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Strategien der Gewaltprävention im Kindes- und Jugendalter - DJI

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Bernd Holthusen / Heiner Schäfer<br />

rest akzeptiert. Die Anbieter <strong>der</strong> Kurse arbeiten zwar mit unterschiedlichen<br />

Methoden, aber »Integration« <strong>und</strong> »Konfrontation« gelten durchgehend<br />

als wesentliche Prinzipien. Auch hier gilt gr<strong>und</strong>sätzlich: nicht die<br />

Person, son<strong>der</strong>n das gewalttätige Verhalten wird abgelehnt. Die Jugendlichen<br />

sollen lernen, ohne o<strong>der</strong> mit möglichst wenig Gewalt zu leben. Sie<br />

lernen, Regeln <strong>und</strong> Normen einzuhalten, vorausschauend zu handeln,<br />

ihre Reflexionsfähigkeit zu verbessern, Verantwortung zu übernehmen,<br />

ihr Selbstbewusstsein zu stärken, mehr Ausdrucksmöglichkeiten zu haben<br />

<strong>und</strong> Konflikte gewaltfrei zu lösen. Ihre <strong>Strategien</strong> zur Rechtfertigung von<br />

Gewalt werden aufgedeckt. Die Teilnehmerzahl ist auf etwa 10 Personen<br />

begrenzt, <strong>der</strong> Kurs dauert einige Wochen <strong>und</strong> zwischen Veranstalter <strong>und</strong><br />

Teilnehmer wird ein Vertrag geschlossen. Häufig ist Erlebnispädagogik<br />

ein Teil <strong>der</strong> Angebote. Dass sie bei straffälligen Jugendlichen angewendet<br />

wird, ist in <strong>der</strong> Öffentlichkeit zu Unrecht als »Belohnung« für Straftäter<br />

in Verruf geraten. Tatsächlich können mit Erlebnispädagogik jene Jugendlichen<br />

angesprochen werden, die sonst kaum erreichbar wären. So können<br />

sie Erfolg <strong>und</strong> Selbstwert mit an<strong>der</strong>en gemeinsam erleben. Die<br />

sozialen Trainingskurse wurden in den beiden letzten Jahrzehnten kontinuierlich<br />

weiterentwickelt <strong>und</strong> in den neunziger Jahren hat die »B<strong>und</strong>esarbeitsgemeinschaft<br />

Ambulante Maßnahmen« in <strong>der</strong> Deutschen Vereinigung<br />

für Jugendgerichte <strong>und</strong> Jugendgerichtshilfen (DVJJ) Mindeststandards<br />

formuliert (vgl. DVJJ 2000).<br />

Auch das Anti-Aggressivitäts-Training betont die Prinzipien Akzeptanz<br />

<strong>und</strong> Konfrontation (vgl. Weidner 1993). Die deliktspezifische, lerntheoretisch-kognitive<br />

Methode für aggressive Wie<strong>der</strong>holungstäter arbeitet mit<br />

einem Curriculum <strong>und</strong> will Gewaltbereitschaft reduzieren. Auf dem »Heißen<br />

Stuhl« werden die Teilnehmer gewollt provoziert <strong>und</strong> mit ihren Tatverharmlosungen,<br />

den Rechtfertigungen, den Folgen <strong>der</strong> Tat sowie mit<br />

ihren Wi<strong>der</strong>sprüchen <strong>und</strong> Schwächen konfrontiert. Die jungen Männer 65<br />

sollen lernen, mit Provokationen umzugehen, sie sollen ruhiger <strong>und</strong><br />

überlegter reagieren können. Die Methode richtet sich gezielt an Jugendliche<br />

<strong>und</strong> Heranwachsende, die mehrfach wegen Gewaltdelikten verurteilt<br />

worden sind, die sich häufig schlagen <strong>und</strong> scheinbar Spaß daran<br />

haben, Gewalt als Lösung von Problemen anzusehen, gezielt Macht über<br />

an<strong>der</strong>e ausüben wollen <strong>und</strong> leicht reizbar sind. Das Anti-Aggressivitäts-<br />

Training verläuft in vier Phasen: nach <strong>der</strong> Entwicklung einer Gruppendynamik<br />

folgen zunächst die Konfrontation mit <strong>der</strong> Gewalt <strong>und</strong> <strong>der</strong>en<br />

Folgen, danach <strong>der</strong> »heiße Stuhl« <strong>und</strong> schließlich werden Tatschuld sowie<br />

65 Mit diesen Angeboten werden fast ausschließlich Jungen erreicht, Kurse für Mädchen<br />

gibt es nur wenige.<br />

152<br />

Arbeitsstelle Kin<strong>der</strong>- <strong>und</strong> Jugendkr<strong>im</strong>inalitätsprävention (Hrsg.):<br />

<strong>Strategien</strong> <strong>der</strong> <strong>Gewaltprävention</strong> <strong>im</strong> <strong>Kindes</strong>- <strong>und</strong> <strong>Jugendalter</strong>.<br />

Eine Zwischenbilanz in sechs Handlungsfel<strong>der</strong>n. München 2007.<br />

www.dji.de/jugendkr<strong>im</strong>inalitaet

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