strong> Einhalten von<br />

Regeln <strong>und</strong> Vereinbarungen. Die Auffassungen <strong>im</strong> Erziehungsverhalten<br />

unterscheiden sich (z. B. be<strong>im</strong> geschlechtsspezifischen Rollenverhalten,<br />

Essgewohnheiten o<strong>der</strong> hinsichtlich des Ehrverständnisses). Hier sind neue<br />

Wege <strong>der</strong> Elternarbeit notwendig; <strong>im</strong>merhin scheint es vorrangig <strong>im</strong><br />

Kin<strong>der</strong>gartenbereich Ansätze dazu zu geben. Dies sollte geför<strong>der</strong>t <strong>und</strong><br />

hinsichtlich ihrer übertragbaren Erfahrungen ausgewertet werden.<br />

Zu wenig werden die Erwartungen <strong>der</strong> Eltern (auch <strong>der</strong> Väter) mit Migrationshintergr<strong>und</strong><br />

an die Institutionen wie Kin<strong>der</strong>garten o<strong>der</strong> Schule einbezogen,<br />

die vielleicht neue Zugänge ermöglichen. So sind z. B. Erzieherinnen<br />

für Aussiedlereltern Autoritäten in <strong>der</strong> Erziehung, ein Vorteil, <strong>der</strong><br />

in <strong>der</strong> praktischen Arbeit aber schnell wie<strong>der</strong> verspielt wird, weil dies den<br />

Erzieherinnen nicht bewusst ist <strong>und</strong> sie damit auch nicht umgehen können.<br />

Gerade in <strong>der</strong> geschlechtsspezifischen Erziehung bleibt bisher unberücksichtigt,<br />

welche Rolle die älteren Brü<strong>der</strong> spielen, die sich aus Traditions-<br />

<strong>und</strong> Religionsgründen um die jüngeren Geschwister kümmern<br />

müssen <strong>und</strong> damit in vielfacher Hinsicht unter den neuen Lebensbedingungen<br />

überlastet sind.<br />

18. Die europäische D<strong>im</strong>ension<br />

In den europäischen Debatten finden sich Fragen zur Jungenarbeit in<br />

Verbindung mit Fragen zur <strong>Gewaltprävention</strong> hauptsächlich in Fachkreisen.<br />

Daneben kommen sie in den Debatten in den Verbänden <strong>und</strong> in<br />

offenen Arbeitsbereichen vor, in den Handlungsfel<strong>der</strong>n selbst haben sie<br />

mit ähnlichen Problemen zu kämpfen wie in Deutschland. Auch wenn <strong>der</strong><br />

zukünftige Ausbau von jungenspezifischen Ansätzen, auch von gewaltpräventiven,<br />

unter Fachleuten weitgehend Konsens ist, in <strong>der</strong> Praxis lässt<br />

sich dazu wenig finden. Wenn z. B. <strong>im</strong> Sport o<strong>der</strong> in <strong>der</strong> außerschulischen<br />

Jugendarbeit Österreich o<strong>der</strong> die Schweiz ähnliche Ergebnisse erzielen<br />

wie Deutschland, bleibt dieser Ansatz doch weitgehend defizitär. Hier<br />

bleibt ein weites Betätigungsfeld.<br />

349<br />

Arbeitsstelle Kin<strong>der</strong>- <strong>und</strong> Jugendkr<strong>im</strong>inalitätsprävention (Hrsg.):<br />

<strong>Strategien</strong> <strong>der</strong> <strong>Gewaltprävention</strong> <strong>im</strong> <strong>Kindes</strong>- <strong>und</strong> <strong>Jugendalter</strong>.<br />

Eine Zwischenbilanz in sechs Handlungsfel<strong>der</strong>n. München 2007.<br />

www.dji.de/jugendkr<strong>im</strong>inalitaet

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