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Strategien der Gewaltprävention im Kindes- und Jugendalter - DJI

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<strong>Kindes</strong>wohl <strong>und</strong> <strong>Kindes</strong>wohlgefährdung<br />

Dabei lassen sich »enge« <strong>und</strong> »weite« Definitionen sexuellen Missbrauchs<br />

differenzieren. Enge Definitionen beziehen ausschließlich Handlungen mit<br />

direktem <strong>und</strong> eindeutig als sexuell identifizierbaren Körperkontakt zwischen<br />

Opfer <strong>und</strong> Tätern bzw. Täterinnen ein (d.h. unmittelbarer, <strong>der</strong> sexuellen<br />

Bedürfnisbefriedigung des Erwachsenen dienen<strong>der</strong> Hautkontakt mit<br />

<strong>der</strong> Brust o<strong>der</strong> den Genitalien des <strong>Kindes</strong> bis hin zur vaginalen, analen<br />

o<strong>der</strong> oralen Vergewaltigung) (vgl. Wipplinger/Amann 1998). Weite Definitionen<br />

von sexuellem Missbrauch umfassen zudem sexuelle Handlungen<br />

mit indirektem Körperkontakt (z. B. durch Kleidungsstücke) <strong>und</strong> ohne<br />

Körperkontakt wie z. B. Exhibitionismus. Somit werden auch <strong>der</strong>en schädigende<br />

Auswirkungen berücksichtigt. Mit den vielfältigen Definitionen<br />

werden Grenzziehungen versucht, um die Einschätzung <strong>im</strong> Einzelfall zu<br />

erleichtern. Diese Grenzziehung ist häufig sehr schwierig, da keine <strong>der</strong><br />

vorhandenen Definitionen allen Grenzfällen gerecht wird (vgl. Unterstaller<br />

2006a).<br />

Das heißt, dass die Klassifikation einer Handlung als sexueller Missbrauch<br />

schwierig sein kann. Verschiedene Kriterien helfen, eine Einschätzung zu<br />

ermöglichen, ob eine Handlung als sexueller Missbrauch anzusehen ist<br />

o<strong>der</strong> nicht. Hier ist beispielsweise das Machtgefälle zwischen Täter <strong>und</strong><br />

Täterinnen <strong>und</strong> Opfern zu nennen. Zwischen Erwachsenen <strong>und</strong> Kin<strong>der</strong>n<br />

trägt dieses Kriterium nicht zu einer weiteren Differenzierung bei, aber<br />

bei sexuellen Handlungen zwischen Min<strong>der</strong>jährigen, beispielsweise unter<br />

Geschwistern, hilft es in <strong>der</strong> Beurteilung weiter. Als weiteres Kriterium<br />

wird die Intention <strong>der</strong> Täter <strong>und</strong> Täterinnen genannt. Gerade dieser<br />

Aspekt ist aber oft für Dritte schwer zu erschließen, die die berichtete<br />

Situation beurteilen sollen.<br />

Darüber hinaus sind folgende Kriterien in <strong>der</strong> Fachliteratur zu finden:<br />

»(...) die Altersdifferenz zwischen Opfer <strong>und</strong> Tätern bzw. Täterinnen, das<br />

Gefühl des Opfers, missbraucht worden zu sein, die Folgen des Missbrauchs,<br />

<strong>der</strong> Einsatz von Zwang <strong>und</strong> Gewalt durch den Täter bzw. die<br />

Täterin, <strong>der</strong> Aufbau eines Gehe<strong>im</strong>haltungsdrucks, das mangelnde Einfühlungsvermögen<br />

des Täters bzw. <strong>der</strong> Täterin sowie kulturelle Hintergründe«<br />

(siehe Unterstaller 2006a: 6-3).<br />

Bange <strong>und</strong> Deegener (1996: 105) formulieren eine weitere Definition,<br />

die diese genannten Kriterien beinhaltet: »Sexueller Missbrauch ist jede<br />

sexuelle Handlung, die an o<strong>der</strong> vor einem Kind entwe<strong>der</strong> gegen den<br />

Willen des <strong>Kindes</strong> vorgenommen wird o<strong>der</strong> <strong>der</strong> das Kind aufgr<strong>und</strong> körperlicher,<br />

psychischer, kognitiver o<strong>der</strong> sprachlicher Unterlegenheit nicht<br />

wissentlich zust<strong>im</strong>men kann. Der Täter nutzt seine Macht- <strong>und</strong> Autori-<br />

33<br />

Arbeitsstelle Kin<strong>der</strong>- <strong>und</strong> Jugendkr<strong>im</strong>inalitätsprävention (Hrsg.):<br />

<strong>Strategien</strong> <strong>der</strong> <strong>Gewaltprävention</strong> <strong>im</strong> <strong>Kindes</strong>- <strong>und</strong> <strong>Jugendalter</strong>.<br />

Eine Zwischenbilanz in sechs Handlungsfel<strong>der</strong>n. München 2007.<br />

www.dji.de/jugendkr<strong>im</strong>inalitaet

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